Tiefsee: 114 Millionen Jahre alte Fossilien von Meerestieren entdeckt
Der am wenigsten erforschte Lebensraum der Erde gleichzeit aber auch der größte ist die Tiefsee. Nach wie vor ist die erdgeschichtliche Entwicklung der heutigen Tiefsee-Organismen ein Rätsel für sich. Einem internationalen Forscherteam mit Wissenschaftlern der Universität Göttingen ist es gelungen, etwa 114 Millionen Jahre alte Fossilien von Tiefsee-Organismen vor der Küste des US-Bundesstaates Florida zu identifizieren und mit heutigen Verwandten zu vergleichen. Ihre Studie zeigt, dass ein großer Teil der heutigen Tiefsee-Ökosysteme wesentlich älter ist als bisher vermutet. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift PLoS ONE erschienen.
In den vergangenen Jahren hat sich die Ansicht durchgesetzt, die heutigen Tiefsee-Ökosysteme seien aus mehreren Umwälzungen im Zuge von Massenaussterben und globalen Veränderungen der Ozeane entstanden. Somit müssten sie – im erdgeschichtlichen Kontext – relativ jung sein. Da Überreste von Organismen aus der Tiefsee jedoch nur extrem selten als Fossilien gefunden werden, war eine direkte Überprüfung dieser Annahme bisher nicht möglich. Die nun entdeckten Fossilien stammen allesamt von Stachelhäutern, wie zum Beispiel Seeigeln, Seesternen und
Schlangensternen, die in der heutigen Tiefsee sehr häufig und vielfältig sind, und wurden aus Tiefsee-Sedimentbohrungen geborgen. „In diesen Proben wird üblicherweise nach den Resten von kleinen Einzellern zur Rekonstruktion von früheren Klimaverhältnissen gesucht“, sagt Ben Thuy, Erstautor der Studie vom Geowissenschaftlichen Zentrum der Universität Göttingen. „Dass darin auch Reste von größeren Meerestieren aus der Tiefsee vorkommen, war eine große Überraschung. Diese Fossilien bieten ein einmaliges und bisher völlig unbeachtetes Fenster in die Geschichte der Tiefsee.“
Quelle: Georg-August-Universität Göttingen