Learning by cooking: Britische Schüler üben kochen – deutsche (noch) nicht
(aid) 30.01.2008 – „Erste Stunde Mathe, zweite Stunde Kochen“ – So oder ähnlich wird es in Zukunft auf dem Stundenplan britischer Schüler aussehen. Wie Grossbritanniens Regierung vergangene Woche bekannt gab, soll Kochen spätestens 2011 zum Pflichtfach für alle Kinder zwischen elf und vierzehn Jahren werden. In der Grundschule üben die Briten nach Angaben des Erziehungsministers bereits heute Grundlagen der Nahrungszubereitung. Ganz anders sieht es hingegen bislang in Deutschland aus. Weder in der Grund- noch in den weiterführenden Schulen ist Kochen oder Hauswirtschaft als Pflichtfach in den Lehrplänen vorgesehen. Teilweise gibt es Hauswirtschaft als Wahlfach in Haupt- und Realschulen. Dabei lernen die Kinder auch im Elternhaus immer seltener, mit frischen Lebensmitteln umzugehen. Wissenschaftler sprechen vom Verlust wichtiger Haushaltskompetenzen. Der aid infodienst hat deshalb mit dem aid-Ernährungsführerschein einen Baustein zur aktiven Ernährungsbildung in der Grundschule entwickelt. Im Mittelpunkt dieses sechs bis sieben Doppelstunden umfassenden Unterrichtsprojektes steht der praktische Umgang mit Lebensmitteln und Küchengeräten. Eine Schulküche ist dafür nicht erforderlich. „Unser Ziel ist es, den aid-Ernährungsführerschein in den Lehrplänen aller Bundesländer zu verankern“, erklärt Dr. Margareta Büning-Fesel, Geschäftsführender Vorstand des aid infodienst. „Gesundheitsförderung muss Teil des Bildungs- und Erziehungsauftrages von Schule sein“, fordert sie. Ein eigenes Schulfach „Kochen“ hält Büning-Fesel allerdings nicht für praktikabel. „Ernährungs- und Verbraucherbildung sollte fächerübergreifend in allen Schulformen angeboten werden“, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin. Über den Unterricht hinaus müsse auch das gesamte Schulkonzept auf mehr Gesundheitsförderung eingestellt werden, beginnend mit den Snack- und Getränkeangeboten bis hin zu einer ausgewogenen Mittagsverpflegung. Die britische Regierung hat bereits vor mehreren Jahren Massnahmen ergriffen, um die Qualität der Schulverpflegung zu verbessern. Darüber hinaus haben ab September 2008 alle britischen Schüler einen Anspruch darauf, kochen zu lernen, wenn sie es wollen. Da es dafür – genau wie in Deutschland – an qualifizierten Fachlehrern mangelt, will die Regierung in den nächsten drei Jahren rund 800 Pädagogen entsprechend fortbilden. Diese Massnahme ist Teil der nationalen Strategie „Healthy weight, healthy lives“, die dazu beitragen soll, den Anteil übergewichtiger Kinder bis 2020 wieder auf das Niveau des Jahres 2000 zu bringen. Insgesamt verspricht die Regierung fast 500 Millionen Euro für eine gesunde Gesellschaft zu investieren.
Quelle: aid, Larissa Kessner