MERS Virus: Infos des Robert-Koch-Institutes zu Erkrankungsfällen durch das MERS-Coronavirus
Wie das RKI aktuell in einer Information zu Erkrankungsfällen durch das MERS-Coronavirus mitteilt, ist das Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS-CoV) seit April 2012 bekannt. Klinisch präsentieren sich nachgewiesene Fälle zu Beginn mit einer akut beginnenden, grippeähnlichen Erkrankung. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel ein bis zwei Wochen. Bei schweren Verläufen kann sich eine Pneumonie entwickeln, die in ein akutes Atemnotsyndrom übergehen kann. Ein häufiges Begleitsymptom ist Durchfall; bei schweren Verläufen kann auch Nierenversagen auftreten. Schwere Verläufe treten überwiegend bei Personen mit chronischen Vorerkrankungen auf, wie z.B. Diabetes, einer Krebserkrankung oder Immunsuppression.
Seit dem ersten Auftreten von MERS 2012 wurden der WHO über tausend laborbestätigte Fälle gemeldet, vor allem auf der arabischen Halbinsel, davon starben etwa 40%. Der aktuelle Sachstand zu Erkrankungen ist bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) abrufbar (Link siehe unten, alle hier erwähnten Links sind am Textende zu finden).
Alle bisherigen Fälle waren direkt oder über einen anderen Patienten mit der arabischen Halbinsel oder benachbarten Ländern assoziiert. Primäre Krankheitsfälle, d.h. Fälle ohne vorherige Exposition zu menschlichen Fällen, traten überwiegend in Saudi-Arabien, aber auch in anderen Ländern, wie z.B. den Vereinigten Arabischen Emiraten, im Iran, in Jordanien, Katar, dem Oman und Kuwait auf. Während von März 2012 bis März 2013 monatlich bis höchstens 5 Fälle gemeldet wurden, stieg die monatliche Anzahl von April 2013 für etwa ein Jahr auf ca. 10 bis 20 an. Im April und Mai 2014 ereigneten sich mehrere große Krankenhausausbrüche, sodass wöchentlich bis zu 100 neue Fälle gemeldet wurden. Ab Juni 2014 ist die Zahl der Neuerkrankungen etwa wieder auf den Zustand vor April 2014 zurückgekehrt.
Ende Mai 2015 meldeten die Gesundheitsbehörden von Südkorea einen Ausbruch, der auf einen importierten Fall von MERS zurückgeht. Der Patient hatte zuvor mehrere Länder auf der arabischen Halbinsel bereist. Eine Hochrisiko-Exposition während seiner Reise war nicht bekannt, daher war die Diagnose MERS zunächst nicht in Betracht gezogen worden. Es gibt unter medizinischem Personal, Familienangehörigen, Mit-Patienten und deren Angehörigen mehr als einhundert weitere Erkrankungen, auch Todesfälle sind zu verzeichnen. Eine der in Südkorea zuvor identifizierten Kontaktpersonen reiste weiter nach China, wurde dort positiv getestet und isoliert. Sowohl Südkorea als auch China haben sehr weitreichende Kontrollmaßnahmen ergriffen. Dennoch wird darauf hingewiesen, dass angesichts der späten Diagnosestellung, der multiplen Situationen mit möglichen Übertragungen und der Inkubationszeit bis zu 14 Tagen durchaus noch weitere Fälle erwartet werden. Neu an dieser Situation ist das Auftreten eines ausgedehnten Ausbruchs auch außerhalb der arabischen Halbinsel, sowie das Auftreten eines sekundären Falles in einem weiteren Drittland (hier: China). Zumindest in zwei Fällen wurde auch eine Infektion der „dritten Generation“ bestätigt, d.h. dass eine von dem Indexfall infizierte Person eine weitere Person angesteckt hat, die mit dem Indexfall keinen Kontakt hatte. Einen Anhalt für eine weitergehende Infektionskette besteht jedoch bisher nicht (siehe Situationseinschätzung der WHO, Link siehe unten).
Es gibt immer mehr wissenschaftliche Hinweise, dass Dromedare die Quelle für die menschlichen, zoonotischen Infektionen bilden. Dies resultiert teilweise aus dem Befund, dass bei einem großen Anteil von Dromedaren aus dem arabischen Raum, aber auch afrikanischen Ländern, Antikörper gegen MERS-CoV gefunden wurden, und das Virus selbst auch bei Dromedaren isoliert werden konnte. Aus gelagerten Proben aus den Jahren 1983 bzw. 1984 konnte bei der Mehrzahl der aus Somalia bzw. dem Sudan stammenden Kamele Antikörper gegen MERS-CoV nachgewiesen werden. Im Rahmen einer Untersuchung eines an MERS erkrankten (und vorher serologisch negativen) Besitzers einer kleinen Dromedarherde konnte ein MERS-CoV identifiziert werden, dessen Gensequenzen zu 100% mit dem Virus eines seiner erkrankten Kamele übereinstimmten. Dies wird als schlüssiger Hinweis darauf gewertet, dass zumindest in dieser Situation ein Dromedar das Virus auf einen Menschen übertragen hat. Schließlich wurde bei Personen, die in ihrer Arbeit mit Dromedaren zu tun haben, ein höheres Risiko für eine MERS-Infektion festgestellt als Personen, die nicht mit Dromedaren arbeiten.
Bezüglich des Übertragungsrisikos gibt es widersprüchliche Erfahrungen. Zwar wurde beschrieben, dass die Erkrankungs- bzw. Infektionsrate bei Haushaltskontakten von Primärfällen niedrig sei, auf der anderen Seite haben sich mehrere, z.T. große, nosokomiale Ausbrüche ereignet.
Situation in Deutschland
In Deutschland war im März 2015 zum dritten Mal ein MERS-CoV Fall aufgetreten, wie in den beiden vorangehenden Fälle wurde die Erkrankung durch einen von der arabischen Halbinsel eingereisten Patienten mitgebracht. Es handelte sich um einen 65 Jahre alten Deutschen, der in die Vereinigten Arabischen Emirate gereist war und in einem Krankenhaus in Niedersachsen behandelt wurde. Personen mit engem Kontakt zum Patienten wurden von den zuständigen Gesundheitsämtern ermittelt und überwacht.
Zuvor waren 2012 und 2013 je ein Patient aus Katar bzw. aus den Vereinigten Arabischen Emiraten in Deutschland behandelt worden, einer der beiden Patienten konnte genesen entlassen werden, der andere starb. Die Untersuchung von Kontaktpersonen hatte bei beiden Fällen keinen Hinweis auf Sekundärinfektionen ergeben (Buchholz et al., Eurosurveillance 21.02.2013; Epidemiologisches Bulletin Nr. 31/2013).
Hinweise für Reisen
Für Reisende in die Länder der arabischen Halbinsel und deren Nachbarländer hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) keine Reiseeinschränkungen empfohlen (Link siehe unten). Personen mit einer Grunderkrankung wie zum Beispiel Diabetes sollten vor einer Reise eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren. Das Auswärtige Amt informiert generell auf seinen Internetseiten über medizinische Risiken im Ausland und bietet auch Hinweise zu MERS-CoV an. Aufgrund der Befunde bei Dromedaren weist die WHO darauf hin, dass Reisende den Kontakt zu Dromedaren meiden sollten. Besuche auf Farmen oder Märkten, auf denen sich Dromedare aufhalten, sollten vermieden werden, zudem sollten Reisende keine rohen oder unvollständig erhitzten Kamelprodukte zu sich nehmen. Zudem sollten die üblichen Regeln der Alltagshygiene beachtet werden, insbesondere sollten häufig die Hände gewaschen und zu Personen mit akuten Atemwegssymptomen Abstand gehalten werden. Personen mit einer akuten respiratorischen Erkrankung und Fieber empfiehlt die WHO, ihre Reise zu verschieben.
Stand: 10.06.2015
Quelle: RKI