Neuer IPCC-Bericht zur Erderwärmung unterstreicht Dringlichkeit der Anpassung von Küstengebieten
Der neue Sonderbericht des Weltklimarates (IPCC) ist der erste Bericht, in dem die Zusammenhänge zwischen den Ozeanen und der Kryosphäre – der erstarrten Welt aus Eisdecken, Gletschern, Schnee und Permafrost – eingehend untersucht werden. Prof. Dr. Beate Ratter und Dr. Laurens Bouwer vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG) haben als Leitautoren ihre Expertise in den Bereichen Risiken im Küstenraum und Anpassung an Extremereignisse in diesen Sonderbericht eingebracht.
Ziel des Berichts mit dem Titel „Der Ozean und die Kryosphäre in einem sich wandelnden Klima“ („The Ocean and Cryosphere in a Changing Climate“, SROCC) ist es, die Konsequenzen der bereits beobachteten und zukünftigen Veränderungen für Ökosysteme und Menschen bei fortschreitender Erderwärmung zu verdeutlichen. Zudem werden Maßnahmen behandelt, mit denen diese Risiken in den Ozeanen und der Kryosphäre eingedämmt oder vermieden werden können.
Beschleunigter Anstieg des Meeresspiegels
Dem Bericht zufolge wird der Meeresspiegel voraussichtlich schneller als erwartet ansteigen, da die Eisdecken in der Antarktis und auf Grönland immer schneller an Masse verlieren. Der Beitrag dieser Eisdecken zum Anstieg des Meeresspiegels übertrifft bereits jenen der Wärmeausdehnung, die hierfür in der Vergangenheit maßgeblich verantwortlich war. Im Bericht werden darüber hinaus höhere Durchschnittswerte für den globalen Meeresspiegel genannt als noch in vorherigen IPCC-Berichten: In einem Szenario mit hohen Emissionen wird nun mit bis zu 1,10 Metern im Jahre 2100 gerechnet. Bis 2100 könnte der Meeresspiegel jährlich um bis zu 15 Millimeter pro Jahr ansteigen und im anschließenden Jahrhundert sogar um mehrere Zentimeter pro Jahr zunehmen.
Der beschleunigte Anstieg des Meeresspiegels unterstreicht die Notwendigkeit einer besseren Planung und Umsetzung der Küstenanpassung, um die Risiken von Überschwemmungen, Versalzungen und Erosionen zu reduzieren. Der Bericht dokumentiert immer mehr Belege dafür, dass eine Anpassung mithilfe besserer Schutzvorkehrungen, Vorhersagen und Frühwarnungen bei Extremereignissen von Vorteil ist und tatsächlich dazu beigetragen hat, Auswirkungen und Verluste zu reduzieren.
Mehr Zeit für Anpassungen notwendig
Allerdings wird damit gerechnet, dass aufgrund des rapide ansteigenden Meeresspiegels einige besonders gefährdete Gesellschaften selbst in einem Szenario mit geringen Emissionen von Treibhausgasen schon weit vor dem Ende dieses Jahrhunderts an ihre Anpassungsgrenzen stoßen werden. Aus diesem Grund wird im Bericht betont, wie unerlässlich die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen ist, um etwaige Anpassungshindernisse überwinden und die aktuellen finanziellen, technischen und institutionellen Kapazitäten ausbauen zu können.
Vielerorts sind wohl transformative Veränderungen notwendig, die alternative Schutzmöglichkeiten oder die Erweiterung der Küsten zum besseren Schutz von Städten umfassen. In kleineren Gemeinschaften und ländlichen Regionen sowie einkommensschwächeren Ländern wird es möglicherweise jedoch unausweichlich sein, sich aus den Küstengebieten zurückzuziehen. Ein besseres Verständnis und die Bereitstellung von Optionen und Unterstützung für die Transformation erfordert noch umfangreiche Forschung und Versuchsreihen.
Weiterhin zeigt der Bericht, wenn der Klimawandel langsamer voranschreitet, sich mehr Gelegenheiten zur Anpassung bieten. Das bedeutet, dass größere Anstrengungen zur Emissionsreduktion die Risiken für viele Gemeinschaften in Küstennähe senken und diesen mehr Möglichkeiten bieten werden, sich an die bevorstehenden Veränderungen anzupassen.
Quelle: Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung