Unterschiede in der Intensität des australisch-indonesischen Monsuns von Phänomenen auf der Nordhalbkugel gesteuert
Eines der wichtigsten Klimasysteme ist der australisch-indonesische Monsun. Der Monsun kann mit Wirbelstürmen und Wolkenbrüchen einhergehen, aber auch Dürren verursachen. Die Faktoren, die seine Intensität beeinflussen, sind jedoch wenig erforscht. Jetzt zeigen MARUM-Forscher, wie und warum sich der Monsun vom Höhepunkt der letzten Eiszeit bis heute verändert hat. Überraschende Erkenntnis: Offenbar wird die Intensität des australisch-indonesischen Monsuns auf der Südhalbkugel von Klimaphänomenen auf der Nordhalbkugel gesteuert. Diesen und weitere Befunde veröffentlicht die Fachzeitschrift Nature Geoscience in ihrer August-Ausgabe.
Von Juli bis September herrscht auf der Südhalbkugel Winter. Dann bläst der australisch-indonesische Monsun aus Südost. Von Januar bis März drehen die Winde um 180 Grad: Mit nordwestlichen Luftströmungen werden dann grosse Regenmengen über dem östlichen Indonesien und den Nordosten Australiens abgeladen. Langfristig, d.h. über Jahrtausende betrachtet, ist die Intensität des Monsuns jedoch sehr unterschiedlich ausgeprägt: Im Südwinter ist es mal mehr, mal weniger trocken und kühl, im Südsommer mal mehr, mal weniger nass.
Auf die Frage, warum das so ist, hat ein internationales Wissenschaftlerteam jetzt eine überraschende Antwort gefunden: Unsere Daten zeigen, dass Unterschiede in der Intensität des australisch-indonesischen Monsuns von Phänomenen auf der Nordhalbkugel gesteuert werden , erklärt MARUM-Wissenschaftler Dr. Mahyar Mohtadi. Der Erstautor der Nature Geoscience-Studie betont: Das gilt sowohl für den Sommer- als auch den Wintermonsun.
Gemeinsam mit Kollegen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Hannover sowie aus den USA und Chile haben MARUM-Wissenschaftler Meeresablagerungen untersucht, die vor der Küste Javas gewonnen wurden. Die Sedimente bilden ein sehr genaues Klimaarchiv, denn sie enthalten Informationen über die jahreszeitlichen Schwankungen des Monsuns. Nach unseren umfassenden Untersuchungen können wir feststellen, dass die grßten Regenmengen während des Sommermonsuns immer dann fielen, wenn es auf der Nordhalbkugel relativ mild war, also während der letzten 2.500 Jahre, aber auch im Zeitraum vor etwa 13.000 bis 14.500 Jahren , sagt Co-Autor Dr. Stephan Steinke vom MARUM.
Um z.B. die Veränderungen des Wintermonsuns der letzten 20 000 Jahre nachzuzeichnen, untersuchten die Wissenschaftler die Häufigkeit von Kalkschalen einer bestimmten Foraminiferenart in einzelnen Sedimentschichten. Diese winzigen Meeresorganismen brauchen nährstoffreiches Wasser aus grßeren Tiefen, um besonders zu vermehren. Der winterliche Südost-Monsun funktioniert dabei wie eine Umwälzpumpe. Er drückt Oberflächenwasser von der Küste Javas weg. Im Gegenzug wird nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe nach oben gepumpt. Im Fall der untersuchten Schichten fanden sich jedoch immer dann relativ wenig Schalen dieser Foraminiferenart, wenn die Sonneneinstrahlung auf der Nordhalbkugel besonders gering war. Es ist ein Hinweis darauf, dass die Sonneneinstrahlung auf der Nordhalbkugel die Stärke der Tiefwasserpumpe und der Wintermonsune auf der Südhalbkugel beeinflusst.
Wir wollen unsere Arbeiten fortsetzen und planen bereits weitere Schiffsexpeditionen nach Südostasien , sagt Dr. Mahyar Mohtadi. Zwar untersuchen wir Klimaphänomene der Vergangenheit, doch werden unsere Arbeiten langfristig dazu beitragen, das Risiko zukünftiger klimabedingter Extremereignisse besser abschätzen zu können.
Quelle: MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen