Deutschlandwetter im Juni 2012
Der Juni des Jahres 2012 fiel je nach Region sehr unterschiedlich aus. Nach Norden zu eher kühl, mit zahlreichen Regentagen und sonnenscheinarm, im Süden dagegen wärmer und sonniger. Während anfangs noch vorwiegend regenreiche und kühle Atlantikluft das Wettergeschehen abwechslungsreich gestaltete, setzte zur Monatsmitte die Zufuhr feucht-warmer und zu heftigen Gewittern neigender Warmluft ein. Resultat war ein typischer „Schaukelsommer“: Beständiges Wetter konnte sich kaum einstellen. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.
Anfangs deutlich zu kühl, erst zur Monatsmitte wärmer oder sogar heiß
Nach der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 fiel der Juni 2012 im Deutschlandmittel mit etwa 15,5 Grad Celsius (°C) fast genau auf den Sollwert von 15,4°C. gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 war die Abweichung mit -0,2 Grad leicht negativ. Die größten positiven Temperaturabweichungen traten laut DWD in Baden-Württemberg und Bayern auf. Im Norden und Nordosten war es dagegen recht kühl. Besonders in den ersten Junitagen waren die Temperaturgegensätze ausgeprägt. So trennte beispielsweise am 3. eine Kaltfront über der Mitte Deutschlands kühle Luft im Norden von warmen Luftmassen im Süden: Während im Münsterland das Quecksilber 9°C nicht überschritt, konnte man in München bei Temperaturen um 25°C gemütlich im Biergarten sitzen. In den Hochlagen der Mittelgebirge schneite es nochmals leicht, in Deutschneudorf-Brüderwiese, im mittleren Erzgebirge, wurde am 6. morgens mit -1,7°C sogar leichter Frost registriert. Zum Ende des Monats stiegen die Temperaturen tlw. auf hochsommerliche Werte von über 33 Grad.
Niederschläge teilweise unter dem Soll, gebietsweise jedoch deutlich darüber
Im Deutschlandmittel übertraf der Juni mit etwa 97 Litern pro Quadratmeter (l/m²) das Monatssoll von 85 l/m² um rund 14 Prozent. Im Nordosten und in Teilen Bayerns blieb es regional recht trocken. Teilweise wurden dort nur 40 bis 50 Prozent der üblichen Menge erreicht. Kennzeichnend, vor allem für die zweite Monatshälfte, waren schwülwarme Luftmassen, in denen örtlich heftige Gewitter beträchtliche Schäden anrichteten. So wurden zum Beispiel am 18. in Rostock Straßen überflutet, Hausdächer beschädigt und Bäume entwurzelt. Auch zahlreiche Autos wurden demoliert. Ab dem 21. sowie gegen Ende des Monats sorgten u. a. in Bayern, Sachsen und Thüringen gewittrige Regenfälle für respektable Niederschlagsmengen. So fielen mancherorts innerhalb kurzer Zeit zwischen 40 und 60 l/m². Coburg, Nürburg, das hessische Dillenburg u. a. registrierten das Doppelte der sonst im Juni üblichen Regenmenge.
Sonnenscheinsoll verfehlt
In Deutschland lag das Sonnenscheinmittel im Juni 2012 mit etwa 160 Stunden um rund 20 Prozent unter dem Soll von 198 Stunden. Am längsten zeigte sich die Sonne im Süden und äußersten Nordosten. Arkona auf Rügen erreichte mit über 230 Stunden einen Spitzenplatz, in Teilen Nordrhein-Westfalens wurden dagegen kaum 60 Prozent des Solls registriert.
Das Wetter in den Bundesländern im Juni 2012
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte)
Schleswig-Holstein und Hamburg: Schleswig-Holstein verzeichnete mit 13,8°C (15,0°C) die deutschlandweit tiefste Mitteltemperatur. Hamburg gehörte mit 14,8°C (15,7°C) ebenfalls zu den kühleren Bundesländern. Die Niederschlagsmenge betrug in Hamburg 61 l/m² (70 l/m²) und die Sonnenscheindauer 141 Stunden (216 Stunden). Schleswig Holstein zeigte sich mit 153 Stunden (225 Stunden) sonnenscheinreicher, aber mit 89 l/m² (69 l/m²) deutlich nasser. In Tinnum auf Sylt setzten am 18. gewittrige Regenfälle ein Einkaufszentrum unter Wasser.
Niedersachsen und Bremen: Die Durchschnittstemperatur lag in Niedersachsen (15,4°C) und in Bremen (15,5°C) bei kühlen 14,6°C. Beim Sonnenschein belegte Niedersachsen mit rund 135 Stunden (200 Stunden) den vorletzten Rang. Auch Bremen gehörte mit etwa 141 Stunden (204 Stunden) zu den sonnenscheinärmeren Bundesländern. Niedersachsen mit 65 l/m² (76 l/m²) und Bremen mit 60 l/m² (73 l/m²) gehörten zu den trockenen Bundesländern.
Mecklenburg-Vorpommern: Der Juni 2012 verlief in Mecklenburg-Vorpommern mit 15,0°C (15,4°C) etwas kühler als sonst und gehörte mit etwa 167 Stunden (236 Stunden) trotzdem noch zu den sonnenscheinreicheren Bundesländern. Arkona auf Rügen belegte mit über 230 Stunden deutschlandweit einen Spitzenplatz. In Rostock und Umgebung richteten am 18. heftige Gewitter mit Starkregen, schweren Sturmböen und Hagel schwere Schäden an. In Schaprode auf Rügen fielen hühnereigroße Hagelkörner. In Anklam, südöstlich von Greifswald, wurden nur etwa 34 l/m² gemessen, das sind rund 60 Prozent des Stationssolls. Mit etwa 56 l/m² (63 l/m²) war Mecklenburg-Vorpommern das trockenste Bundesland.
Brandenburg und Berlin: Berlin war im Juni neben Baden-Württemberg mit 16,5°C (17,1°C) das wärmste Bundesland, Brandenburg erreichte nur 15,8°C (16,5°C). Für Berlin errechneten die DWD-Meteorologen eine Sonnenscheindauer von 159 Stunden (226 Stunden) und für Brandenburg 165 Stunden (225 Stunden). Mit 79 l/m² überstieg die Regenmenge in Berlin das Soll (70 l/m²). In Brandenburg fielen mit 76 l/m² (64 l/m²) 118 Prozent des Klimawertes.
Sachsen-Anhalt: In Sachsen-Anhalt notierten die DWD-Experten im Juni durchschnittlich 15,5°C (16,1°C), 83 l/m² (63 l/m²) und 148 Sonnenstunden (205 Stunden). Einzelne Orte wurden am 20. gleich mehrfach von Gewittergüssen heimgesucht. So kam zum Beispiel in Kreipitzsch bei Bad Kösen eine Tagessumme von 41 l/m² zusammen.
Sachsen: Sachsen gehörte im Juni 2012 mit 170 Stunden (201 Stunden) zu den sonnenscheinreicheren Bundesländern. Die mittlere Temperatur betrug 15,9°C (15,6°C). Der Niederschlag übertraf mit 104 l/m² das Soll (76 l/m²) um 36 Prozent. Schwere Gewitter zogen am 19. über Sachsen hinweg und brachten in Bad Muskau eine Tagessumme von 45 l/m².
Thüringen: Im Juni 2012 kam Thüringen auf 15,2°C (14,9°C). Die Regenmenge lag bei 108 l/m² (78 l/m²) und die Sonnenscheindauer bei 143 Stunden (194 Stunden). Bei einem heftigen Gewitterregen kamen zwischen 20 Uhr am 19.6. und 20 Uhr am 20.6. in Frankenblick-Mengersreuth-Hämmern bei Sonneberg 64 l/m² zusammen.
Nordrhein-Westfalen: Nordrhein-Westfalen zählte im Juni 2012 mit 14,8°C (15,4°C) zu den kühleren und mit 89 l/m² (84 l/m²) zu den eher nassen Bundesländern. Gewitter, Sturm und Hagel begleiteten an manchen Orten den kalendarischen Sommerbeginn am 21. des Monats. Beim Sonnenschein bildete Nordrhein-Westfalen mit etwa 130 Stunden (184 Stunden) das bundesweite Schlusslicht.
Hessen: Hier schien die Sonne im Schnitt etwa 140 Stunden (192 Stunden). Hessen war im Juni mit 15,0°C (15,2°C) ein recht kühles und mit 89 l/m² (80 l/m²) ein eher nasses Bundesland. In Darmstadt beschädigten nach einem Blitzeinschlag in den Schornstein eines Wohnhauses herumfliegende Ziegel elf Autos.
Saarland: Das Saarland notierte im Juni durchschnittlich 15,5°C (15,6°C). Mit etwa 110 l/m² (80 l/m²) gehörte es zu den eher nassen Bundesländern. Die Sonne zeigte sich mit 140 (204 Stunden) recht wenig.
Baden-Württemberg: Im Juni 2012 war laut DWD Baden-Württemberg, neben Berlin, mit 16,5°C (15,1°C) das wärmste und mit 187 Stunden (202 Stunden) das zweitsonnigste Bundesland. Beim Niederschlag erreichte es etwa 113 l/m² (107 l/m²). In der Nacht zum 22. verursachten starke Gewitter örtlich Schäden in Millionenhöhe. In Gondelsheim bei Karlsruhe gingen mehrere Lagerhallen in Flammen auf.
Bayern: Bayern war mit 16,3°C (14,9°C) im Juni 2012 das zweitwärmste und mit etwa 192 Stunden (200 Stunden) das sonnenscheinreichste Bundesland, auch wenn das Soll nicht ganz erreicht wurde. Die Regenmenge lag bei 120 l/m² (112 l/m²). Zum kalendarischen Sommerbeginn zogen am 21. des Monats Hagelschauer über Bayern hinweg. Polizei und Feuerwehr mussten wegen überfluteten Straßen und Kellern, umgestürzten Bäumen und Schlammlawinen zu zahlreichen Einsätzen ausrücken.
*Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten drei Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.
Quelle: DWD