Deutschlandwetter im Dezember 2010: Kältester Dezember seit 1969
Offenbach, 30. Dezember 2010 Das Ende November begonnene Winterwetter setzte sich im ganzen Dezember weiter fort. Vor allem im Norden und Osten Deutschlands dominierte oft skandinavische Kaltluft, während der äusserste Süden zeitweise in eine milde, südliche Strömung gelangte. Im Übergangsbereich beider Luftmassen entstanden aussergewöhnlich starke Schneefälle, die auch im Flachland zu lange nicht erlebten Schneehöhen führten. Am Ende war der Monat gegenüber dem Soll deutlich zu kalt, zu nass und sonnenscheinarm. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.
Kältester Dezember seit 1969
Die Durchschnittstemperatur lag im Dezember 2010 mit -3,5 Grad Celsius ( °C) um 4,3 Grad unter dem vieljährigen Klimawert von 0,8 °C. Damit erlebte Deutschland in der Fläche den kältesten Dezember seit 1969 (-4,7 °C). Vor allem der Norden und Osten befand sich fast ständig in der eingeflossenen skandinavischen Kaltluft. So schaffte es das Quecksilber in Wiesenburg, südwestlich von Potsdam, nur an vier Tagen über den Gefrierpunkt. In Sohland an der Spree, südlich von Bautzen, trat in acht Nächten strenger Frost von unter €‘20 °C auf. Die bundesweit tiefste Temperatur meldete jedoch am 26. Bad Königshofen in Unterfranken mit -24,0 °C. Im Süden, hauptsächlich im Alpenvorland, konnte sich mit Föhnunterstützung gelegentlich auch sehr milde Luft durchsetzen, die dort den gefallenen Schnee teilweise zum Schmelzen brachte: So meldete München-Stadt am 8. plus 15,4 °C!
Rekordschneefälle und deutschlandweit weisse Weihnachten
Die mittlere Niederschlagsmenge übertraf im Dezember 2010 mit rund 84 Litern pro Quadratmeter (l/m ²) das Soll von 70 l/m ² um 20 Prozent. Häufig befand sich eine Luftmassengrenze quer über Deutschland, die sich nur wenig südwärts oder nordwärts verlagerte. An ihr fielen immer wieder enorme Neuschneemengen, so am 10. in Riedenburg an der Altmühl mit 30 cm, am 17. in Lenzkirch-Ruhbühl im östlichen Schwarzwald mit 29 cm oder am 25. in Heinrichsthal im bayerischen Spessart mit 37 cm Neuschnee. Am Flughafen in Frankfurt summierte sich die Neuschneemenge im gesamten Monat auf 59 cm. Das gab es dort seit Aufzeichnungsbeginn noch nie. An vielen Messstellen stellten die DWD-Experten neue Monatsrekorde der Maximalen Schneehöhe fest: beispielsweise am 26. in Gera-Leumnitz mit 70 cm. Überall in Deutschland konnten die Menschen erstmals seit 1981 ein weisses Weihnachtsfest feiern.
An der Nordseeküste sonnig, sonst gebietsweise recht trüb
Der Dezember 2010 blieb in Deutschland mit 29 Stunden Sonnenschein um 24 Prozent unter dem Soll von 38 Stunden. Die sonnenscheinreichste Region war die Nordseeküste: List auf Sylt meldete 79 Stunden. Sonnenscheinmangel herrschte vor allem in der Mitte des Landes. Der Kahle Asten im Sauerland kam nur auf 12 Stunden.
Das Wetter in den Bundesländern im Dezember 2010
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte)
Schleswig-Holstein und Hamburg: Der Dezember 2010 stellte mit €‘3,8 °C (1,8 °C) in Schleswig-Holstein einen neuen Temperaturrekord auf. Auch an den meisten Stationen wurden die alten Tiefstwerte, meist aus den Jahren 1981 oder gar 1969, unterboten. In Hamburg betrug die mittlere Temperatur -3,6 °C (2,0 °C). Bei der Niederschlagsmenge erreichte Hamburg mit 45 l/m ² nur 66 Prozent des Solls (67 l/m ²), Schleswig-Holstein, das trockenste Bundesland, mit 41 l/m ² (73 l/m ²) sogar nur 57 Prozent. Schönhagen nördlich von Schleswig war im Dezember mit nur 20 l/m ² der trockenste deutsche Ort. In Hamburg schien die Sonne 41 Stunden (33 Stunden) lang. Schleswig-Holstein zeigte sich mit 44 Stunden (35 Stunden) als zweitsonnenscheinreichstes Bundesland. Hier lagen die sonnigsten Stationen des Monats, angeführt von List auf Sylt mit 79 Stunden.
Niedersachsen und Bremen: In Niedersachsen betrug die Temperatur im Dezember -3,6 °C (1,9 °C) und die Niederschlagsmenge 60 l/m ² (72 l/m ²). Beim Sonnenschein fehlten mit 30 Stunden acht Prozent zum Soll (33 Stunden). Bremen war dagegen mit 48 Sonnenstunden (34 Stunden) deutscher Spitzenreiter. Die Temperatur lag hier bei €‘3,3 °C (2,2 °C) und beim Niederschlag gehörte es mit 46 l/m ² (64 l/m ²) zu den trockenen Bundesländern.
Mecklenburg-Vorpommern: Für Mecklenburg-Vorpommern ermittelten die Experten des DWD im Dezember 2010 durchschnittlich €‘4,2 °C (1,1 °C), 52 l/m ² (49 l/m ²) und 29 Sonnenstunden (36 Stunden).
Brandenburg und Berlin: Berlin war mit -4,6 °C (1,2 °C) zusammen mit Sachsen das zweitkälteste, Brandenburg mit -4,7 °C (0,9 °C) sogar das kälteste Bundesland. Damit wurde in Berlin der alte Temperaturrekord eingestellt, in Brandenburg sogar unterboten. In Wiesenburg, südwestlich von Potsdam, kletterte das Quecksilber nur an vier Tagen über den Gefrierpunkt. Auch beim Sonnenschein notierte der DWD für Berlin als Schlusslicht mit 19 Stunden (36 Stunden) einen neuen Dezember-Minusrekord. In Brandenburg schien die Sonne 26 Stunden (34 Stunden) lang. Die Niederschlagsmenge betrug in Brandenburg 58 l/m ² (49 l/m ²) und in Berlin 63 l/m ² (53 l/m ²). Die Schneehöhen erreichten auch in Berlin tlw. Rekordwerte: So lag in Berlin-Kaniswall die Schneedecke am 28. immerhin 46 cm hoch.
Sachsen-Anhalt: Sachsen-Anhalt zählte mit rund -4,5 °C (1,1 °C) zu den kälteren Regionen Deutschlands. Das bedeutete einen neuen Negativ-Temperaturrekord für den Dezember. Die Niederschlagsmenge lag mit 67 l/m ² (49 l/m ²) um 36 Prozent über und der Sonnenschein mit 30 Stunden (38 Stunden) um 21 Prozent unter dem Soll.
Sachsen: Mit -4,6 °C (0,3 °C) war Sachsen neben Berlin das zweitkälteste Bundesland. In Sohland an der Spree trat in acht Nächten strenger Frost von unter €‘20 °C auf und am 30. sank das Quecksilber auf €‘23,9 °C. Der Niederschlag überstieg in Sachsen mit 90 l/m ² den Klimawert (63 l/m ²) um 43 Prozent, die Sonnenscheindauer blieb mit 34 Stunden (42 Stunden) um 19 Prozent darunter.
Thüringen: Thüringen ordnete sich mit -4,5 °C (0,0 °C) bei den kalten Bundesländern ein. Der Dezember fiel hier mit 27 Stunden (39 Stunden) recht sonnenscheinarm und mit 81 l/m ² (59 l/m ²) deutlich zu nass aus. Extreme Schneefälle brachten am 25. in Langenwetzendorf-Göttendorf 29 cm Neuschnee. Am 26. Dezember wuchs die weisse Pracht in Gera-Leumnitz auf eine neue Rekordhöhe von 70 cm an.
Nordrhein-Westfalen: Der DWD notierte im Dezember 2010 hier €‘2,6 °C (2,3 °C) und 75 l/m ² (91 l/m ²). Nordrhein-Westfalen war mit durchschnittlich 21 Stunden (37 Stunden) das zweitsonnenscheinärmste Bundesland und der Kahle Asten im Sauerland mit nur 12 Stunden die sonnenscheinärmste deutsche Station.
Hessen: Die DWD-Experten registrierten für Hessen eine mittlere Temperatur von -3,4 °C (0,8 °C) und eine Niederschlagssumme von 83 l/m ² (73 l/m ²). Am Flughafen in Frankfurt summierte sich die Neuschneemenge in diesem Monat auf 59 cm. Mit 21 Stunden (32 Stunden) gehörte Hessen zu den sonnenscheinarmen Bundesländern.
Rheinland-Pfalz: Für Rheinland-Pfalz brachte der Dezember 2010 eine Durchschnittstemperatur von -2,5 °C (1,3 °C), eine Sonnenscheindauer von 24 Stunden (36 Stunden) und eine Niederschlagsmenge von 89 l/m ² (68 l/m ²). In Pirmasens fielen beachtliche 148 l/m ².
Saarland: Das Saarland präsentierte sich im Dezember 2010 mit durchschnittlich -2,2 °C (1,5 °C) als wärmstes und mit 120 l/m ² (91 l/m ²) als zweitnassestes Bundesland. In Weiskirchen lag der Schnee am 21. stolze 56 cm hoch. Die Sonne schien im Saarland 25 Stunden (41 Stunden) lang.
Baden-Württemberg: Baden-Württemberg war mit einem Temperaturmittel von -2,4 °C (0,3 °C) das zweitwärmste und mit einer Niederschlagsmenge von 125 l/m ² (73 l/m ²) das nasseste Bundesland. Freudenstadt im Schwarzwald war mit 198 l/m ² deutschlandweit die niederschlagsreichste Station. In der Nacht zum 25. fielen in Lauda-Königshofen an der Tauber 35 cm Neuschnee. Beim Sonnenschein erreichte Baden-Württemberg 35 Stunden (44 Stunden).
Bayern: Für Bayern errechneten die DWD-Experten im Schnitt -3,5 °C (-0,6 °C). Die bundesweit höchste Temperatur des Monats meldete München-Stadt am 8. mit 15,4 °C, die niedrigste trat in Bad Königshofen in Unterfranken am 26. mit -24,0 °C auf. In Bayern zeigte sich die Sonne 30 Stunden (42 Stunden) lang und es fielen 93 l/m ² Niederschlag (71 l/m ²). Ungewöhnlich starke und lang anhaltende Schneefälle brachten vom Heiligabend bis zum ersten Weihnachtsfeiertag im 450 m hoch gelegenen Heinrichsthal im Spessart 37 cm Neuschnee.
Quelle: DWD
*Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten zwei Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.