Der Winter in Deutschland 2013/2014 verläuft bisher ungewöhnlich mild
Wo große Teile des nordamerikanischen Kontinents in den zurückliegenden Wochen von einer markanten Kältewelle betroffen waren, verläuft der Winter 2013/2014 in Deutschland bisher ungewöhnlich mild. Der Grund dafür war eine ausgesprochen rege Tiefdrucktätigkeit über dem nordatlantischen Ozean, wobei mit südwestlicher Strömung immer wieder milde Luftmassen teilweise bis zum Ural herangeführt wurden. Das bisherige Wintermittel der ersten sechs Wochen liegt deutschlandweit bei 3,9 Grad Celsius (°C), gegenüber dem vieljährigen Durchschnittswert von 0,2°C.
Beide Phänomene, auf dem nordamerikanischen und dem europäischen Kontinent, hängen, trotz ihrer räumlichen Entfernung miteinander zusammen. Sie sind über die jeweilige Lage des nordhemisphärischen Strahlstroms, einem breiten Starkwindband in der Höhe, gekoppelt. „Dieses Starkwindband bildet üblicherweise die Grenze zwischen polarer Kaltluft und subtropischer Warmluft“, betont DWD-Klimaexperte Dr. Thomas Deutschländer.
Anhaltend milde Witterung brachte bislang kaum neue Rekorde
Trotz einer ganzen Reihe neuer Tagesrekorde sowohl auf dem nordamerikanischen Kontinent als auch hierzulande bewegen sich die bislang in diesem Winter verzeichneten Temperaturen vollständig im Bereich bereits beobachteter Werte. In den USA wurden bislang weder absolute noch monatliche Rekordwerte erreicht.
Bliebe es in Deutschland weiter so mild, wäre der Januar 2014 am Ende etwa der drittwärmste Januarmonat seit 1881. Allerdings ist nach momentanem Stand davon auszugehen, dass sich die Temperaturen in der zweiten Monatshälfte den jahreszeitlichen Normalwerten zunehmend wieder annähern werden. Ein neuer Rekord ist also nicht in Sicht. Der bislang mildeste Winter war der Winter 2006/2007 mit einem Wert von 4,4°C. Danach folgen die Winter 1989/1990 sowie 1974/1975 mit jeweils 3,6°C. Auch in dieser Hinsicht fällt dieser Winter also durchaus noch in den Bereich der hierzulande üblichen Schwankungsbreite des Wetters.
Viele Gebiete weltweit wärmer als sonst
Einen eindeutigen Beweis für die Existenz des vom Menschen verursachten Klimawandels liefert der Winter 2013/2014 in Deutschland ebenso wenig wie irgendein anderes Einzelereignis. Analog stellt auch der kalte Winter in Nordamerika keinesfalls einen Gegenbeweis dar. Änderungen des Klimas der Erde sind immer langfristig und für die gesamte Erde zu beurteilen.
So zeigt die beigefügte Abbildung die globale Verteilung der Temperaturabweichung vom internationalen klimatologischen Referenzzeitraum 1961-1990 in Grad Celsius für den Zeitraum vom 1. Dezember 2013 bis zum 13. Januar 2014.
Neben dem ausgeprägten Kältezentrum über dem nordamerikanischen Kontinent sowie – abgeschwächt – über Teilen des westlichen Nordatlantiks finden sich weltweit nur wenige Regionen mit markanten Abweichungen zur kalten Seite. Demgegenüber war es bislang nicht nur in weiten Teilen Europas, sondern auch im westlichen Sibirien, im östlichen Pazifik sowie fast im gesamten Polargebiet erheblich zu warm. Die höchsten Abweichungen traten dabei im Bereich des arktischen Ozeans nördlich der Barentssee auf. Dort war es bis zu 13°C wärmer als im vieljährigen Mittel des Referenzzeitraums. Insgesamt lag die Abweichung zur warmen Seite für die Nordhemisphäre bei rund 0,6°C, global war es etwa 0,4°C wärmer als im Referenzzeitraum.
Kältere Winter in Europa trotz Klimawandel?
Der Trend zur langfristigen globalen Erwärmung ist also nach wie vor ungebrochen. Von besonderem Interesse ist sicher auch die Frage, ob es in Folge des Klimawandels zukünftig häufiger zu solch beständigen Wetterlagen und damit nicht nur zu einer deutlichen Zunahme besonders warmer Witterungsabschnitte, sondern möglicherweise auch zu mehr Kälteextremen über den Landmassen der Nordhalbkugel kommen könnte als in der Vergangenheit. Einige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass es durch die überdurchschnittlich starke Erwärmung der Arktis zu einer Abschwächung der Westwindzirkulation und damit zu einer Verstärkung der Nord-Süd-Ausdehnung des Strahlstroms kommen könnte. Hierdurch würden neben lang anhaltenden Hitzewellen auch Kältewellen wie aktuell über Nordamerika begünstigt. Allerdings ist diese Theorie noch umstritten und kann daher noch nicht abschließend beurteilt werden. Hier besteht noch weiterer Forschungsbedarf.
Quelle: DWD