Gefährliche Wetterereignisse und Wetterschäden in Deutschland in 2011
Jahresrückblick 2011 des Deutschen Wetterdienstes
Gefährliche Wetterereignisse und Wetterschäden in Deutschland
Offenbach, 13. Dezember 2011 – Auch im vergangenen Jahr traten in ganz Deutschland wieder Unwetter auf, die Menschenleben forderten und zu beträchtlichen Schäden führten. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat den Wetterverlauf im Jahr 2011 Tag für Tag und rund um die Uhr überwacht, etwa 30 000 mal frühzeitig vor gefährlichen Wetterlagen gewarnt und diese dokumentiert. Wie in den Vorjahren hat der DWD viele Medienberichte über größere Schäden durch Unwetter in Deutschland gesammelt und ausgewertet. Die folgende Zusammenstellung über den Zeitraum Dezember 2010 bis November 2011 hat allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Dezember 2010
Der Dezember wurde durchweg von Schnee- und Eisglätte in ganz Deutschland dominiert. Dazu kamen an einzelnen Tagen starke Schneeverwehungen. Alles in allem gab es viele Verkehrsbehinderungen im Straßen-, Zug- und Flugverkehr. Alle größeren Flughäfen meldeten Verspätungen oder Ausfälle. Am 1. brach das Dach eines Geschäftes in Griesheim durch Schneelast ein. Wegen Schnee blieb am 2. ein LKW auf den Gleisen in Pommelsbrunn stecken und wurde von einem Zug erfasst. Der Fahrer starb. Am 3. erfror ein Mann in Querfurt (Sachsen-Anhalt). Am 6. starben zwei Menschen durch Blitzeisunfall bei Gifhorn. In Schleswig-Holstein blieben alle Schulen geschlossen. Am 8. brach das Lagerhallendach der Kulmbacher Brauerei wegen Schneelast ein. Drei Menschen starben am 10. bei glättebedingten Unfällen in Berching und Heidenheim. Erneutes Blitzeis gab es deutschlandweit am 13. des Monats. Allein in Hamburg gab es über 400 Unfälle. Bei einem Rodelunfall am 15. kam eine Frau in Rheinland-Pfalz ums Leben. In Miltenberg fuhr ein Bus bei schneeglatter Straße in ein Haus. Ein Fahrgast und der Fahrer starben. Am 17. starben in Bayern bei Straubing und Passau drei Menschen.
Drei Gleisarbeiter in Köln-Mühlheim und Wunstorf wurden am 21. beim Freiräumen von Weichen durch Züge tödlich verletzt. In Steinbach-Hallenberg (Thüringen) erstickte ein Junge in den Schneemassen eines eingestürzten Iglus. Der Schiffsverkehr im Hamburger Hafen war am 23. durch starkes Eisaufkommen beeinträchtigt. An Heilig Abend waren Teile von Fehmarn und Rügen von der Außenwelt abgeschnitten. Schneelast ließ in Münster, Dortmund und Hermsdorf wieder Dächer einbrechen. In Gelsenkirchen starb eine Frau durch einen herabstürzenden Ast. Am 27. erfror in Trier ein Mann. Auf dem Mittellandkanal wurde die Schifffahrt am 28. eingestellt. An fast allen Tagen des Monats war der Bahnverkehr in Deutschland vielerorts eingeschränkt oder behindert. Grund waren vor allem eingefrorene Weichen, vereiste bzw. durch umgestürzte Bäume niedergerissene Oberleitungen. Züge mussten wegen dem Schneeaufkommen langsam fahren. Mancherorts wurde der öffentliche Nahverkehr eingestellt. Durch unzählige Unfälle gab es sehr viele Staus auf Autobahnen und Landstraßen.
Januar 2011
Anhaltender Dauerfrost zu Anfang des Monats ließ viele Binnengewässer gefrieren und schränkte die Schifffahrt ein, z.B. wurden der Main-Donau-Kanal und der Mittellandkanal zum Teil gesperrt. Vielerorts mussten zum Monatsbeginn Dächer, die unter der Schnee- und Eislast zusammenzubrechen drohten, von der Schnee- und Eislast befreit werden. Am 3. stürzte in Heiligenstadt bei Bamberg das Dach eines Kuhstalls ein, weder Menschen noch Tiere kamen glücklicherweise dabei zu Schaden. Am 6. fiel in fast ganz Deutschland Regen, der auf dem gefrorenen Boden sofort Glatteis bildete und so das öffentliche Leben einschränkte. Nach Polizeiberichten war das Eis in Schleswig-Holstein stellenweise bis zu zwei cm dick. Häufig kam es zu Glatteis bedingten Unfällen, u. a. auf der Autobahn A8 zwischen München und Stuttgart, wo ein Sattelschlepper in einen Reisebus fuhr. Auf dem Flughafen Berlin-Tegel wurde der Betrieb am Vormittag vorübergehend eingestellt. Zu Verspätungen bzw. Ausfällen kam es vielerorts im öffentlichen Nahverkehr. Insbesondere in Niedersachsen dürfte es auch Freudenrufe gegeben haben – dort fiel aufgrund der Witterung örtlich der Unterricht aus. Am 7. stieß eine Stadtbahn auf der Strecke Karlsruhe – Freudenstadt in Huzenbach (bei Baiersbronn) gegen einen Felsbrocken, verletzt wurde niemand. Eine weitere Gerölllawine ging bei Freudenberg (Main-Tauber-Kreis) nieder und blockierte auf etwa einhundert Metern eine Straße. Insbesondere in Hessen kam es am Morgen des 10. zu mehreren Verkehrsunfällen, die zum Teil auf Eisglätte zurückzuführen waren. Bei weiteren Unfällen aufgrund von Eisglätte verunglückten am 17. im Landkreis Lüchow-Dannenberg zwei und am 28. im Kreis Cuxhaven vier Personen tödlich. Am 29./30. kam es in Brandenburg, bedingt durch Reif- und Eisglätte, zu zahlreichen Unfällen mit Verletzten. Regen und Tauwetter ließen zwischen dem 7. und 23. die Pegel von Bächen und Flüssen steigen. Es kam zu Hochwasser und Überschwemmungen, die zur Sperrung von Straßen führten. Am 8. kam ein Kajakfahrer bei Hochwasser in der Enz bei Pforzheim und am 9. ein Kanufahrer in der Emmer im Landkreis Hameln-Pyrmont ums Leben. Ebenfalls am 9. ertrank ein Mann in Kreuzau bei Düren in einem reißenden Bach. Weitere tödliche Unglücke passierten sehr wahrscheinlich am 13. an der Steinach bei Neckarsteinach, am 14. bei Auerbach im Erzgebirge und an der Breg bei Bräunlingen, in der Nacht vom 15. auf den 16. an der Fulda bei Kassel. Am 22. und 23. lagen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen die Pegel der Elbe örtlich über den Werten des Rekordhochwassers aus dem Jahre 2006.
Februar 2011
In der Nacht zum 2. kam es durch Schneefall und Eisregen im Norddeutschen Raum, in der Mitte Deutschlands sowie in Sachsen, zu zahlreichen Verkehrsunfällen – weit mehr als 400 alleine in Nordrhein-Westfalen. In Sachsen starb ein Mensch auf der A4. Auf der A38 bei Leipzig gab es eine Massenkarambolage. Auch am 3. kam es von Rheinland-Pfalz bis Sachsen zu zahllosen Unfällen bei gefrierendem Regen. Zwei Autofahrer verunglückten tödlich. Fußgänger stürzten auf glatten Bürgersteigen und zogen sich Frakturen zu. Im Kreis Fulda konnten die Schulbusse nicht fahren – die Schulen blieben geschlossen. Im mittelhessischen Greifenstein rutschte ein Bus in ein Wohnhaus, durchbrach die Hauswand und landete mit der Front im Wohnzimmer. In Dresden wurde zeitweise das gesamte Stadtgebiet mit einer Eisschicht überzogen. Vom 4. bis 7. richteten Sturmtiefs im Norden Deutschlands große Schäden an. In Schleswig-Holstein und Hamburg liefen zahlreiche Keller voll Wasser. Das Bundesligaspiel Hamburger SV gegen FC St. Pauli musste verschoben werden. Im Harz wurde der Betrieb von Seilbahnen und Liften eingestellt. Ein umgestürzter Baum blockierte die Bahnstrecke Kiel – Hamburg. In Kiel begrub ein Baum sieben Autos unter sich. Am 9. blieben wegen Raureif auf der Oberleitung zwischen Nürnberg und Würzburg mehrere Elektrobetriebszüge des Typs ET 440 stehen. Vom 12. bis 24. führte Niederschlag in Form von Schnee oder Eisregen zu zahlreichen Unfällen in fast ganz Deutschland. Nur die östlichen Bundesländer waren nicht betroffen. Am 12. wurde in Kassel der Busverkehr eingestellt. In Löningen (NI) verunglückte der Fahrer eines Kleinbusses tödlich. Am 15. wurde im Kr. Helmstedt vorübergehend der Busverkehr eingestellt. In Braunschweig fuhren wegen eingefrorener Oberleitungen keine Straßenbahnen. Mehrere Menschen starben bei Verkehrsunfällen. Am 21. starb ein Mann bei einem Unfall auf der A6 bei Kaiserslautern. Am 24. wurde nach einer Massenkarambolage die A3 bei Idstein und bei Neustadt/Wied mehrere Stunden gesperrt. Selbst Streufahrzeuge kamen nicht durch.
März 2011
Am 30. wurde am frühen Abend bei Seeshaupt am südlichen Starnberger See während eines Gewitters Hagel mit einer Korngröße bis ein Zentimeter registriert. Es bildete sich eine Hageldecke aus. Ebenfalls am 30. wurde in Bertsdorf-Hörnitz (Kreis Görlitz) Hagel beobachtet. Ansonsten zeigte sich der März ausgesprochen trocken.
April 2011
Nach dem März war auch der April insgesamt viel zu trocken. Dies führte zu einigen Problemen in der Landwirtschaft. Am 8. kam es auf der A19 südlich von Rostock zu einer schweren Massenkarambolage. Grund hierfür waren Sturmböen, die an diesem Tag auftraten und von den trockenen Böden und Äckern jede Menge Sand und Staub aufwirbelten. Durch den Sandsturm traten zeitweise Sichtweiten von weniger als zehn Metern auf. Bei dem Unfall mit mehr als 80 Fahrzeugen starben acht Menschen, 131 wurden zum Teil schwer verletzt. Am 12. beschädigten losgerissene Teile eines Gewächshauses bei Trebbin (Kreis Teltow-Fläming) einen ICE auf der Fahrt von Leipzig nach Hamburg. Zudem stürzten Bäume auf die Oberleitung an der Bahnstrecke Cottbus – Berlin. Zeitweilig wurde dort der Bahnverkehr unterbrochen. Eine Gewitterfront am 26. brachte Nordrhein-Westfalen, vor allem im Ruhrgebiet und im Münsterland, überflutete Straßen und voll gelaufene Keller. In Rheinberg musste in Folge starken Regens ein Supermarkt evakuiert werden. Am 28. trat in Kirchberg bei Seesen (Landkreis Goslar) ein Tornado auf. Durch den Tornado wurden 20 Häuser abgedeckt, Bäume entwurzelt und Autos beschädigt. In der Rhön hagelte es am 3. des Monats. Am Folgetag, dem 4., folgten zwei weitere Hagelmeldungen aus Thüringen und dem Osten Niedersachsens. Am 12. meldeten mehrere Stationen Hagel, vor allem in der Südhälfte Deutschlands. Am 23. hagelte es dann im Saarland und am 26. vereinzelt in Bayern, Baden-Württemberg und Brandenburg. In den Folgetagen nahmen die Hagelbeobachtungen zu: Am 27. waren davon Teile der Bundesländer Bayern, Thüringen, Hessen und das Münsterland betroffen, am 28. dann Stationen in Sachsen, Thüringen, Rheinland-Pfalz sowie in Nordrhein-Westfalen. Am 29. kamen die meisten Hagelmeldungen aus Bayern und Baden-Württemberg, einzelne aber auch aus dem Westerwald, der Rhön, Thüringen sowie dem Havelland. Noch am 30. gab es einzelne Hagelbeobachtungen im Erzgebirge sowie im Raum Stuttgart.
Mai 2011
Starke Fröste zu Beginn des Monats, speziell in der Nacht auf den 4., sorgten bei Winzern und Landwirten für Verdruss. In den Weinbauregionen im Südwesten traten zum Teil erhebliche Frostschäden auf, so dass z.B. einige Betriebe in Franken mit einem Totalausfall rechnen mussten. Aber auch Obstbauern verzeichneten örtlich erhebliche Frostschäden, so im Raum Meckenheim bei Bonn. In der zweiten Monatshälfte traten dann lokale Gewitter auf, z. T. mit Starkregen und Hagel, die örtlich zu voll gelaufenen Kellern und überfluteten Straßen führten. So beispielsweise am 19. im Raum Saalfeld, wo Schlammlawinen den Verkehr auf der B85 und der B211 behinderten, am 22. in der Stuttgarter Innenstadt und am 23. in Teilen Nordrhein-Westfalens. Ein Tornado wurde am 12. in Rödigsdorf in der Nähe von Apolda beobachtet. Es gab jedoch nur geringe Schäden. Aus der stark labil geschichteten Atmosphäre fiel immer wieder Hagel: Am 1. in Singen/Baden-Württemberg, am 4. vereinzelt in Berlin und Brandenburg, am 10. stellenweise in Nordrhein-Westfalen, am 11. in Gera, am 12. örtlich von Sachsen-Anhalt bis Sachsen und in Bayern sowie in Emden, am 12. und 13. vereinzelt in Mecklenburg-Vorpommern, am 14. in St. Peter-Ording und in Worpswede (Kr. Osterholz), am 15. örtlich von Schleswig-Holstein bis runter nach Baden-Württemberg und Bayern, am 19. stellenweise in Bayern und Thüringen, am 20. örtlich von Sachsen-Anhalt bis Sachsen und in Bayern, vereinzelt auch in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, am 21. vereinzelt in Baden-Württemberg, Bayern und Thüringen, am 22. stellenweise von Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern bis in den Süden Deutschlands, am 24. vereinzelt im Großraum Hamburg, am 26. im Süden Bayerns, am 29. vereinzelt in Sachsen und Sachsen-Anhalt und am 31. vereinzelt in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Juni 2011
Schwere Gewitter gab es vom 4. bis 8., 14. bis 16., am 18./19., 21./22. und am 29. des Monats. Die dabei entstandenen Schadensfälle in Deutschland sind kaum zu zählen. Besonders erwähnenswert sind jedoch folgende Ereignisse: Am 4. traf ein Blitz das Stellwerk der Bahn in Alzey – in der Folge gab es Behinderungen auf der Strecke zwischen Worms und Mainz. Am 5. kam es zu starken Überflutungen, vor allem in Alsfeld. Das Flüsschen Berf trat über die Ufer, Autos wurden weggeschwemmt. Im Kreis Siegburg behinderten Erdrutsche den Verkehr. In Königswinter kam ein Mädchen durch den Einsturz einer Mauer ums Leben. Am 6. standen in Hamburg das Rathaus und der Hauptbahnhof unter Wasser, einige S-Bahnhöfe wurden lahm gelegt. Im Wildpark Mechernich, in Nordrhein-Westfalen, starben 30 Hirsche nach einem Blitzschlag. In Oberbayern musste Hagel mit Schneepflügen beseitigt werden. In Deggendorf/Donau fiel nach einem Blitzschlag der Strom aus. Am 15./16. führten Unwetter am Alpenrand zu umgestürzten Bäumen und blockierten die Bahnstrecke Murnau-Oberammergau. Im Landkreis Regen verbrannten 15 Bienenvölker in einem Gartenhaus nach Blitzeinschlag. Am Wochenende 18./19. kenterten mehrere Boote bei starkem Wind auf dem Bodensee. Am 22. ertrank eine Frau nach dem Kentern ihres Kanus bei Radolfzell im Bodensee. In Konstanz starb eine weitere nach Einsturz eines Erdbeerstandes. In Heidenheim durchschlug ein Ast eine Autoscheibe – in Mädchen wurde schwer verletzt. Am 29. starb im Landkreis Hersfeld-Rotenburg eine junge Frau nach einem Unfall auf regennasser Fahrbahn. In Bochum fiel nach Blitzeinschlägen in Teilen der Stadt der Strom aus. In Homberg/Caßdorf (Nordhessen) trat das Flüsschen Efze über die Ufer und spülte Autos davon. Tornados über Wasser wurden am 18. vor Fehmarn und am 23. nahe Borkum beobachtet. Außerdem wurden Tornados am 16. aus Bad Arolsen sowie am 22. aus Altlotheim, einem Stadtteil von Frankenau (beide in Hessen) gemeldet. Dächer wurden abgedeckt und Bäume abgedreht. Auch Hagel wurde wieder an vielen Tagen beobachtet: Am 4. örtlich vom Schwarzwald bis zu den Alpen, am 5. vom Nordwesten bis in den Süden Deutschlands sowie im Erzgebirge, am 6. örtlich in Schleswig-Holstein, auf und um Rügen, in Berlin sowie entlang einer Linie von Thüringen über Osthessen und das nordöstliche Baden-Württemberg bis nach Bayern, am 11. vereinzelt im Saarland, am 14. vereinzelt in Bayern, am 16. vom Niederrhein bis ins Sauerland sowie am Alpenrand, am 18. in Nordrhein-Westfalen, in Magdeburg sowie auf der Schwäbischen Alb, am 22. in der Rhön und im Erzgebirge sowie in Süddeutschland, am 23. örtlich vom Harz bis zur Oberpfalz, am 24. örtlich in der Mitte Deutschlands und am 29. in der Eifel.
Juli 2011
Rege Tiefdrucktätigkeit sorgte im Juli besonders im Osten und Süden Deutschlands für viel Regen mit teils starken Gewittern. Unzählige Keller liefen voll, Straßen waren wegen Überflutung unpassierbar. Besonders hervorzuheben sind dabei folgende Ereignisse: Am 2./3. wurden aufgrund des schlechten Wetters in Warnemünde die Segelwettbewerbe abgebrochen, in Westmecklenburg schlugen Blitze in zwei Häuser ein und in Zierow, bei Wismar, brannte ein Dachstuhl. Am 07. starb im Kreis Tuttlingen ein Mann durch eine einstürzende Mauer. Am 12./13. wurden im Kreis Tübingen Autos durch herab fallende Äste beschädigt, die Straßenbeleuchtung fiel teilweise aus, in Bayern rissen Bäume Oberleitungen herunter und behinderten den Bahnverkehr, im Kr. Deggendorf wurden Strommasten geknickt. In Rüsselsheim (Hessen) hatte sich eine Familie unter einen Baum (!) geflüchtet und wurde prompt durch einen Blitzschlag an den Füßen verletzt. In Buch (Kr. Neu-Ulm) schlug ein Blitz in ein Haus ein. Es gab drei Verletzte durch die Rauchentwicklung. Am 17. gerieten bei Sturm 36 Boote auf dem Chiemsee in Seenot, 61 Personen mussten von gekenterten Booten gerettet werden. Am 27./28. traf es Teile von Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Ruhrgebiet: Die Innenstadt von Essen stand unter Wasser, die A66 war bei Biebrich vollkommen überflutet, das Polizeipräsidium Wiesbaden und eine Freileitung zum Flughafen Erbenheim wurden vom Blitz getroffen. In Mecklenburg-Vorpommern wurde wegen unterspülter Gleise und zwischen Rostock und Tessin ein Busersatzverkehr eingerichtet, in Rostock stand die Hauptverkehrsader unter Wasser. In diesem Monat wurden vier Tornados in Deutschland bestätigt: Am 1. trat morgens über dem Starnberger See und am frühen Nachmittag bei Einsdorf (Sachsen-Anhalt) je ein Tornado auf. Schäden wurden nicht gemeldet. Am 13. traf es am späten Nachmittag den Ort Waldshut-Schmittenau in Baden-Württemberg. Nur geringe Schäden wurden gemeldet. Am Abend wurde der stärkste Tornado mit den größten Folgeschäden aus Sautorn (Bayern) gemeldet: Umgeknickte Bäume und Überlandleitungen sowie abgedeckte Dächer waren die Folge. Auch einen Lkw traf der Wirbel und schob ihn in den Straßengraben. Kaum ein Haus in Sautorn blieb unbeschädigt. Hagel wurde im Juli an folgenden Tagen beobachtet: Am 1. örtlich in der Südwesthälfte Deutschlands sowie in Bayern, am 2. im Südwesten Bayerns, am 3. in Berlin, am 7. im Erzgebirge und am Südrand der Schwäbischen Alb, am 8. örtlich in Schleswig-Holstein, am 9. auf der Schwäbischen Alb und am Alpenrand, am 10. in den Alpen, am 12./13. in Baden-Württemberg und Bayern, am 18. im Erzgebirge, am 19. bei Buchloe und am 28. am Alpenrand.
August 2011
Auch im August kam es verbreitet zu wetterbedingten Schäden. Es sollen nur einige Beispiele genannt werden: Am 4. kam es in Bremen auf Grund von Starkregen zu überfluteten Straßen und Tunneln. Am 6. entgleiste im Mittelrheintal ein Nahverkehrszug, da ein Erdrutsch die Strecke blockierte. 40 Autos wurden am 18. in Bergedorf/Hamburg in einer überfluteten Tiefgarage beschädigt. Am 24. traf es den Südwesten: Gewitterböen deckten im Hunsrück, vom Taunus her bis in den Großraum Gießen, aber auch von Rheinhessen bis in den Main-Kinzig-Kreis viele Dächer ab. Zeitweise wurde im letzteren Bereich auf einigen Strecken der Bahnbetrieb eingestellt. Begleitet wurde das Ganze von Starkregen, der örtlich zu überfluteten Kellern führte. Nach kurzer Atempause traten am 26. weitere Unwetter auf: Dabei erschlug in Koblenz ein herabfallender Ast eine Frau. Umgestürzte Bäume führten zur Sperrung der Bahnstrecke Oberhausen – Arnheim/Niederlande. Für den August liegen drei bestätigte Tornadobeobachtungen vor: Am 14. in Lößnitz (Sachsen-Anhalt), am 15. bei Bremerhaven über der Wesermündung und am 18. in Heinsberg (Nordrhein-Westfalen) mit Schäden an Dächern und Bäumen. Bis auf Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein wurde auch in diesem Monat in fast allen Regionen Hagel beobachtet. Insbesondere in der dritten Dekade nahmen die Meldungen an Intensität zu. So fielen u. a. in Grieben im Kreis Stendal am 24. des Monats Hagelkörner mit einem Durchmesser von drei Zentimeter, die Schäden im Obstbau verursachten. Hagelkörner gleicher Größe fielen an diesem Tag auch in Ottrau, Schwalm-Eder-Kreis. Bei Thale im Harz sollen die Hagelkörner die Größe von Tennisbällen erreicht haben. Zwei Tage später, am 26., suchten weitere Hagelschauer Deutschland heim. Die größten Schäden wurden dabei von der Mosel gemeldet. In Veldenz wurden 300 Dächer durchschlagen und etwa 1000 Hektar Weinberge in Mitleidenschaft gezogen. Ein Millionenschaden entstand in Mühlheim/Mosel, wo 17 Hubschrauber während eines Treffens beschädigt wurden.
September 2011
Starke Gewitter sorgten am 4. für voll gelaufene Keller, überflutete Straßen und mehrere Schlammlawinen, hiervon war insbesondere Riestedt bei Sangerhausen in Sachsen-Anhalt betroffen, wo Katastrophenalarm ausgelöst wurde. Ebenfalls betroffen war Bischofferode im Eichsfeld/Thüringen. Eine weitere Gewitterfront hinterließ am 11. vor allem in Bayern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und im Saarland schwere Schäden. Auf der Autobahn A14, nördlich von Halle, waren fünf PKW von Wasser- und Schlammmassen eingeschlossen. Bei St. Goar im Mittelrheintal entgleisten die Lok und vier Waggons eines IC-Zuges, da nach einen starken Gewitter Geröll die Gleise blockierte. In Nordhessen musste die Main-Weser-Bahn bei Wabern ihren Betrieb einstellen. Ebenfalls in Nordhessen, in Hundelshausen (Hessisch-Lichtenau), aber auch in Aschersleben ergossen sich Schlammlawinen in die Orte. Ein herabfallender Ziegel tötete in Bernburg, bei Sachsen-Anhalt, eine Frau. In Zell am Ebersberg (Bayern) wurde das Dach einer Fabrikhalle größtenteils abgedeckt. In Sachsen-Anhalt standen in Lauchstädt, Querfurt und Dessau zahlreiche Straßen unter Wasser. Des weiteren traten Schäden durch Hagel auf, hiervon war besonders Peißen in Sachsen-Anhalt betroffen. Dort wurden mehrere 10.000 m² Folie benötigt, um die beschädigten Dächer abzudichten. Stark sinkende Temperaturen und anhaltender Niederschlag führten am 18. und 19. in den höheren Lagen der Alpen zu einem Wintereinbruch. Auf der Zugspitze bildete sich dabei eine 50 Zentimeter hohe Neuschneedecke. Am 11. wurde ein Tornado bei Rosefeld, in der Nähe von Köthen/Sachsen-Anhalt, beobachtet. Es gab Schäden an Bäumen und einzelnen Gebäuden. Hagel wurde am 2. entlang der Schwäbischen Alb und in Franken gemeldet. Vom 4. liegt eine Hagelmeldung aus dem Allgäu vor: An diesem Tag war die A96 zwischen Memmingen und Mindelheim von einer 30 cm hohen Hagelschicht bedeckt, einzelne Körner waren bis zu 5 Zentimeter dick. Die Autobahn musste mit Schneepflügen geräumt werden. Am 8. wurde auf Rügen Hagel beobachtet. Vermehrt Hagelbeobachtungen gab es am 11. und zwar im Bereich vom Hunsrück über den Taunus, in Osthessen, Unterfranken, Thüringen, Sachsen-Anhalt, bis zur Lausitz und örtlich südlich der Donau. Vereinzelt wurde am 17. nochmals Hagel in Bayern und Thüringen sowie am 18. in Sachsen beobachtet.
Oktober 2011
Witterungsbedingte Schäden gab es im Oktober sehr wenige. Am 8. führte ein Schauer zu einer mehrere Zentimeter hohen Graupeldecke auf den Autobahnen A44 und 535, am Dreieck Velbert. In der Folge kam es zu einem Massenunfall mit 13 Fahrzeugen. Glättebedingte Unfälle gab es vor allem in Oberbayern mit 13 Verletzten. Auf glatten Straßen kamen am Morgen des 24. im Hunsrück fünf Autos von der Fahrbahn ab und landeten im Graben. Durch gleiche Witterungsumstände ereigneten sich auch im Sauerland und in der Oberpfalz Unfälle, tlw. mit Schwerverletzten. Auch einige Tornados wurden im Oktober beobachtet, allerdings nur über Wasser: Am 7. und am 18. jeweils südwestlich von Helgoland und am 20. südöstlich von Immenstaad am Bodensee. Hagel fiel am 7. in Bayern südlich der Donau, am 8. im Westen und Süden Deutschlands, am 18. in Hattstedt, nördlich von Husum, am 19. örtlich im Norden und Westen sowie am 20. in Weimar.
November 2011
Durch extrem geringe Niederschlagsmengen, sanken an mehreren Flüssen die Wasserpegel. Schiffe konnten nicht voll beladen werden und Rheinfähren stellten den Betrieb ein. Im Rhein wurden Fliegerbomben und Luftminen aus dem Zweiten Weltkrieg freigelegt. So auch bei Koblenz, wo eine Bombe am 4. Dezember, nach der Evakuierung von 45 000 Einwohnern entschärft wurde. Im Edersee tauchten das „untergegangene“ Dorf und die dazugehörige Brücke auf. Das Wasser des Sees wurde verwendet, damit die Weser schiffbar blieb. Bei anhaltender Trockenheit wurde bei Lenggries in den bayerischen Alpen ein Waldbrand gemeldet. Aufgrund von regional dichtem Nebel und Reifglätte gab es schwere Verkehrsunfälle, teilweise als Massenkarambolagen mit vielen Verletzten, aber auch mit Toten. In der Nacht auf den 13. starb ein Mann bei einem Glätteunfall nahe Neumarkt (Oberpfalz) und am 22. starb bei Biberbach (Oberschwaben) eine Autofahrerin. Auf spiegelglatten Straßen zwischen Essen und Bottrop kam es am 14. auf der A42 zu einem Unfall mit drei beteiligten Fahrzeugen. Die Brücke über den Rhein-Herne-Kanal musste für mehrere Stunden gesperrt werden. Durch Nebel fielen am gleichen Tag am Flughafen München 33 Maschinen aus. Am 22. stießen im Nebel zwei Schiffe auf der Weser bei Bremerhaven und zwei weitere auf dem Mittellandkanal bei Bohmte (Kr. Osnabrück) zusammen. Glücklicherweise sank keines der beiden Schiffe. Sturm im Norden ließ am 27. Bäume umknicken und auf Häuser in Pinneberg und Flensburg stürzen. Von den nordfriesischen Inseln wurde viel Sand ins Meer geweht. Auf der Außenelbe kam es windbedingt zu einer Schiffskollision zwischen einem Lotsenboot und einem Containerschiff. Eine Sturmflut setzte sowohl Teile des Hamburger Fischmarkts, als auch den Uferbereich des Norderneyer Hafens unter Wasser.
Quelle: DWD