Komet ISON übersteht den Vorbeiflug an der Sonne
Der Komet ISON hatte Abend des 28. Novembers zum Zeitpunkt seiner größten Sonnenannäherung noch einen aktiven Kern, der Gas und Staub spuckte. Zu dieser Einschätzung kommen Forscher des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung. Sie analysieren derzeit aktuelle Bilder des Instruments LASCO, das an Bord des Sonnenobservatoriums SoHO einen einzigartigen Blick auf den Schweifstern genießt. Ob der Kern noch immer existiert und ob er bei seiner feurigen Begegnung zum Teil zerbrochen ist, lässt sich den Auswertungen nicht entnehmen.
Gegen 20.30 Uhr am Abend des 28. Novembers tauchte der Schweif des Kometen ISON nach seiner Sonnenpassage wieder im Gesichtsfeld des Instrumentes LASCO auf. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch noch nicht abschätzbar, ob sich an der Spitze dieses Schweifs noch ein Kometenkern verbirgt. Neue LASCO-Bilder vom darauf folgenden Vormittag lassen nun weitergehende Schlüsse zu.
„Der Staubschweif des Kometen zeigt sich nun zweigeteilt“, beschreibt Dr. Hermann Böhnhardt vom MPS die jüngsten Bilder. Der Teil des Schweifes, der in Richtung Sonne zeigt, besteht aus Staubteilchen, die deutlich vor der Sonnenpassage emittiert wurden. Der andere Teil jedoch enthält jüngeres Material: Es wurde während des Sonnenvorbeifluges emittiert und deutet darauf hin, dass zu diesem Zeitpunkt zumindest noch ein Teil des Kerns existierte und aktiv war.
Die Forscher am MPS stützen ihre Einschätzung auf Computersimulationen, in denen sie die Form des Staubschweifes modellieren. „Wenn wir in unseren Rechnungen annehmen, dass der Komet im Perihel noch Staub emittiert hat, können wir die aktuellen Bilder gut reproduzieren“, so Böhnhardt.
Erst weitere LASCO-Bilder werden eine Analyse zulassen, ob auch am 29. November noch ein Kern vorhanden ist. Der Staub, den ISON eventuell freisetzt, braucht einige Stunden, um in die sichtbare Schweifregion zu wandern und damit detektierbar zu werden, so Böhnhardt. Ob der Kometenkern im Perihel noch weitestgehend intakt war oder seinen Weg als kleines Bruchstück oder als Ensemble von Fragmenten fortsetzte, lässt sich noch nicht sagen.
Das Instrument SUMER an Bord des Weltraumobservatoriums SoHO, das unter Leitung des MPS entwickelt und gebaut wurde, beobachtete am Abend des 28. Novembers den Kometen in der Stunde seiner direkten Sonnenannäherung. Das Instrument spaltet das Licht, welches der Komet ins All sendet, in seine einzelnen Bestandteile auf. Daraus können Forscher auf Elemente und Moleküle in der Staubwolke des Kometen schließen.
Quelle: MPS für Sonnensystemforschung