Hochwasser: Deich- Rückverlegung bewährt sich
Forscher vom KIT leitete Projekt bei Lenzen an der Elbe
420 Hektar Überflutungsfläche bewahren Menschen und Sachwerte vor Schäden
Eine renaturierte Auenlandschaft mit großer Artenvielfalt und ein wirksamer Schutz vor Hochwasser – das sind die Ergebnisse des Naturschutzgroßprojekts „Lenzener Elbtalaue“. Unter der Leitung des Biologen Dr. Christian Damm vom KIT wurde der Elbdeich bei Lenzen (Brandenburg) ins Hinterland verlegt. Das bis jetzt größte Rückdeichungsprojekt Deutschlands hat nun eine wichtige Bewährungsprobe bestanden: Beim Elbe-Hochwasser 2013 hat die Überflutungsfläche zwischen altem und neuem Deich das Umland vor Schäden bewahrt.
Der „Böse Ort“ hat seinen Schrecken verloren: Bei Lenzen im Landkreis Prignitz/Brandenburg macht die Elbe einen 90-Grad-Bogen. Jahrhundertelang galt diese Stelle, an der zudem die Wasserabflussbreite zwischen den Deichen stark verengt war, als hydraulisch besonders gefährlich. Noch beim Hochwasser 2002 gelang es nur mit enormem Aufwand, den Deich zu schützen. Das hat sich inzwischen geändert: Der flussnahe Deich wurde auf einem Abschnitt von mehr als 7,4 Kilometern um bis zu 1,3 Kilometer ins Hinterland verlegt. Der neue Deich ist rund 6,1 Kilometer lang, der alte Deich blieb stehen, wurde aber an sechs Stellen geöffnet. Zwischen den beiden Deichen entstand ein rund 420 Hektar großer Überflutungsraum, der bis zu 16 Millionen Kubikmeter Wasser fassen kann. Dieses Potenzial wurde beim Elbe-Hochwasser Anfang Juni voll ausgenutzt – und das Umland blieb von Schäden verschont. Beim Projekt „Lenzener Elbtalaue“ handelt es sich um die bis jetzt größte Deichrückverlegung Deutschlands.
Der neu geschaffene Retentionsraum kann den Wasserspiegel bei extremem Hochwasser in diesem Abschnitt um bis zu 40 Zentimeter senken. „Selbstverständlich hat dieses Projekt nur eine regionale Wirkung“, erklärt Dr. Christian Damm vom KIT. „Die jüngsten Hochwasserereignisse zeigen jedoch, dass es sich lohnt, die natürlichen Funktionen der Aue, unter anderem auch als Rückhalteraum bei Überflutungen, wiederherzustellen. Aber weitere Projekte müssen folgen.“
Quelle: Karlsruher Institut für Technologie