Neue Erkenntnisse zu den Vorgängen in extremen Gewitterwolken
Gewitter sind nicht nur spektakuläre Wetterereignisse, sie haben auch grossen Einfluss auf die Chemie der Atmosphäre und das Klima der Erde. In Blitzen bildet sich aus Stickstoff und Sauerstoff in erheblichen Mengen Stickoxid (NO). Offen war die Frage, wie viel Stickoxid gebildet wird. Forscher vom Institut für Physik der Atmosphäre am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) kamen bei ihren Messungen nun zu einem überraschenden Ergebnis: In tropischen Gewittern entsteht weniger Stickoxid als erwartet.
Wissenschaftler vom DLR-Institut für Physik der Atmosphäre in Oberpfaffenhofen haben in den letzten Jahren extreme tropische Gewitter mit einer Vielzahl von Missionen mit Forschungsflugzeugen und sogenannten Blitzortungssystemen auf vier Kontinenten untersucht. Dabei ergaben sich aus den Ergebnissen grundlegend neue und unerwartete Erkenntnisse zu den Vorgängen in extremen Gewitterwolken: „Obwohl es bei tropischen Gewittern zu einer sehr hohen Anzahl an Blitzen kommt, produzieren diese nicht so viel Stickoxid wie erwartet. Detaillierte Untersuchungen zeigen, dass nicht nur die Anzahl der Blitze von Bedeutung ist, sondern auch deren Länge“, erklärt Dr. Heidi Huntrieser, Meteorologin am DLR-Institut. „In tropischen, kurzlebigen Gewittern sind die Blitze im Mittel kürzer als in unseren Breiten. Dies liegt vor allem an der grßeren Windscherung in unseren Breiten“, so Huntrieser. Die grßere Windscherung verursacht eine stärkere Änderung der Windgeschwindigkeit und -richtung. Dadurch wird der Auf- und Abwindbereich im Gewitter voneinander getrennt und das Gewitter kann sich verstärken, ausbreiten und länger erhalten bleiben. Die vor kurzem erschienenen Forschungsergebnisse der DLR-Wissenschaftler wurden jetzt auch von amerikanischen Wissenschaftlern bei der NASA bestätigt.
Bei Blitzen entstehen Stickoxide, die wiederum das Treibhausgas Ozon erzeugen. Bisher wurde angenommen, dass sich in einem wärmeren Klima verstärkt Gewitter bilden könnten. Damit entstehen wieder mehr Stickoxide und mehr Ozon, was zu einer weiteren Klimaerwärmung führen könnte. Aber laut den Studien des DLR ist eher das Gegenteil der Fall. Gewitter werden in einem wärmeren Klima zwar stärker aber auch seltener. Daher kann die mittlere Zahl der Blitze auf dem Globus sogar abnehmen. Das würde auch einige Langzeitbeobachtungen über Häufigkeiten von Blitzen erklären. Die Klimawirkung von Gewittern ist nach diesen Ergebnissen möglicherweise gerade das Gegenteil von dem, was bisher vielfach angenommen wurde. Für seine Studien nutzt das DLR-Institut für Physik der Atmosphäre das globale Klimamodell ECHAM.
Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)