Seit Anfang Mai 2453 EHEC- und 782 HUS-Fälle deutschlandweit
Dem Robert Koch Institut werden seit einigen Tagen Erkrankungen an HUS/EHEC auf deutlich niedrigerem Niveau übermittelt. Auch Daten aus der Surveillance blutiger Durchfälle in den Notaufnahmen freiwillig meldender Krankenhäuser deuten auf einen Rückgang der Anzahl und des Anteils an Fällen mit blutigem Durchfall ab dem 30. Mai hin.
Seit Anfang Mai 2011 sind dem RKI gemäss Infektionsschutzgesetz (IfSG) 2.453 Fälle mit einer Infektion mit EHEC übermittelt worden. 13 übermittelte EHEC-Fälle sind verstorben. Ausserdem wurden dem RKI bislang insgesamt 782 Fälle mit HUS übermittelt, 22 übermittelte HUS-Fälle sind verstorben. Damit sind dem RKI insgesamt 3235 EHEC- oder HUS-Fälle übermittelt worden, darunter 35 Todesfälle. (Datenstand 13.6.2011, 15.00 Uhr)
Insgesamt 76 % der dem RKI übermittelten EHEC-Fälle stammen aus den vier Bundesländern Schleswig-Holstein (n=711), Niedersachsen (n=503), Hamburg (n=393) und Nordrhein-Westfalen (n=257). Alle Bundesländer sind von dem EHEC-Ausbruch betroffen. Von den übermittelten HUS-Fällen stammen 75 % aus Schleswig-Holstein (n=183), Hamburg (n=174), Niedersachsen (n=125) und Nordrhein-Westfalen (n=108). Es sind alle Bundesländer von dem HUS-Ausbruch betroffen. Die weit überwiegende Anzahl der HUS-Fälle steht im Zusammenhang mit einer Exposition in Norddeutschland.
In Zusammenhang mit dem aktuellen Geschehen gibt das RKI folgende Empfehlungen:
€¢ Die aktuellen Verzehrsempfehlungen sollten beachtet werden. Wie bisher gilt, dass alle Personen mit Durchfall darauf achten sollten, dass strikte Hände-Hygiene eingehalten wird, insbesondere gegenüber Kleinkindern, Schwangeren und immungeschwächten Personen. Die Empfehlungen zur guten Küchenhygiene, wie sie das Bundesinstitut für Risikobewertung in seinem Merkblatt zur Vermeidung von EHEC-Infektionen beschreibt (www.bfr.bund.de), behalten weiterhin ihre Gültigkeit.
€¢ Personen mit blutigem Durchfall sollten umgehend einen Arzt aufsuchen.
€¢ Ärzte sollten bei diesen Patienten einen EHEC-Nachweis (im Stuhl) anstreben. EHEC-Infektionen können klinisch unauffällig verlaufen oder einen wässrigen Durchfall verursachen. Ein kleinerer Teil der EHEC-Infektionen entwickelt sich als schwere Verlaufsform mit krampfartige Bauchschmerzen, blutigem Durchfall. Diese Patienten sollten die behandelnden Ärzte im Hinblick auf die mögliche Entwicklung eines HUS eng beobachten und bei ersten Anzeichen eines HUS an geeignete Behandlungszentren überweisen. Symptome von EHEC-assoziierten HUS-Erkrankungen beginnen innerhalb einer Woche nach Beginn des Durchfalls. Der Zeitraum zwischen der Infektion und den ersten Durchfallsymptomen beträgt durchschnittlich drei bis vier Tage.
€¢ Diagnostizierende Laboratorien sollten bei Erregernachweis geeignete Proben an das Nationale Referenzzentrum für Salmonellen und andere Enteritiserreger am RKI (Standort Wernigerode) zu senden. Labore und Ärzte sind nach Infektionsschutzgesetz verpflichtet, sowohl mikrobiologisch nachgewiesene EHEC-Infektionen, als auch das Krankheitsbild des HUS (auch bereits bei Krankheitsverdacht) unverzüglich an das örtliche Gesundheitsamt zu melden.
Untersuchungen im Nationalen Referenzzentrum für Salmonellen und andere bakterielle Enteritiserreger am Robert Koch-Institut sowie an dem mit dem Robert Koch-Institut zusammenarbeitenden Konsiliarlaboratorium für Hämolytisch-Urämisches Syndrom (HUS) am Institut für Hygiene der Universität Münster (Prof. H. Karch) haben gezeigt, dass der gegenwärtig zirkulierende Stamm Eigenschaften zweier verschiedener Typen von pathogenen Escherichia coli trägt. Zudem liegen besondere Resistenzeigenschaften vor. Eine solche Neukombination krankmachender Eigenschaften sowie die Aufnahme von Resistenzgenen ist bei Escherichia coli bekannt.
Das Nationale Referenzlabor in Wernigerode hat bei 439 Patientenproben den Ausbruchsstamm identifiziert. Der Stamm zeigt eine erhöhte Resistenz gegen Cephalosporine der 3. Generation (ESBL), sowie eine breite Mehrfachresistenz u.a. gegen Trimethoprim/Sulfonamid und Tetrazykline. Dies ist allerdings klinisch nicht bedeutsam, da EHEC-Infektionen in der Regel nicht mit Antibiotika behandelt werden. Eine antibakterielle Therapie kann die Bakterienausscheidung verlängern und zur Stimulierung der Toxinbildung führen.
Das HUS ist eine schwere, unter Umständen tödliche Komplikation, die bei bakteriellen Darminfektionen mit sogenannten enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) auftreten kann. Pro Jahr werden dem RKI etwa 1000 EHEC-Fälle übermittelt. Das Vollbild des HUS ist charakterisiert durch akutes Nierenversagen, Blutarmut durch den Zerfall roter Blutkörperchen und einen Mangel an Blutplättchen. Im Jahr 2010 wurden dem Robert Koch-Institut zwei Todesfälle übermittelt.
Quelle: RKI