Vogelgrippe: H7N9 Virus breitet sich in China aus
Zur Zeit breitet sich in China erneut das Vogelgrippevirus H7N9 aus. Normalerweise zirkuliert es in Vögeln, im März 2013 ist es jedoch zum ersten Mal auch im Menschen aufgetreten. Nachdem im Sommer 2013 die Zahl der Infizierten zunächst wieder rückläufig war, beobachten Ärzte nun einen erneuten Anstieg. Was bedeutet das für Deutschland? Was sollten die Menschen hierzulande darüber wissen? Prof. Gérard Krause, Leiter der Abteilung „Epidemiologie” und Prof. Klaus Schughart, Leiter der Abteilung „Infektionsgenetik“ am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) äußern sich aktuell zur Situation.
Seit Beginn dieses Jahres sind bereits über 20 Personen an der Vogelgrippe gestorben. Viele Patienten leiden an schweren Lungenentzündungen. Laut Angaben der Weltgesundheitsbehörde können bis zu 20 Prozent von ihnen der Infektion zum Opfer fallen.
„Dass die Zahl der Infektionen im Winter zunimmt, ist nicht überraschend. Ein Zusammenhang mit der kalten Jahreszeit besteht auch bei der saisonalen Grippe und bestand ebenso bei der Infektion von Vögeln mit dem H5N1-Vogelgrippevirus. In der Summe sind jedoch nur wenige Menschen von der aktuellen Vogelgrippe H7N9 betroffen“, sagt Krause.
„Das H7N9-Virus wird offenbar nicht sehr effektiv von Mensch zu Mensch übertragen. Sollte es zu einem globalen Problem werden, gibt es in Deutschland einen gut ausgearbeiteten Pandemieplan, der dann in Kraft treten würde“, so Schughart.
In den meisten Fällen ist die Infektion auf den Kontakt zu Tieren, wie er beim Besuch von Geflügelmärkten vorkommt, zurückzuführen. Laut Krause gibt es gegenwärtig keinerlei Hinweise dafür, dass Geflügel in Deutschland infiziert sein könnte.
„Der Verzehr von Geflügel stellt in Deutschland derzeit keine Gefahr dar. Hierzu sollten aber die aktuellen Hinweise des Bundesinstituts für Risikobewertung beachtet werden. Allerdings sollten Menschen, die nach China reisen, den Kontakt mit rohem oder noch lebendem Geflügel meiden und sich bei dennoch erfolgtem oder auch nur möglichem Kontakt gut die Hände waschen“, sagt Krause. „Wer nach China reist, sollte zudem die Hinweise des auswärtigen Amtes und des Robert Koch-Instituts zu Rate ziehen“, so Schughart.
„Die Wahrscheinlichkeit, dass sich H7N9 dahingehend ändert, dass es leichter zwischen Menschen übertragen wird, ist schwierig zu ermitteln. H5N1 ist ein weiteres Vogelgrippevirus, das seit 1997 immer wieder Krankheit und Tod beim Menschen verursacht hat. Auch für dieses Virus ist seit dem ersten Auftreten im Menschen keine relevante Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch entstanden“, sagt Krause. „Das H7N9-Virus zeigt aber bereits Anpassungen an Säuger und es mutiert weiter, daher könnte eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung in Zukunft durchaus möglich werden“, ergänzt Schughart. „Wir arbeiten am HZI mit verschiedenen Vogelgrippeerregern, unter anderem auch demnächst mit H7N9.“ Hierfür untersuchen die Wissenschaftler das Infektionsgeschehen in Mäusen. „Uns interessiert insbesondere, wie der Wirt auf eine Infektion reagiert und warum es in einigen Fällen zu schweren Verlaufsformen der Infektion kommen kann.“ Das HZI plant, in den kommenden Jahren seine Forschungsaktivitäten über Grippeinfektionen weiter auszubauen, unter anderem in Kooperation mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Diese wird in Kürze ein neues Zoonose-Forschungszentrum eröffnen, das sich gezielt mit der Übertragung von Infektionserregern vom Tier auf den Menschen befasst.
„Bislang gibt es keine Impfung gegen H7N9, da das Virus noch nicht pandemisch geworden ist. Es gibt jedoch anti-virale Medikamente, die wirken, wenn sie frühzeitig genommen werden“, sagt Schughart. „Solange die Vogelgrippe im Wesentlichen eine Tiererkrankung bleibt und sich nicht rasch von Mensch zu Mensch übertragen lässt, wird auch keine Impfung benötigt. Der normale saisonale Grippeimpfstoff wird vermutlich keine ausgeprägte Schutzwirkung gegen die aktuelle Vogelgrippe haben“, sagt Krause. „Trotzdem ist es wichtig, die üblichen Impfempfehlungen gegen die saisonale Grippe zu befolgen, da hier derzeit die Fallzahlen ansteigen.“
Quelle: HZI