Spezialist für Infektionen und Immundefekte: Johannes Liese
Als Spezialist für Infektionen hat Johannes Liese (neuer Professor an der Kinderklinik der Universität Würzburg) zurzeit viel mit der Neuen Grippe zu tun. Immunologie ist sein zweiter Schwerpunkt, in Würzburg will er ein Zentrum für angeborene Immundefekte einrichten.
Selbstverständlich ist Johannes Liese geimpft – nicht nur gegen die Schweinegrippe, sondern auch gegen die ganz gewöhnliche saisonale Influenza. Schliesslich hat er als Arzt in der Kinderklinik eine besondere Verantwortung: „Als Ärzte sind wir ja potenzielle Überträger auf Hochrisikopatienten“, sagt er.
Seit im vergangenen Sommer die ersten Erreger der Schweinegrippe den Sprung nach Europa geschafft hatten, hat sich Liese deshalb stark dafür gemacht, dass sich so viele Mitarbeiter der Klinik wie möglich impfen lassen – mit Erfolg. „Wir haben bei uns in der Kinderklinik eine Impfrate von 70 Prozent beim ärztlichen Personal – ein sehr guter Wert“, sagt er.
Als Professor für Pädiatrische Infektiologie und Immunologie hat Liese die Entwicklung der Schweinegrippe natürlich mit besonderem Interesse verfolgt – nicht nur aus Sicht des Wissenschaftlers, sondern auch aus der des Mediziners. Liese ist Oberarzt der Station „Moro“ an der Uni-Kinderklinik. Dort werden vor allem Kinder und Jugendliche mit schweren Infektionen behandelt; dazu zählen beispielsweise Lungen- und Hirnhautentzündungen, Magen-Darm-Infektionen – und natürlich auch die Schweinegrippe.
Zwischen zwei und fünf Patienten, die an der Neuen Grippe erkrankt sind, liegen seit dem Ausbruch im Herbst regelmässig auf „Moro“. Es habe sich sehr schnell gezeigt, „dass der Schweregrad gut vergleichbar ist mit dem anderer saisonaler Virusinfektionen, die regelmässig jedes Jahr auftreten“, sagt Liese. Nur vereinzelt habe es schwere Komplikationen gegeben – und „zum Glück keinen Todesfall“ in der Uni-Kinderklinik.
Die Diskussionen in den Medien hat er mit Interesse verfolgt: „Sicher, das Echo war enorm gross und teilweise auch durch die Presse hochgepuscht“, sagt er. Allerdings habe es eben bisher noch keine klinische Erfahrung mit dem neuen Virus gegeben; das Gefährdungsrisiko sei anfangs nicht absehbar gewesen. Und auch wenn so manche Hysterie geschürt wurde: Allein die Tatsache, dass man sich ausführlich mit den Themen „Infektion“ und „Impfung“ beschäftigt habe, findet Liese im Sinne einer Vorbereitung auf eine mögliche Pandemie wichtig.
Was Impfungen bewirken, untersucht der Kinderarzt schon seit Langem. Im Rahmen seiner Forschung war und ist er an zahlreichen nationalen und internationalen klinischen Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit von Impfstoffen beteiligt. Mit Kinderarztpraxen im Raum München hat er das „BaVariPro“- Netzwerk (Bayerisches Varizellen-Projekt) gegründet, das die Wirksamkeit von Impfungen gegen Windpocken erforscht. Momentan ist geplant, dieses Netzwerk auch auf Würzburg auszuweiten.
Klinische Immunologie ist der zweite Schwerpunkt von Johannes Liese. „Das ist der klassische Fall: Eine Mutter kommt in die Kinderarztpraxis, weil ihr Kind andauernd krank ist und häufig Fieber hat“, sagt er. Bei der Frage, ob sich dahinter eine normale altersentsprechende Infektionsanfälligkeit verbirgt oder möglicherweise ein Defekt des Abwehrsystems, ist der Immunologe gefragt. Der untersucht die Immunzellen auf ihre Funktionstüchtigkeit und stellt mögliche Störungen fest. Und kümmert sich um die Therapie, sollte sich zeigen, dass tatsächlich ein angeborener genetischer Defekt vorliegt, der eine normale Infektionsabwehr verhindert.
Ein Zentrum für solch angeborene Immundefekte will Liese in Würzburg an der Universitäts-Kinderklinik aufbauen. Dafür plant er, die bisherigen Diagnostikmöglichkeiten deutlich zu erweitern und das Therapieangebot zu vergrßern.
Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg