Warum ein Pfälzer Institut Weinreben sammelt
Wein vor dem Aussterben bewahren: Warum ein Pfälzer Institut Weinreben sammelt
(aid) – Von 300 Rebsorten, die früher im deutschsprachigen Raum zur Weinherstellung dienten, bauen Winzer heute nur noch weniger als zehn Prozent an. Ein grosser Teil der damaligen Vielfalt fiel der Reblaus-Katastrophe Ende des 19. Jahrhunderts zum Opfer. Umstrukturierungen in den Anbauflächen und die Modernisierung im Weinbau vernichteten weitere Sorten. Das Institut für Rebenzüchtung der Bundesanstalt für Züchtungsforschung in Siebeldingen sammelt daher seit 1988 Rebsorten, unter anderem auch solche, die eine natürliche Widerstandskraft gegenüber Weinschädlingen besitzen. Bei inzwischen über 2 500 Rebsorten ist es gar nicht so einfach, die einzelnen voneinander zu unterscheiden. Eine Liste mit 128 beschreibenden Merkmalen der internationalen Weinorganisation OIV in Paris dient deshalb der genauen Beschreibung jeder Rebsorte. Das Institut unterhält eine Freilandsammlung von je drei Rebstöcken einer Sorte als Genbank. Besonders bedroht mit nur noch 50 bis 100 Pflanzen in Deutschland ist die einzige einheimische Wildrebe Europas Vitis vinifera ssp. silvestris, die Vorfahrin unserer Kulturreben. Aufgrund ihrer Anpassung an das hiesige Klima ist sie nicht einfach durch andere Urformen des Weins ersetzbar. Im Gegensatz zu anderen Arten der Gattung Vitis, erwies sich V. vinifera als nicht resistent gegen die Reblaus und den Mehltau, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Nordamerika nach Europa gelangten. Weinstöcke sind heute meist Pfropfreben, das heisst, man pfropft einer Pflanze der wilden Rebsorte einen Zweig der edlen auf, der dann die Früchte trägt. So ist es möglich, die Vorteile beider Sorten zu kombinieren. Der Wurzelstock einer amerikanischen Rebsorte ist dann beispielsweise gegenüber der Reblaus unempfindlich, trägt jedoch die Trauben der europäischen Edelreiser. Mit der Klimaveränderung kommen neue Herausforderungen, etwa in Form von neuen Pilzkrankheiten oder Schädlingen oder durch zunehmende Trockenheit, auf den Weinanbau zu. Insbesondere Neuzüchtungen, die gegenüber Rebkrankheiten weniger anfällig sind und daher kaum Pflanzenschutzmittel benötigen, kommen dem Ziel eines umweltverträglichen Weinbaus entgegen. Weinbauern nutzen zum Beispiel die neue widerstandsfähige Rotweinsorte „Regent“ schon auf zwei Prozent der Anbaufläche.
aid, Monika Heinis
Quelle: aid