EHEC/HUS-Situation: Insgesamt 2684 EHEC-Infektionen und 810 HUS-Fälle
Beim aktuellen EHEC/HUS-Ausbruch sind dem RKI gemäss Infektionsschutzgesetz bislang 2.684 Fälle mit einer Infektion mit EHEC übermittelt worden (Datenstand 17.6.2011, 15.00 Uhr – beim Datenstand 16.6.2011, 15.00 Uhr, waren es 2.610 Fälle gewesen). Davon sind 12 EHEC-Patienten gestorben (Korrektur gegenüber 13 EHEC-Todesfällen zum Datenstand 16.6.2011). Ausserdem wurden dem RKI bislang insgesamt 810 Fälle mit HUS übermittelt (798Fälle beim Datenstand 16.6.2011), davon sind 27 HUS-Patienten gestorben (25 zum Datenstand 16.6.2011). Damit sind dem RKI insgesamt 3.494 EHEC- oder HUS-Fälle übermittelt worden, darunter 39 verstorbene EHEC- oder HUS-Patienten (3.408 Erkrankungsfälle, darunter 38 Todesfälle beim Datenstand 16.6.2011).
Seit über zehn Tagen werden Erkrankungen an HUS/EHEC auf deutlich niedrigerem Niveau als zuvor an das RKI übermittelt. Daten aus der Surveillance blutiger Durchfälle in den Notaufnahmen freiwillig meldender Krankenhäuser deuten ebenfalls auf einen Rückgang der Anzahl und des Anteils an Fällen mit blutigem Durchfall ab dem 30. Mai hin.
Insgesamt 75 % der an EHEC Erkrankten stammen aus den vier Bundesländern Schleswig-Holstein (n=758), Niedersachsen (n=524), Hamburg (n=431) und Nordrhein-Westfalen (n=302). Alle Bundesländer sind von dem EHEC-Ausbruch betroffen. Von den übermittelten HUS-Erkrankungen stammen 76 % aus Schleswig-Holstein (n=191), Hamburg (n=179), Niedersachsen (n=134) und Nordrhein-Westfalen (n=109). Es sind alle Bundesländer von dem HUS-Ausbruch betroffen. Die weit überwiegende Anzahl der HUS-Erkrankungen steht im Zusammenhang mit einer Exposition in Norddeutschland. Ein Link zur Auflistung der Erkankungszahlen und Todesfälle nach Bundesländern ist am Textende zu finden.
Bei EHEC war der früheste Erkrankungsbeginn mit Durchfall am 1. Mai, der späteste am 13. Juni. Vom 1. bis 12. Mai lag die Fallzahl von EHEC-Infektionen zwischen einem und 18 Fällen täglich. Danach stieg die Fallzahl kontinuierlich an, bis auf ein Maximum von jeweils 161 Fällen am 22. und am 23. Mai. Seither wird ein kontinuierlicher Rückgang der EHEC-Fallzahlen beobachtet, wobei sich die Zahlen noch aufgrund des Meldeverzugs verändern. Bei HUS war der früheste Erkrankungsbeginn mit Durchfall am 1. Mai, der späteste Erkrankungsbeginn mit Durchfall der bisher übermittelten Erkrankungsfälle war am 12. Juni. Vom 1. bis 8. Mai lag die Fallzahl zwischen 0 und 1 Fall täglich. Am 9. Mai stieg die Zahl der Erkrankungen auf 7 Fälle an und erhöhte sich kontinuierlich weiter bis zu einem bisherigen Maximum von 63 Fällen am 21. Mai. Seither wird ein kontinuierlicher Rückgang der HUS-Fallzahlen beobachtet, wobei sich die Zahlen noch aufgrund des Meldeverzugs verändern.
Bei den epidemiologischen Analysen wurden alle Erkrankungsfälle, die ab dem 1. Mai 2011 erkrankt waren aber in der Regel erst später gemeldet wurden mit einbezogen. Hierbei muss zwischen Datum des Erkrankungsbeginns, dem Datum der Krankenhausaufnahme und dem Datum der Meldung an das Gesundheitsamt unterschieden werden. Ein Fall muss vom diagnostizierenden Arzt, ein Erregernachweis vom Labor innerhalb von 24 Stunden an das Gesundheitsamt übermittelt werden. Das Gesundheitsamt überprüft die Information und gibt sie in eine elektronische Datenbank ein. Spätestens am dritten Arbeitstag der folgenden Woche wird die Information an die zuständige Landesbehörde elektronisch übermittelt, spätestens innerhalb einer weiteren Woche elektronisch an das RKI (gemäss Infektionsschutzgesetz § 11). Nach Bekanntwerden des EHEC/HUS-Ausbruchs bat das RKI die zuständigen Behörden in der Woche vom 23. Mai 2011 um tägliche Übermittlung. Momentan liegt die Zeitdauer zwischen Eingang der Meldung im Gesundheitsamt bis zum Eingang im RKI meist zwischen ein bis vier Tagen. Der Meldeweg ist ausführlich erläutert im Infektionsepidemiologischen Jahrbuch (siehe www.rki.de >Infektionsschutz > Infektionsepidemiologisches Jahrbuch). Bei besonderen Ereignissen kann man davon ausgehen, dass die erste Kontaktaufnahme in der Regel auch telefonisch erfolgt.
Das RKI hat erstmalig am 19.5.2011 von einer erhöhten Anzahl von HUS Erkrankungsfällen in Hamburg erfahren. Seit dem ersten Bekanntwerden untersucht das RKI in Zusammenarbeit mit Gesundheits- und Lebensmittelbehörden des Bundes und der Länder den Ausbruch an hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) in Norddeutschland (Link zu Erläuterungen der epidemiologische Arbeitsweise des RKI siehe Textende). Die Ursache des Ausbruchs konnte durch die epidemiologischen Studien, die aufeinander aufbauten, zunehmend eingegrenzt werden, siehe RKI-BfR-Stellungnahme vom 25. Mai 2011, gemeinsame RKI-BfR-Pressemitteilung vom 3. Juni 2011, gemeinsame Pressemitteilung von Bundesinstitut für Risikobewertung, Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit und Robert Koch-Institut vom 10, Juni 2011. Weitere Stellungnahmen bzw. Pressemitteilungen des Bundesinstituts für Risikobewertung zum Thema Sprossen wurde am 11. und 12. Juni 2011 publiziert.
Auf Grund der Ergebnisse der epidemiologischen Studien des RKI und den Ermittlungen von BfR/BVL wird seit dem 10. Juni 2011 vom Verzehr von rohen Sprossen abgeraten. Weitere Stellungnahmen/Pressemitteilungen des Bundesinstituts für Risikobewertung zu Sprossen wurden am 11. und 12. Juni 2011 publiziert. In Oberflächenwasser des Erlenbach, bei Frankfurt am Main, wurde laut einer gemeinsamen Pressemitteilung des Hessischen Sozialministeriums und des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Verbraucherschutz am 17.6.2011 der EHEC-Erreger O 104:H 4 nachgewiesen. Gemäss der Pressemitteilung sind mögliche Gründe für Kontaminationen des Wassers mit dem Keim vielfältig. Da die Probenahme in der Nähe einer Kläranlage erfolgte, ist nicht auszuschliessen, dass dort der Eintrag erfolgte. Generell vermindern Kläranlagen die im Abwasser enthaltenen Keime, damit ist das gereinigte Abwasser aber nicht hygienisch unbelastet. Deshalb wird in Hessen vom Baden in Fliessgewässern grundsätzlich abgeraten. Menschen, die an EHEC erkrankt sind oder waren, scheiden den Erreger über den Darm aus. Dies kann auch noch der Fall sein, wenn der Durchfall abgeklungen ist. Auch Tage vor Beginn der Krankheitszeichen ist im Falle von EHEC die Ausscheidung von Keimen möglich. Ausserdem gibt es Menschen, die sich an EHEC infiziert haben und keine oder nur leichte Krankheitszeichen zeigen. Daher ist die Einhaltung der Basishygieneregeln wichtig, um sich selbst und andere zu schützen. Relevant ist vor allem die Händehygiene, also das gründliche Händewaschen nach dem Toilettenbesuch und vor dem Essen. Die beiden hessischen Ministerien verweisen auf die Informationen des Umweltbundesamtes zu Wasser und EHEC (Links zu Pressemitteilung und Umweltbundesamt unter www.rki.de). Hinweise für Verbraucher hat das Bundesinstitut für Risikobewertung in einer Stellungnahme vom 18.6.2011 veröffentlicht.
Bei dem aktuellen Geschehen handelt es sich um einen der weltweit grßten bislang beschriebenen Ausbrüche von EHEC bzw. HUS und den bislang grßten Ausbruch in Deutschland, wobei insbesondere die Alters- und Geschlechterverteilung ungewöhnlich ist. Nach wie vor sind vor allem Erwachsene, überwiegend Frauen, betroffen. Zu anderen Zeiten entwickeln vorwiegend Kinder dieses schwere Krankheitsbild: Im Jahr 2010 zum Beispiel wurden dem Robert Koch-Institut 65 HUS-Fälle übermittelt, 6 Betroffene waren älter als 18 Jahre.
Quelle: RKI