Mitleid entsteht in der Nase
Eine Arbeitsgruppe um die Düsseldorfer Psychologin Prof. Dr. Bettina Pause (Institut für Experimentelle Psychologie) konnte erstmals nachweisen, dass Angst über den Geruch zwischen zwei Menschen übertragen wird. Dabei muss der Angstgeruch nicht bewusst wahrgenommen werden. Der Lehrstuhlinhaberin für Biologische Psychologie und Sozialpsychologie gelingt damit der Nachweis, dass auch Menschen chemisch kommunizieren. Bislang lagen solche Forschungen nur aus dem Tierreich vor.
Riecht ein Mensch die Angstmoleküle eines anderen, so werden im Hirn des Wahrnehmenden solche Gehirnregionen aktiviert, die für Empathie und die Erkennung von Angstzuständen zuständig sind. Dies sind die Inselrinde, das Cingulum und der fusiforme Kortex.
Wie wurde dies nun festgestellt? Die Psychologen nahmen von Studierenden vor wichtigen akademischen Prüfungen „Angstschweissproben“. Dazu mussten die Probanden eine Viertelstunde lang vor der Prüfung Wattepads unter den Armen tragen. Zudem wurden Schweissproben von denselben Personen bei sportlicher Betätigung genommen.
Die gesammelten Proben wurden aufbereitet und mittels eines Olfaktometers anderen Probanden dargeboten. Ein Olfaktometer ist ein technisches Gerät, das Probanden Geruchsmoleküle bei konstanten Temperatur- und Strömungsbedingungen darbietet. Die Gerüche wurden von den Untersuchungsteilnehmern als sehr schwach wahrgenommen, nur die Hälfte der Präsentationen wurde überhaupt bewusst gerochen. Während dieser Geruchsdarbietung wurden die Gehirnaktivitäten der Probanden mit einem Magnetresonanztomografen abgeleitet. Dabei zeigte sich, dass bei der Präsentation von „Angst“ bei den Probanden diejenigen Gehirnareale aktiviert wurden, in denen ein emotionales Widerspiegeln der Gefühle anderer stattfindet bzw. die auf die Wahrnehmung von Angstausdrücken bei anderen Menschen spezialisiert sind. Die Präsentation von Sportschweiss dagegen löste keine deutlich messbaren Reaktionen aus.
Pause: „Das bedeutet, dass Angst, wenn sie geruchlich wahrgenommen wird, ansteckend wirkt und beim Wahrnehmenden empathisches Miterleben auslöst.“
Quelle: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf