Kommissionsbericht: 2018 waren mehr Länder denn je von Waldbränden betroffen
Am 31.10.2019 hat die Europäische Kommission die Ausgabe 2018 ihres Jahresberichts über Waldbrände in Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika veröffentlicht. Danach wurden letztes Jahr in der EU fast 178.000 Hektar (ha) Wald und sonstige Flächen durch Flächenbrände zerstört. Dies ist zwar weniger als ein Sechstel der Flächen, die im Jahr 2017 abgebrannt sind, und liegt unter dem langfristigen Durchschnitt, allerdings waren mehr Länder als jemals zuvor von Flächenbränden betroffen.
Karmenu Vella‚ das für Umwelt zuständige Mitglied der Kommission, erklärte hierzu: „Wälder sind für unsere Anstrengungen zur Bewältigung der drohenden Klima- und Umweltkatastrophe von entscheidender Bedeutung. Sie sind die Lunge der Welt und unsere Lebensgrundlage. Wälder beheimaten 80 % ihrer biologischen Vielfalt. Aber heute sind sie so stark bedroht wie nie zuvor. Pro Stunde verschwinden Waldflächen in der Größenordnung von 800 Fußballfeldern, und weltweit wüten verheerende Brände. Wie wir mit unseren jüngsten Maßnahmen zur Bekämpfung der Entwaldung gezeigt haben, ist die EU bereit, mit Partnerländern zusammenzuarbeiten, um die Wälder in der EU und weltweit durch Investitionen in die Prävention zu schützen.“
Tibor Navracsics, EU-Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport und zuständig für die Gemeinsame Forschungsstelle, fügte hinzu: „Die veränderten Witterungsbedingungen infolge des Klimawandels erhöhen weltweit die Gefahr von Waldbränden. Wir müssen darauf reagieren und unsere Anstrengungen verstärken, um die Widerstandsfähigkeit der Wälder gegen das wärmere und trockenere Klima zu stärken. Dank der Faktengrundlage, die uns die Gemeinsame Forschungsstelle bietet, können wir uns auf die wirksamsten Mittel konzentrieren, Waldbrände zu vermeiden und damit zum Schutz unserer Wälder beizutragen – was für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und der Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger von entscheidender Bedeutung ist.“
Wichtigste Ergebnisse
Die höchste Zahl der Waldbrände mit einer Fläche von mindestens 30 ha hat das Europäische Waldbrandinformationssystem letztes Jahr in folgenden Ländern verzeichnet:
- Italien (147 Brände, 14 649 ha vernichtete Fläche)
- Spanien (104 Brände, 12 793 ha vernichtete Fläche)
- Portugal (86 Brände, 37 357 ha vernichtete Fläche)
- Vereinigtes Königreich (79 Brände, 18 032 ha vernichtete Fläche)
- Schweden (74 Brände, 21 605 ha vernichtete Fläche)
1. Schweden erlebte die schlimmste Brandsaison seit Beginn der Aufzeichnungen. Insgesamt wurde in Schweden eine Gesamtfläche von mehr als 21 605 ha durch Brände vernichtet. Damit steht Schweden in der EU-weiten Rangfolge an zweiter Stelle – eine ungewöhnliche Position für ein Land im Norden. An erster Stelle in Bezug auf die Größe der verbrannten Fläche stand erneut Portugal. Dabei beträgt die vernichtete Gesamtfläche nur einen Bruchteil der Fläche, die 2017 durch Brände zerstört wurde und der Gesamtwert ist einer der niedrigsten im Laufe der letzten 10 Jahre.
2. In gefährdeten Ökosystemen des Natura-2000-Netzes, in denen mehrere gefährdete Pflanzen- und Tierarten beheimatet sind, wurden 50 000 ha durch Brände vernichtet, was 36 % der verbrannten Gesamtfläche im Jahr 2018 entspricht.
3. Insgesamt war die verbrannte Fläche weniger groß als in den Vorjahren – aber die Temperaturen in Mittel- und Nordeuropa lagen während des größten Teils des Sommers anhaltend über den Durchschnittswerten. Die dadurch entstandenen Bedingungen begünstigten den Ausbruch und die Ausbreitung von Waldbränden, die hohe wirtschaftliche und ökologische Verluste zur Folge hatten.
Im Jahr 2018 wurde das EU-Katastrophenschutzverfahren fünfmal wegen Waldbränden in Europa aktiviert: in Schweden, Griechenland, Lettland und Portugal. In den Sommermonaten kamen auf diesem Wege insgesamt 15 Flugzeuge, 6 Hubschrauber und mehr als 400 Feuerwehrleute zum Einsatz, und die Europäische Union hat hierfür 1,6 Mio. EUR an Transportkosten als Unterstützung für die betroffenen Länder bereitgestellt. Darüber hinaus wurden auf Ersuchen der Mitgliedstaaten über 139 Copernicus-Satellitenkarten zu Waldbränden erstellt. Außerdem hat die EU im Rahmen einer Mission zu den Themen Prävention und Vorsorge Waldbrandexperten aus der ganzen EU in Portugal zusammengebracht, um die Fähigkeit des Landes zur Bewältigung von Waldbränden zu stärken.
Im März 2019 hat die EU das EU-Katastrophenschutzverfahren verbessert und rescEU ins Leben gerufen, um den Schutz der Bürger vor Katastrophen und die Bewältigung neu aufkommender Risiken in Europa und darüber hinaus zu verbessern. Die EU hat im Sommer 2019 eine Übergangsflotte mit Löschflugzeugen eingerichtet, die bereits zwei Mal eingesetzt wurde, um Waldbrände in Griechenland und im Libanon zu bekämpfen. Darüber hinaus rief die Europäische Kommission im Juli in einer Mitteilung dazu auf, die EU-Maßnahmen gegen Entwaldung und Waldschädigung zu verstärken, und verpflichtete sich zu weiteren Maßnahmen, u. a. zur Weiterentwicklung des Europäischen Waldbrand-Informationssystems zu einem Instrument für weltweite Waldbrandüberwachung.
Im Jahresbericht 2018 über Waldbrände wird auch darauf hingewiesen, dass die Brandsaison im Jahr 2019 aufgrund der trockenen und windigen Witterungsbedingungen bei hohen Temperaturen ungewöhnlich früh begann. Bereits im März dieses Jahres lag die Zahl der Brände höher als der Jahresgesamtdurchschnitt der letzten zehn Jahre, mit zahlreichen Bränden in Bergregionen und kritischen Bränden im Donaudelta.
Quelle: Europäische Kommission