Deutschlandwetter im Herbst 2011: Ein insgesamt warmer, sehr trockener und sehr sonnenscheinreicher Herbst
Offenbach, 30. November 2011 Im Jahr 2011 folgte auf ein extrem trockenes Frühjahr und einen unbeständigen Sommer erneut ein äusserst trockener Herbst. Anfang September entluden sich über Deutschland noch heftige Gewitter, später erlebten die Menschen, besonders im November, eine lange, rekordtrockene und vor allem im Bergland sonnige Witterungsperiode. Noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wurde deutschlandweit derart wenig Niederschlag registriert wie im November 2011. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.
In ganz Deutschland wärmer als im Klimamittel
Der Herbst 2011 zeigte sich mit durchschnittlich 9,7 Grad Celsius ( °C) um 0,9 Grad wärmer als der Klimamittelwert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 war es um 0,7 Grad wärmer. In der ersten Septemberdekade meldeten zahlreiche Stationen noch heisse Tage, d.h. ein Temperaturmaximum von mindestens 30,0 °C. Den höchsten Temperaturwert meldete diesmal Rheinfelden am Hochrhein am 10. September mit 33,0 °C. Von Anfang September bis in die ersten Oktobertage traten an einigen Stationen im Südwesten nochmals bis zu zwanzig Sommertage auf, also ein Temperaturmaximum von mindestens 25,0 °C. Die kälteste Herbstnacht registrierten die Experten des DWD dagegen in Reit im Winkl am 25. November mit -9,1 °C. Regional gab es je nach Nebelauflösung hinsichtlich der Tageshöchsttemperatur grosse Unterschiede. So waren es am 18. November in Garmisch-Partenkirchen 13 °C, im nebligen Berlin jedoch nur 2 °C.
Trockenheitsrekord im November September und Oktober im Sollbereich
Mit 111 Litern pro Quadratmeter (l/m ²) fielen im Herbst 2011 nur 61 Prozent des Solls von 183 l/m ². Es gab einige neue Stationsrekorde. Während im Sommer noch Tiefdruckgebiete dominierten, übernahmen besonders im November hoher Luftdruck und zunehmend Lagen mit Nebel oder Hochnebel die Regie. Dies führte fast flächendeckend zu einem Rekorddefizit an Niederschlag. Im bundesweiten Mittel fiel in diesem Monat mit rund 3 l/m ² (66 l/m ²) die niedrigste Niederschlagsmenge seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. In den ersten Septembertagen und vor allem am 11. September entluden sich noch teilweise heftige Gewitter mit Hagel, Sturm und sogar Tornados, vor allem über Teilen von Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Den bundesweit meisten Regen meldete im Herbst Reit im Winkl mit 298 l/m ². Die geringste Summe kam mit 40 l/m ² in Andernach zusammen. Kurzzeitig hielt im Oktober der Winter Einzug mit Schneefällen bis in tiefere Lagen. So wurden am Morgen des 20. in Messstetten auf der Schwäbischen Alb 12 Zentimeter Schnee gemessen.
Ausserordentliche Sonnenscheinbilanz viele neue Stationsrekorde
Mit einer durchschnittlichen Sonnenscheindauer von 429 Stunden lag der Herbst 2011 in Deutschland um 38 Prozent über dem Klimawert von 311 Stunden. In allen Bundesländern zeigte sich die Sonne deutlich länger als im vieljährigen Mittel. Nur im Norden und im Saarland fiel der Überschuss etwas geringer aus. Seit Beginn bundesweiter Aufzeichnungen im Jahr 1951 schien nur im Herbst 1959 und Herbst 2005 die Sonne länger. Die meiste Sonne genoss diesmal Kempten im Allgäu mit etwa 558 Stunden und neuem Rekord. In Teilen Schleswig-Holsteins wurden dagegen nur rund 300 Sonnenscheinstunden gemessen.
Das Wetter in den Bundesländern im Herbst 2011
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte)
Schleswig-Holstein und Hamburg: In Schleswig-Holstein wurde eine Mitteltemperatur von 10,1 °C (9,2 °C) ermittelt. Es war mit etwa 164 l/m ² (232 l/m ²) das nasseste und mit 327 Stunden (292 Stunden) das sonnenscheinärmste Bundesland. Leck blieb mit 300 Stunden die deutschlandweit trübste Station. In Hamburg betrug die Temperatur 10,4 °C (9,6 °C), die Regenmenge 91 l/m ² (195 l/m ²) und die Sonnenscheindauer etwa 330 Stunden (285 Stunden).
Niedersachsen und Bremen: Für Niedersachsen ermittelten die Experten des DWD eine Niederschlagsmenge von 113 l/m ² (182 l/m ²). Mit 373 Stunden (282 Stunden) gehörte es zu den sonnenscheinärmeren und mit 10,1 °C (9,3 °C) zu den etwas wärmeren Regionen. Bremen war mit 123 l/m ² (186 l/m) das drittnasseste Bundesland. Hier registrierte man 10,5 °C (9,6 °C) und damit die zweithöchste Mitteltemperatur. Die Sonnenscheindauer erreichte etwa 374 Stunden (284 Stunden).
Mecklenburg-Vorpommern: Die Durchschnittstemperatur lag mit 9,9 °C (9,0 °C) höher als das vieljährige Mittel und die Sonnenscheindauer übertraf mit 376 Stunden (312 Stunden) das Soll um 21 Prozent. Mecklenburg-Vorpommern war mit 76 l/m ² (145 l/m ²) das zweittrockenste Bundesland.
Brandenburg und Berlin: Brandenburg registrierte im Herbst 2011 eine Mitteltemperatur von 9,8 °C (9,2 °C) und Berlin von 10,3 °C (9,5 °C). Berlin zählte mit 96 l/m ² (128 l/m ²) zu den regenärmeren Regionen und mit 469 Stunden (315 Stunden) Sonnenscheindauer belegte es hinter Sachsen den zweiten Platz. Auch Brandenburg gehörte mit 468 Stunden (316 Stunden) zu den sonnenscheinreichen Bundesländern. An Niederschlag wurden 103 l/m ² (127 l/m ²) gemessen.
Sachsen-Anhalt: In Sachsen-Anhalt lag die Mitteltemperatur im Herbst 2011 bei 10,0 °C (9,2 °C). Mit 443 Stunden (299 Stunden) gehörte dieses Bundesland zu den sonnigeren und mit 92 l/m ² (120 l/m ²) zu den vergleichsweise regenärmeren Regionen Deutschlands. Im Oktober wurden in Mehringen bei Magdeburg, Köthen bei Halle und Bernburg an der Saale nochmals vier Sommertage mit einem Tagesmaximum von mindestens 25,0 °C gezählt. Erwähnenswert sind heftige Gewitter, teilweise mit Hagel, die am Abend des 11. September im Raum Bernburg an der Saale für erhebliche Schäden sorgten. 20 km weiter östlich wurde sogar ein Tornado gesichtet. In Quedlinburg blieben die Nächte auf den 4.Oktober mit 17 °C und auf den 11. Oktober mit 16 °C für die Jahreszeit ungewöhnlich warm.
Sachsen: Sachsen übertraf im Herbst 2011 mit 494 Stunden das vieljährige Soll (319 Stunden) deutlich und war damit die sonnenscheinreichste Region Deutschlands. Weiter wurde ein Temperaturmittel von 9,7 °C (8,8 °C), sowie eine Niederschlagsmenge von 108 l/m ² (155 l/m ²) errechnet. Auch in diesem Bundesland wurden im Oktober in Dresden-Strehle und Garsebach bei Meissen nochmals vier Sommertage registriert.
Thüringen: In Thüringen wurde mit einer Mitteltemperatur von 9,3 °C (8,2 °C) bundesweit der zweitniedrigste Wert ermittelt. Die Sonne schien 450 Stunden (299 Stunden) und die Niederschlagssumme betrug 113 l/m ² (155 l/m ²). Während eines Gewittersturms am 11. September beschädigten umstürzende Bäume zahlreiche Autos.
Nordrhein-Westfalen: Mit 10,8 °C (9,5 °C) registrierte der DWD die deutschlandweit höchste Mitteltemperatur. In der Nacht zum 4. September sank das Quecksilber in Düsseldorf und Essen nicht unter 20 Grad. Das Bundesland verbuchte eine Regenmenge von 113 l/m ² (208 l/m ²) und 426 Sonnenstunden (294 Stunden).
Hessen: Hessen gehörte mit 9,6 °C (8,6 °C) zu den kühleren Bundesländern. Die Niederschlagsmenge verfehlte mit 93 l/m ² das Soll (188 l/m ²) um 50 Prozent, während mit 416 Stunden die Sonnenscheindauer (285 Stunden) um 46 Prozent übertroffen wurde. Bei einem Gewitter am 11. September sorgte in Hundelshausen, östlich von Kassel, ein Hagelschlag mit bis zu hühnereigrossen Körnern für erhebliche Schäden.
Rheinland-Pfalz: Bei einem Temperaturmittel von 10,2 °C (8,9 °C) und einer Sonnenscheindauer von 419 Stunden (308 Stunden) präsentierte sich Rheinland-Pfalz im Herbst 2011 mit 73 l/m ² (199 l/m ²) als trockenstes Bundesland. Auch war Andernach am Rhein mit 40 l/m ² die trockenste Station in Deutschland. Trotzdem gingen regional auch grosse Regenmengen nieder, die beispielsweise am 11. September für einen Erdrutsch an der Bahnstrecke bei St. Goar sorgten. Ein Intercity entgleiste, einige Menschen wurden verletzt.
Saarland: Das Saarland gehörte im Herbst 2011 mit 10,4 °C (9,2 °C) zu den wärmeren Bundesländern. Die Regenmenge lag mit 90 l/m ² (241 l/m ²) um 63 Prozent unter und die Sonnenscheindauer mit 386 Stunden (317 Stunden) um 21 Prozent über dem Klimawert. Auch hier sorgten am 11. September in Heusweiler, nördlich von Saarbrücken, heftige Gewitter mit hühnereigrossen Hagelkörnern für grosse Schäden.
Baden-Württemberg: Rheinfelden am Hochrhein meldete am 10. September mit 33,0 °C den bundesweit höchsten Temperaturwert. Trotzdem war es in Baden-Württemberg mit 9,5 °C (8,5 °C) vergleichsweise kühl. Das Bundesland präsentierte sich mit 460 Stunden (344 Stunden) als sonnenscheinreiche Region. Insgesamt fielen 118 l/m ² (220 l/m ²). Am 4. September sorgte wolkenbruchartiger Regen in Leutkirch-Herlazhofen, im württembergischen Allgäu, mit 93,5 l/m ² für die bundesweit grßte Tagessumme – davon fielen 59 Liter in einer Stunde.
Bayern: Bayern war mit 8,6 °C (7,9 °C) das kälteste Bundesland, aber mit 456 Stunden (335 Stunden) trotzdem eines der sonnenscheinreichsten Gebiete. Kempten im Allgäu meldete mit 558 Stunden die höchste Sonnenscheindauer aller Stationen. Die Niederschlagssumme betrug in Bayern 139 l/m ² (204 l/m ²). Am meisten regnete es in Reit im Winkl mit 298 l/m ². Auch wurde hier mit -9,1 °C am 25. November die bundesweit niedrigste Temperatur gemeldet.
*Alle in dieser Pressemitteilung genannten Jahreszeitwerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten drei Tage der Jahreszeit verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.
Quelle: DWD