Reiselust im Pflegeheim dank digitaler Wearables
In einem Pflegeheim in Berlin wohnt die pensionierte Lehrerin Selma Stein. Das digitale Angebot vor Ort ermöglicht Ihr weiterhin eine Teilhabe am Leben. So trifft sie sich wöchentlich online mit anderen ehemaligen Lehrer*innen, an zwei Abenden bereist Selma mit ihrer Reisegruppe, einer Online-Community anderer Pflegebedürftiger, ferne Orte. Dank einer Virtual-Reality-Brille kann sie ihrer Reiselust trotz eingeschränkter Mobilität genießen.
Diese Vision verfolgen Prof. Dr. Nancy Wünderlich und Dr. Julia Rötzmeier-Keuper in den nächsten zwei Jahren in dem von der BUA geförderten Projekt „Digital Care in Aging Societies: Designing Responsible Care Ecosystems“ (CaringS). Gemeinsam mit einem interdisziplinären Team möchten sie herausfinden, wie digitale Technologien in der Pflege vernetzt und sinnvoll eingesetzt werden können, um Vorteile für alle Beteiligten – Pflegebedürftige, Familien, Pflegepersonal und Ärzt*innen – zu schaffen. „Ein verantwortungsvolles Pflege-Ökosystem berücksichtigt die Bedürfnisse dieser verschiedenen Gruppen und verbindet sie mit den unterschiedlichen Technologien“, sagt Nancy Wünderlich. „Ich möchte nachhaltige soziale Innovationen für die Gesellschaft fördern, die letztlich jeden von uns irgendwann betreffen werden – wenn wir alt, pflegebedürftig oder krank werden.“
Für die Betriebswirtin müssen die Innovationen im Pflegebereich umsetzbar sein und dem Pflegepersonal Zeit schenken. Aufgrund hoher Arbeitsbelastung durch Personalmangel kommt die Interaktion mit den Pflegebedürftigen oft zu kurz, weiß Wünderlich.
Das intelligente Pflegebett von Selma Stein kann ihre Vitaldaten erfassen und frühzeitig auf gesundheitliche Probleme hinweisen, sodass schnell reagiert werden kann. Vernetzte Roboter erkennen auch soziale Isolation und informieren das Pflegepersonal und die Angehörigen, damit Selma Stein Besuch bekommt.
Reduzierung von Burnout
„Unser Ziel ist es, Technologien so zu integrieren, dass sie die Pflegesituation verbessern, die Pflegenden entlasten und ihnen mehr Zeit mit den Pflegebedürftigen schenken“, sagt Julia Rötzmeier-Keuper. Das reduziere auch das Risiko von Burn-outs.
In den nächsten zwei Jahren will das Team herausfinden, wie ein verantwortliches digitales Pflegesystem aussehen kann. Welche Technologien braucht es und wie müssen sie vernetzt sein? Wie werden Datensicherheit und Datenschutz gewährleistet?
Expertise aus dem Bereich Wirtschaftsinformatik bringt Prof. Dr. Martin Gersch von der FU Berlin ein, Prof. Dr. Claudia Spies von der Charité die medizinische Sicht. Im weiteren Verlauf könnten noch Philosoph*innen, Ethiker*innen oder Jurist*innen ihr Wissen beisteuern. Das Pflegewerk Berlin GmbH sorgt bereits jetzt dafür, dass praktische Pflegeperspektiven in das Projekt eingehen.
Quelle: Technische Universität Berlin