850 Millionen Menschen hungern – aber warum? : Über die vielschichtigen Gründe des weltweiten Ernährungsproblems
(aid) 04.03.2009 – Ist es möglich, von zwei Dollar am Tag zu leben? Erschreckenderweise können weltweit mehr als 2,7 Mrd. Menschen diese Frage beantworten, denn über mehr Geld verfügen sie nicht. Natürlich reicht diese Summe kaum zum satt werden, schon gar nicht seit dem sprunghaften Anstieg der Grundnahrungsmittelpreise in den letzten Jahren. Auch in naher Zukunft werden Lebensmittel laut Experten teuer bleiben – mit schlimmen Folgen. Denn mit jedem Prozentpunkt, den die Preise steigen, wächst die Zahl der mangelhaft ernährten Menschen um 16 Millionen. Wie Wissenschaftler des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) ausführen, steigen die Preise für Nahrungsmittel, weil die Produktion stagniert und die Nachfrage kräftig wächst. Extreme Trockenheit in wichtigen Anbauländern wie etwa Australien sorgten zwei Jahre in Folge für Engpässe auf dem Getreidemarkt. Das liess die Vorräte auf ein 30-jähriges Tief sinken. Gleichzeitig floss vor allem in den Entwicklungs- und Schwellenländern weniger Geld in den Agrarsektor. Die Ertragszuwächse fielen deshalb deutlich kleiner aus als in früheren Jahren. Auch die schlechte Infrastruktur bei Lagerung und Transport sowie die gestiegenen Kosten für Düngemittel und Kraftstoff behinderten in armen Ländern die Entwicklung. Auf der anderen Seite steigt der Bedarf. Jedes Jahr wächst die Weltbevölkerung um 82 Millionen Menschen. Und immer mehr Menschen wollen Fleisch, dessen Produktion wertvolle Ackerfläche kostet. Zudem werden immer mehr Flächen für den Anbau nachwachsender Rohstoffe genutzt. Daneben spielt die Politik eine wichtige Rolle. So sind die wichtigsten Agrarexportländer dazu übergegangen, ihre Überschussproduktion abzubauen, um die teuere Lagerung einzusparen. Dadurch sinkt die auf dem Weltmarkt angebotene Menge und die Preise steigen. Um diese komplexen Probleme zu lösen, wäre eine internationale Zusammenarbeit der beteiligten Staaten nötig, die aber im Moment nicht in Sicht ist.
Quelle: aid, Jürgen Beckhoff