Klimawandel: Seenversauerung entwaffnet Wasserflöhe
Steigende CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre können Gewässer versauern lassen. Wasserflöhe stellt dies vor ernsthafte Probleme, wie eine neue Studie zeigt: Bei niedrigen Calciumkonzentrationen versagt ihre Verteidigung gegen Angreifer.
Der anthropogen bedingte weltweite Klimawandel ist unter anderem durch steigende CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre gekennzeichnet. Diese können zu einem sinkenden pH-Wert führen, Gewässer also saurer machen. Dabei sinkt die Konzentration an frei verfügbaren Carbonat-Ionen was wiederum die Bildung von Calciumcarbonat einschränkt. Die langfristigen ökologischen Auswirkungen auf schalenbildende Organismen in Binnenseen untersuchte nun ein Team um den LMU-Biologen Christian Laforsch in Zusammenarbeit mit kanadischen und amerikanischen Wissenschaftlern.
Das Kalkeinlagerungsvermögen schalenbildender Arten hängt vom pH-Wert des Wassers ab. „Für im Meer lebende Arten konnte in den letzten Jahren gezeigt werden, dass viele Arten auf erhöhte CO2-Level mit einer reduzierten Kalkbildung sowie einer geringeren Wachstumsrate reagieren“, sagt Laforsch, „in Binnengewässern allerdings war dies bisher nur wenig untersucht“.
Saures Wasser weicht Schutzpanzer auf
Wasserflöhe der Art Daphnia pulex werden vor allem von Larven der Büschelmücke Chaoborus americanus gefressen. Sie reagieren auf die Bedrohung mit einer Zunahme der Körpergröße, mit der Bildung sogenannter „Nackenzähne“ in der Kopfregion, und indem sie einen härteren Panzer entwickeln. Gerade der schützende Panzer wird bei sinkenden Calciumkonzentrationen allerdings dünner und weniger stabil, wie der Doktorand Max Rabus mithilfe eines sogenannten Rasterkraftmikroskops in enger Zusammenarbeit mit Hauke Clausen-Schaumann am Zentrum für NanoScience zeigen konnte.
Diese umweltbedingte Entwaffnung führt zu einer enorm erhöhten Anfälligkeit gegen Fressfeinde, was zum einen das geringe Vorkommen von Wasserflöhen in Seen mit niedrigen Calciumkonzentrationen erklärt und zum anderen vermutlich auch eine deutlich rückläufige Daphnien-Fauna in versauernden Gewässern bedingt – die Konsequenz könnte somit ein massiver Verlust an Biodiversität sein.
Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München