Wo sind all die Bienen hin?: Das Bienensterben besser erforschen
Jeden Winter plagt nicht nur deutsche Imker die Sorge darüber, was sie im Frühjahr erwartet. Die Winterverluste bei Bienenvölkern haben in den letzten Jahren vor allem in der Westhälfte Europas stetig zugenommen. So werden aus Italien Verluste bis zu 40 Prozent gemeldet, in Spanien sogar bis zu 89 Prozent. Auch in den USA geht die Zahl der Bienenvölker seit den 1950er Jahren stetig zurück. Das ärgert nicht nur Honigliebhaber. Wichtige Bereiche der Landwirtschaft sind von der Bestäubung durch Bienen abhängig. Gehen die Bestände zurück, drohen massive Ernteeinbussen. UNEP, das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, hat den Stand der Forschung zu diesem Thema zusammengefasst. Die Ursachen für den Rückgang der Bestände sind komplex.
So belegen aktuelle Studien zwar den Befall mit der Varroa-Milbe als Hauptgrund für das Völkersterben (Colony Collapse Disorder, CCD). Aber auch wenn diese regional dramatische Folgen haben kann, macht sie zum Beispiel in den besonders stark vom Bienenschwund betroffenen USA nur sieben Prozent aller Bienenvölkerverluste aus. Eine deutsche Langzeitstudie aus dem vergangenen Jahr ermittelte neben der Varroa-Milbe das „Verkrüppelte Flügel Virus“ (DBV) und das „Akute Bienen Paralysevirus“ (ABPV) als weitere mögliche Ursachen für Winterverluste. Auch eine alte Königin erhöht das Risiko für ein Bienenvolk, den Winter nicht zu überleben. Ob diese Ergebnisse aber auf andere Regionen mit anderen klimatischen Bedingungen übertragbar sind und welche Rolle Umweltfaktoren wie das Nahrungsangebot oder die Pestizidbelastung spielen, ist bislang unklar. Was die Forschung an Bienen so schwierig macht, ist die Vielfalt der Lebensräume, in denen sie – wild oder von Imkern bewirtschaftet – ihrem Tagwerk nachgehen. So ist der Vergleich von Daten aus unterschiedlichen Regionen fast unmöglich.
Die Bienenzucht unter Laborbedingungen andererseits war bislang ein Abenteuer für sich. Ob es gelang, die dafür benötigten Bienenlarven aus ihren Wachswaben herauszuholen, hing hauptsächlich von der Fingerfertigkeit der Forscher ab, und die Verluste waren hoch. Einer Forschergruppe der Universität Würzburg ist es nun gelungen, zumindest dieses Problem zu lösen. Die Wissenschaftler entwickelten eine künstliche Wabe, die von den Bienenköniginnen gut für die Eiablage angenommen wird. Am Ende dieser Plastikwabe befindet sich ein abnehmbarer Deckel. Damit lassen sich die geschlüpften Larven berührungslos aus ihrer Behausung entnehmen. 97 Prozent der so gewonnenen Larven entwickelten sich anschliessend normal bis zur Verpuppung. Die neue Methode, die ihre Gebrauchsfähigkeit bereits in einer weiteren Studie der Arbeitsgruppe unter Beweis stellen konnte, wird hoffentlich helfen, den Einfluss unterschiedlicher Schadfaktoren auf Bienenvölker unter standardisierten Bedingungen zu erforschen.
Quelle: aid.de