Wintereinbruch im östlichen Mittelmeer und im Nahen Osten
Athen (Griechenland) / Beirut (Libanon) / Damaskus (Syrien) / Jerusalem (Israel), 20.12.2010 Der Winter hat nicht nur Mittel- und Westeuropa fest im Griff, sondern auch im östlichen Mittelmeer und im Nahen Osten kam es vor einigen Tagen zu einem Wintereinbruch. Starker Schneefall blockierte Strassen und schnitt Ortschaften von der Aussenwelt ab. Ein Orkan mit Windgeschwindigkeiten von über 100 Kilometern pro Stunde beschädigte Häuser und führte an den Küste örtlich zu Überflutungen. Mindestens 31 Menschen starben durch die Auswirkungen des Unwetters. Betroffen von dem Wintereinbruch waren vor allem Griechenland, Zypern, der Libanon, Syrien, Jordanien und Israel. Weiter südlich, in Ägypten wirkte sich der Orkan als Sandsturm aus.
In Griechenland verursachte Schneefall erhebliche Verkehrsbehinderungen, nachdem es zum zweiten Wochenende des Dezembers innerhalb von 48 Stunden zu einem Temperatursturz von mehr als 20 °C kam. Im Norden des Landes sank das Thermometer teilweise auf -17 °C. Auf Kreta, wo zwei Tage vor dem Wintereinbruch mit 25 °C noch hochsommerliche Temperaturen erreicht wurden, mussten Kettenfahrzeuge einsetzt werden, um Wanderer in Sicherheit zu bringen, die von dem Wintereinbruch in den Bergen bei Rethymno und Iraklio überrascht wurden.
Der Orkan beschädigte in Israel Ampelanlagen und Leitungen der Stromversorgung und des Telefonnetzes, zahlreiche Bäume stürzten um, beschädigten Autos und blockierten Strassen. In der Hafenstadt Akko nördlich von Haifa sorgte eine Sturmflut für zusätzliche Probleme. Auf den Golanhöhen und in weiten Teilen der Region Galiläa fiel der Niederschlag als Schnee, in niederen Lagen um zwanzig Zentimeter, in geschützten Lagen am Hermon teilweise über 120 Zentimeter. Mehrere Strassenverbindungen waren unterbrochen.
Der Niederschlag beendete im Libanon, in Israel und in Syrien eine Trockenperiode, in deren Verlauf es noch Anfang Dezember im Karmel-Gebirge bei Haifa zum schwersten Waldbrand in der Geschichte des Staates Israel gekommen war. Durch den Brand wurden mehr als fünf Millionen Bäume vernichtet, 43 Menschen sind in den Flammen gestorben. Bei dem Sturm vor einigen Tagen kenterte vor der Küste Israels bei Aschdot ein moldawischer Frachter. Die elf ukrainischen Seeleute an Bord konnten in Sicherheit gebracht werden, teilte Radio Israel mit. Eine erste Schadensbilanz für die Häfen von Tel Aviv und Caesarea geht von einem Sachschaden in Millionenhöhe aus. Der Sturm sorgte für Verspätungen auf dem Flughafen Ben Gurion von Tel Aviv, und mehrere ankommende Flugzeuge konnten nicht landen, sondern mussten nach Larnaka auf Zypern umgeleitet werden. Ein russischer Tourist wurde am Samstag, dem 11. Dezember, am Strand bei Natanya von einer hohen Welle erfasst und mitgerissen. Seine Leiche wurde einen Tag später von Suchmannschaften gefunden.
Der Schneefall beeinträchtigte den Verkehr in Israel. Aus dem Norden kommende Züge waren über eine halbe Stunde verspätet. Zwischen den verschiedenen Bahnhöfen Tel Avivs wurde zeitweise ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Gestört war auch der Strassenverkehr. In Naharija trat wegen der starken Niederschläge der Fluss Hagaaton über die Ufer. Die Landstrasse 92 musste in der Nähe des Abzweiges Sussita für einige Stunden gesperrt werden, weil der Starkregen zahlreiche in der Gegend verlegte Landminen aus der Erde gespült hatte und somit Gefahr für Autofahrer bestand.
Durch den starken Schneefall konnten die Skigebiete am Hermon, dem höchsten Berg Israels, zum ersten mal seit vier Jahren bereits im Dezember in Betrieb gehen. Üblicherweise ist erst im Januar ausreichend Schnee vorhanden. Die guten Skibedingungen haben zu einem Besucheransturm mit Verkehrsstaus geführt.
Auch im Libanon führte der Wintereinbruch mit Schneefall auf bis zu 700 Meter über dem Meeresspiegel zu Verkehrsproblemen. Die wichtige Hauptstrasse Beirut Damaskus war wegen der Schneemassen nicht mehr befahrbar. Am Grenzübergang in Masnaa wurden nur allradgetriebene Fahrzeuge und Fahrzeuge mit Schneeketten durchgelassen. Nicht befahrbar waren auch die Strasse Zahlé Dhur al-Schweir und die Verbindung nach Dahr al-Baidar. Die Stromversorgung für zahlreiche Ortschaften des Schuf wurde nach Angaben von Électricité du Liban unterbrochen. In der Bekaa-Ebene verloren über 30 Ortschaften die Versorgung mit elektrischer Energie. Auch in den Städten Tyros und Nabtäa wurden Versorgungsleitungen für Elektrizität und Telefon stark beschädigt. Starker Wind führte in Sidon zum Kollaps einer Müllhalde. Dutzende Tonnen von Müll blockierten daraufhin die Hauptstrasse, die Sidon mit dem Landesinnern verbindet.
Bis zu zehn Meter hohe Wellen schlugen an die Küste des Libanon, wo mehrere Fischerboote zerstört und zahlreiche beschädigt wurden. Ghazi Aridi, der Minister für Verkehr und öffentliche Dienstleistungen hat Unterstützungszahlungen angekündigt. Auf dem internationalen Flughafen in Beirut wurden vier Kleinflugzeuge durch den Wind auf die Oberseite geworfen. In Tripolis im Norden des Libanon wurde eine Frau in ihrem Auto durch einen umstürzenden Baum erschlagen. Verbreitet riss der Sturm nicht ausreichend befestigte Plakatwände um und beschädigt Fahrzeuge.
Die meisten Häfen Ägyptens im Mittelmeer und im Roten Meer wurden wegen des Sturms geschlossen. Starker Wind führte dazu, dass wartende Schiffe einige Stunden lang nicht in den Suezkanal einfahren durften. Bereits im Kanal befindliche Schiffe mussten die Fahrt unterbrechen. Die Sicht in Kairo wurde durch den Sandsturm stark eingeschränkt. Mindestens 31 Menschen sind durch die Auswirkungen des Orkans in Ägypten gestorben. Zwanzig der Opfer kamen bei Verkehrsunfällen um, elf starben in den Trümmern einstürzender Gebäude, davon zehn beim Einsturz einer Textilfabrik in Alexandria. Ein Behördenvertreter sagte, der Kollaps des über 30 Jahre alten Gebäudes sei auf schlechtes Wetter und starken Regen zurückzuführen. Ein Kind kam beim Kollaps eines fünfstöckigen Gebäudes in Tanta im Nildelta um. Neun Personen wurden dabei verletzt. Eine Person war noch verschüttet.
Auch in Jordanien wirkte sich der Orkan als Sandsturm aus.
Quelle: Wikinews
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