Mit Hilfe von Korallen Spuren des Klimawandels nachgewiesen
Der Agulhasstrom im westlichen Indischen Ozean ist ein wichtiger Kontrollmechanismus für Wetter und Klima, sowohl regional als auch weltweit. Der Strom befördert Wärme in den südlichen Indischen Ozean und in den Südatlantik und beeinflusst so auch die globale thermohaline Zirkulation, zu der auch der für Europa wichtige Golfstrom gehört. Prof. Dr. Christian Dullo vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel hat sich zusammen mit Kollegen aus Australien, Südafrika und Großbritannien mit den Steuerungsmechanismen des Agulhasstroms beschäftigt. Mit Hilfe von Korallen konnten sie nachweisen, wie sich die Temperaturen im Agulhasstrom in den vergangenen 300 Jahren verändert haben. Gleichzeitig ist die Studie ein Beleg dafür, dass Korallen zuverlässige Datenarchive für Oberflächentemperaturen des Meeres sind. Denn die aus den Korallen ermittelten Oberflächentemperaturen der vergangenen Jahrzehnte stimmen sehr gut mit direkt gemessenen Temperaturen in der Region überein. Die Ergebnisse der Studie erscheinen jetzt in der Fachzeitschrift Nature Scientific Reports.
Professor Dullo und sein ehemaliger Doktorand Dr. Jens Zinke von der University of Western Australia entnahmen 1995 vor der Südküste Madagaskars und vor der Ostküste von Südafrika gezielt Proben aus Korallenriffen. Ähnlich wie die Jahresringe von Bäumen bilden Korallen je nach Umweltbedingungen Wachstumsringe, die den Wissenschaftlern eine gezielte Analyse ermöglichen. Die Wachstumsgeschwindigkeiten der Korallen variieren dort zwischen einem und anderthalb Zentimetern pro Jahr. „Diese hohen Wachstumsgeschwindigkeiten bedeuten eine sehr gute zeitliche Auflösung. Somit konnten wir Temperaturveränderungen im Jahresgang beobachten und gut mit den instrumentellen Aufzeichnungen der jüngsten Zeit vergleichen“, erklärt der Geologe Dullo. Die Korallen zeigen eine Abkühlung während der so genannten Kleinen Eiszeit (1670-1720), folglich war die Intensität des Agulhasstroms zu dieser Zeit deutlich geringer und es wurde weniger Wärme in den südlichen Indischen Ozean und in den Südatlantik transportiert. Außerdem zeigen die Korallen eine Verstärkung des Agulhasstroms im 19. und 20. Jahrhundert, verbunden mit einer Erwärmung in der Region.
„Dank der Korallenanalysen haben wir jetzt ein gutes, sehr fein aufgelöstes Bild vom Wetter- und Klimageschehen im Südwest-Indik während der vergangenen 300 Jahre“, fasst Professor Dullo die Ergebnisse der Studien zusammen. Die Ergebnisse der Studie von den Seychellen deuten darüber hinaus an, dass Klimaschwankungen wie El Niño in ihrer Häufigkeit zunehmen und diese Signale auch von den Korallen aufgezeichnet werden. Professor. Dullo warnt: „Die in den Korallen aufgezeichneten erhöhten Temperaturen deuten klar auf die globale Erwärmung hin. Wir können also in dieser Hinsicht auf Grundlage unserer Daten keine Entwarnung geben.“
Quelle: GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel