Stacheliger Urahn aller Insekten, Spinnen und Krebse entdeckt
Berliner Forscher des Museums für Naturkunde und der Freien Universität unter Leitung der Humboldtstipendiatin Jianni Liu haben ein aussergewöhnliches,
520 Millionen Jahre altes Fossil aus China im internationalen Journal nature beschrieben. Dieser Fund zeigt erstmals, aus welchen Vorfahren sich Insekten, Spinnen, Krebse und Tausendfüsser entwickelten. Damit kann endlich die Frage nach dem Ursprung der artenreichsten Tiergruppe der Erde, den Gliederfüssern, beantwortet werden.
Vor rund 540 Millionen Jahren erschienen fast alle Tierstämme schlagartig, was Wissenschaftler die Kambrischen Explosion nennen. Damals wie heute stellen die Gliederfüsser (Arthropoda) die bedeutendste Tiergruppe der Erde dar. Die Herkunft dieser Grossgruppe war immer eine ungeklärte Frage, aber nunmehr ist klar, dass der Ursprung in Tieren zu suchen ist, die Wissenschaftler nach den geringelten Beinen Lobopodia nennen. Diese Lobopoden sahen aus wie Würmer mit Beinen. Die Autoren des nature -Artikels beschreiben ein aussergewöhnliches, ca. 6 cm langes und 520 Millionen Jahre altes Fossil aus China, Diania cactiformis. Es ist der nächste Verwandte der Gliederfüsser. Seine Beine, welche erstmalig die typische Gliederung der Arthropodenbeine besitzen, machen es zu einem Meilenstein der Evolution, der den Erfolg der Insekten, Spinnen, Tausendfüsser und Krebse begründet.
Der wissenschaftliche Name des neuen Fossils ist von der kaktusähnlichen Erscheinung des stark bestachelten Körpers abgeleitet, die ihm in der internationalen Arbeitsgruppe den Spitznamen walking cactus eintrug.
Seit Jahren kooperieren Wissenschaftler der Freien Universität Berlin mit chinesischen Kollegen. Das deutsch-chinesische Forscherteam unter der Leitung von Dr. Jianni Liu entdeckte das Fossil an der berühmten Chengjiang Fundstelle in Südwest-China. Das Projekt, das wesentlich durch die zoologische Expertise des Museums für Naturkunde bereichet worden ist, wurde durch die Stipendien der Alexander von Humboldt Stiftung und der Chinese Science Foundation ermöglicht sowie durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert.
Quelle: Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin