Deutschlandwetter im Herbst 2010: Insgesamt etwas zu kalt – im Norden und Osten zu nass
Offenbach, 29. November 2010 Der Herbst 2010 verlief in Deutschland etwas zu kalt – bei nahezu ausgeglichener Sonnenscheindauer. Die Niederschlagsbilanz ist leicht überdurchschnittlich. Allerdings gab es regional grosse Unterschiede – im Norden und Osten war es deutlich zu nass. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.
Bis in den November oft noch recht mild, zum Ende dann kalt
In Deutschland lag die durchschnittliche Herbst-Temperatur 2010 mit rund 8,5 Grad Celsius ( °C) bundesweit um 0,3 Grad unter dem vieljährigen Klimawert von 8,8 °C. Mit abnehmender Tageslänge und täglich etwas niedriger stehender Sonne ging im Laufe des Herbstes auch das Quecksilber allmählich zurück. Der höchste Messwert wurde am 23. September in Ohlsbach südöstlich von Offenburg mit 26,1 °C erreicht. Ähnlich hohe Maxima mit jeweils 25,9 °C meldeten Wielenbach, nördlich von Weilheim, Elzach-Fisnacht im mittleren Schwarzwald und Baden-Baden-Geroldsau am 3. und 4. Oktober. Selbst im November, am 14., zeigte das Thermometer nochmals verbreitet um 20 Grad, wobei Oberstdorf mit 21,3 °C an der Spitze lag. Andererseits sank das Quecksilber in der zweiten Septemberhälfte örtlich bereits unter den Gefrierpunkt. Erst nach Einzug des Winters Ende November sanken die Temperaturen gebietsweise auch in den zweistelligen Minusbereich.
Regional sehr trocken im Norden und Osten sehr nass
Mit rund 208 Litern pro Quadratmeter (l/m ²) übertraf die mittlere Niederschlagsmenge im Herbst 2010 das Soll von 183 l/m ² um etwa 13 Prozent. Fast überall in Deutschland fiel der Oktober recht trocken aus. Besonders die östlichen Bundesländer verbuchten in diesem Monat ein Regendefizit, vor allem exakt die gleichen Gebiete in Sachsen, die Ende September nach kräftigem Dauerniederschlag noch von einem Hochwasser betroffen waren. September und November verlief dann wiederum recht nass. Grossen Anteil daran hatten die Ausläufer des Tiefs Carmen vom 11. bis zum 13. November, die sich besonders im Westen und Norden auswirkten. Nassester Ort im Herbst war Schierke im Harz mit 422 l/m ². Vor allem der Norden und Osten Deutschlands meldete einige neue Stationsrekorde. In Halle, Wittenberg und Magdeburg wurden die Niederschlagsmengen des Herbstes 1952 übertroffen. An den Stationen Niederbayerns bleib es dagegen besonders trocken: In Aldersbach-Kriestorf bei Vilshofen kamen nur 95 l/m ² zustande.
Ausgeglichene Sonnenscheinbilanz
Der Herbst 2010 erreichte in Deutschland mit 305 Stunden fast sein Sonnenscheinsoll von 311 Stunden. Die sonnenscheinreichste Region befand sich im äussersten Südwesten Deutschlands, mit Lenzkirch-Ruhbühl im östlichen Schwarzwald und 408 Stunden. Der Kahle Asten im Sauerland als sonnenärmste Station kam dagegen nur auf 206 Stunden.
Das Wetter in den Bundesländern im Herbst 2010
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte)
Schleswig-Holstein und Hamburg: Im Herbst 2010 lag die Durchschnittstemperatur in Schleswig-Holstein bei 8,8 °C (9,2 °C). Hamburg war mit 9,2 °C (9,6 °C) das zweitwärmste Bundesland. Beim Niederschlag betrug die Menge in Hamburg 241 l/m ² (196 l/m ²), Schleswig-Holstein präsentierte sich hier mit 305 l/m ² (233 l/m ²) als Spitzenreiter. Vereinzelt gab es neue Herbstrekorde. Besonders am 4.11. führte lang anhaltender und ergiebiger Regen in Schleswig-Holstein zu grossen Tagesmengen, wie z.B. in Wittenborn bei Bad Segeberg mit 64 l/m ². In Schleswig-Holstein zeigte sich die Sonne 307 Stunden (293 Stunden), in Hamburg waren es 279 Stunden (290 Stunden).
Niedersachsen und Bremen: Niedersachsen wies mit 8,9 °C (9,3 °C) ein eher hohes Temperaturmittel auf, Bremen belegte hier mit 9,4 °C (9,6 °C) sogar den ersten Rang. Niedersachsen war im Herbst mit 257 Stunden (287 Stunden) das sonnenscheinärmste und mit 246 l/m ² (186 l/m ²) das viertnasseste Bundesland. Drittnassester Ort im Herbst 2010 war Clausthal-Zellerfeld im Harz mit 413 l/m ². Auch Bremen zählte mit 273 Stunden (283 Stunden) zu den sonnenscheinarmen Bundesländern. Die Niederschlagsmenge betrug 239 l/m ² (188 l/m ²).
Mecklenburg-Vorpommern: Für Mecklenburg-Vorpommern notierten die Experten des DWD durchschnittlich 8,7 °C (9,0 °C), 213 Liter Niederschlag/m ² (145 l/m ²) und 306 Sonnenstunden (316 Stunden).
Brandenburg und Berlin: In Brandenburg registrierte man im Mittel 8,7 °C (9,2 °C) und 310 Stunden (313 Stunden) Sonnenschein. Die Niederschlagshöhe von 222 l/m ² übertraf das Soll (124 l/m ²) um 80 Prozent. Vereinzelt gab es neue Herbstrekorde. In Berlin betrug die Temperatur 8,9 °C (9,5 °C), die Niederschlagsmenge 206 l/m ² (128 l/m ²) und der Sonnenschein 290 Stunden (318 Stunden).
Sachsen-Anhalt: Der Herbst 2010 brachte hier einen Temperaturdurchschnitt von 8,7 °C (9,2 °C) und eine Sonnenscheindauer von 317 Stunden (307 Stunden). Beim Niederschlag kam Sachsen-Anhalt mit 248 l/m ², fast dem zweifachen des Solls (126 l/m ²), auf den dritten Platz. An einigen Stationen, wie Halle oder Magdeburg, gab es neue Herbstrekorde. Schierke im Harz war mit 422 l/m ² die bundesweit nasseste Station.
Sachsen: In Sachsen, dem drittkältesten Bundesland, war die Abweichung zwischen der Durchschnittstemperatur von 8,1 °C und dem Mittel (8,8 °C) am grßten. Beim Sonnenschein rangierte es mit 332 Stunden auf Platz zwei, ebenso wie beim Niederschlag mit 248 l/m ² (159 l/m ²). Die Tiefdruckgebiete Kathrein und Lea führten vom 25. bis zum 28. September besonders im Erzgebirge und in der Oberlausitz zu erheblichen Regenmengen, wie beispielsweise in Deutschneudorf-Brüderwiese mit 137,6 l/m ². Allein am 25.9. prasselten hier 66,9 l/m ² herunter. In der Folge traten zahlreiche Flüsse und Bäche über ihre Ufer. An einigen Stationen, wie Leipzig und Dresden, gab es neue Herbstrekorde.
Thüringen: Thüringen ordnete sich mit 7,9 °C (8,2 °C) hinter Bayern als zweitkältestes Bundesland ein. 203 Liter Niederschlag/m ² (148 l/m ²) fielen und die Sonne schien 293 Stunden (310 Stunden).
Nordrhein-Westfalen: Der DWD registrierte Nordrhein-Westfalen im Herbst 2010 mit 9,0 °C (9,5 °C) als drittwärmstes und mit 273 Stunden (295 Stunden) als zweitsonnenärmstes Bundesland. Der Kahle Asten war mit 206 Stunden bundesweit die sonnenscheinärmste Station. Bei der Niederschlagsmenge kam Nordrhein-Westfalen auf 239 l/m ² (215 l/m ²). Die Ausläufer des Sturmtiefs Carmen brachten vom 11. bis zum 13. November vom Niederrhein bis zum Weserbergland ergiebigen Regen. Örtlich fielen dabei mehr als 100 l/m ². Meinerzhagen-Redlendorf im Sauerland war mit 414 l/m ² im Herbst die zweitnasseste deutsche Station.
Hessen: Die Experten des DWD verbuchten in Hessen eine Sonnenscheindauer von 285 Stunden (287 Stunden) und eine mittlere Temperatur von 8,4 °C (8,6 °C). Wärmster Tag war der 12.9. mit einem Maximum von 24,9 °C in Bad Nauheim. Ausserdem war Hessen im Herbst 2010 mit 163 l/m ² (181 l/m ²) das zweittrockenste Bundesland.
Rheinland-Pfalz: Hier fiel die Abweichung zwischen der Durchschnittstemperatur von 8,8 °C und dem Klimawert (8,9 °C) am geringsten aus. Rheinland-Pfalz belegte in der Rangfolge der trockenen Bundesländer mit 165 l/m ² (185 l/m ²) den dritten Rang. Die Sonne zeigte sich immerhin 302 Stunden (301 Stunden).
Saarland: Im Herbst 2010 wurden im Saarland durchschnittlich 8,9 °C (9,2 °C), 227 l Niederschlag/m ² (230 l/m ²) und 319 Sonnenstunden (324 Stunden) gemessen.
Baden-Württemberg: Für Baden-Württemberg ermittelten die Meteorologen des DWD ein Temperaturmittel von 8,3 °C (8,5 °C). Wärmster deutscher Ort im Herbst war Ohlsbach südöstlich von Offenburg mit 26,1 °C am 23. September. Die Niederschlagsmenge im Flächenmittel betrug 182 l/m ² (201 l/m ²). Beim Sonnenschein belegte Baden-Württemberg mit 350 Stunden (344 Stunden) die Spitzenposition. Lenzkirch-Ruhbühl im östlichen Schwarzwald führte dabei mit 408 Stunden die Rangliste aller deutschen Stationen an.
Bayern: Bayern war mit 7,7 °C (7,9 °C) das kälteste und mit 157 l/m ² das trockenste Bundesland. Hier fehlten zum Soll (195 l/m ²) 20 Prozent. Die bundesweit trockenste Station war Aldersbach-Kriestorf bei Vilshofen mit nur 95 l/m ². Die Sonne schien im Mittel 325 Stunden (331 Stunden) lang.
*Alle in dieser Pressemitteilung genannten Jahreszeitwerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten drei Tage der Jahreszeit verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.
Quelle: DWD