Seit Anfang Mai 1213 Fälle nach EHEC- Infektion und 520 HUS-Fälle
Wie das Robert Koch-Institut am 03.06.2011 mitteilt, wurden seit Anfang Mai 520 HUS-Fällen dem RKI übermittelt, darunter 11 Todesfälle (Stand 2. Juni 2011, 15 Uhr). Seit Anfang Mai 2011 sind dem RKI 1.213 Fälle mit einer Infektion mit EHEC übermittelt worden. Sechs übermittelte EHEC-Fälle sind verstorben Insgesamt 72% der HUS-Fälle stammen aus Schleswig-Holstein (143), Hamburg (97), Nordrhein-Westfalen (82) und Niedersachsen (51). Es sind alle Bundesländer von dem HUS-Ausbruch betroffen.
Bei den HUS-Fällen war der früheste Erkrankungsbeginn mit Durchfall am 1. Mai, der späteste Erkrankungsbeginn mit Durchfall am 31. Mai. Vom 2. bis 8. Mai lag die Fallzahl zwischen 0 und 2 Fällen täglich. Am 9. Mai stieg die Fallzahl auf 6 Fälle an und erhöhte sich seitdem kontinuierlich weiter bis zu einem bisherigen Maximum von 43 Fällen am 21. Mai. Der Rückgang der Meldezahlen nach dem 22. Mai darf aufgrund des Melde- und Übermittlungsverzugs noch nicht als Rückgang der Erkrankungszahlen gewertet werden.. €üBei den EHEC-Fällen war der früheste Erkrankungsbeginn mit Durchfall am 1. Mai, der späteste am 30. Mai. Vom 1. bis 11. Mai lag die Fallzahl von EHEC-Infektionen zwischen 0 und 8 Fällen täglich. Danach stieg die Fallzahl kontinuierlich an, bis auf ein Maximum von 104 Fällen am 22. Mai. Der Rückgang der Meldezahlen nach dem 22. Mai darf aufgrund des Melde- und Übermittlungsverzugs noch nicht als Rückgang der Erkrankungszahlen gewertet werden.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt derzeit weiterhin vorsorglich Tomaten, Salatgurken und Blattsalate nicht roh zu verzehren. Diese Hinweise, die insbesondere auf in Norddeutschland erhältliche Ware abzielen, haben weiterhin Bestand, solange die Ermittlungen des Ausbruchsgeschehens andauern“.
Untersuchungen im Nationalen Referenzzentrum für Salmonellen und andere bakterielle Enteritiserreger am Robert Koch-Institut sowie an dem mit dem Robert Koch-Institut zusammenarbeitenden Konsiliarlaboratorium für Hämolytisch-Urämisches Syndrom (HUS) am Institut für Hygiene der Universität Münster (Prof. H. Karch) haben gezeigt, dass der gegenwärtig zirkulierende Stamm Eigenschaften zweier verschiedener Typen von pathogenen Escherichia coli trägt. Zudem liegen besondere Resistenzeigenschaften vor (http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/E/EHEC/EHEC__Diagnostik.html) Eine solche Neukombination krankmachender Eigenschaften sowie die Aufnahme von Resistenzgenen ist bei Eschcherichia coli bekannt.
Seit 2. Juni 2011 liegen nun zusätzlich umfangreiche Informationen über das Bakterium aus der Genomsequenzierung des aktuellen Ausbruchsstamms vor. Diese bestätigen das Vorliegen dieser Eigenschaften, die für die Anheftung des Bakteriums an die Darmschleimhaut einerseits sowie für die Auslösung der schweren Komplikationen (HUS) andererseits verantwortlich gemacht werden. Das HUS-Konsilarlabor in Münster schreibt in einer Pressemitteilung vom 2. Juni 2011: Unsere bisherigen Untersuchungen wurden damit untermauert: Es handelt sich bei dem Ausbruchsstamm um einen Hybrid-Klon, der Virulenzeigenschaften unterschiedlicher Erreger vereint. Meldungen, wonach es sich bei dem aktuellen Erreger um einen völlig neuen Typ handele, seien nicht zutreffend, betont Karch: HUSEC041 (O104:H4) ist der bestätigte Ausbruchsstamm. Wir haben die in Münster erhobenen Ergebnisse der H-Antigen kodierenden Gene (flicH4) und des Sequenztyps ST 678 bereits am 26. Mai 2011 gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen vom RKI und anderen Wissenschaftlern veröffentlicht (www.eurosurveillance.org). Mittlerweile haben wir unsere Ergebnisse an mehr als 60 HUS-Patientenisolaten bestätigt. Stämme, die zu HUSEC041 gehören sind nicht neu, sondern auch schon früher aufgetreten. Allerdings sind sie extrem selten und zwar weltweit
Das Nationale Referenzlabor in Wernigerode hat bei 247 Patientenproben den Ausbruchsstamm identifiziert (molekulare Bestätigung des Virulenzprofils, Serotypie, PFGE). Das Konsiliarlabor für HUS in Münster hat seine Ergebnisse an mehr als 60 Patientenisolaten betätigt. Das Institut für Hygiene Hamburg hat mehr als 196 Proben bzw. Stämme als Ausbruchsstamm typisiert.
Der Stamm zeigt eine erhöhte Resistenz gegen Cephalosporine der 3. Generation (ESBL), sowie eine breite Mehrfachresistenz u.a. gegen Trimethoprim/Sulfonamid und Tetrazykline. Dies ist allerdings klinisch nicht bedeutsam, da EHEC-Infektionen nicht mit Antibiotika behandelt werden sollten. Eine antibakterielle Therapie kann die Bakterienausscheidung verlängern und zur Stimulierung der Toxinbildung führen. €üDie im Institut für Hygiene der Uni Münster untersuchten Stämme sind ebenfalls stx2-positiv, eae-negativ und nach Sequenztypisierung als O104 einzuordnen.
Das HUS ist eine schwere, unter Umständen tödliche Komplikation, die bei bakteriellen Darminfektionen mit sogenannten enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) auftreten kann. Pro Jahr werden dem RKI etwa 1000 EHEC-Fälle übermittelt. Das Vollbild des HUS ist charakterisiert durch akutes Nierenversagen, Blutarmut durch den Zerfall roter Blutkörperchen und einen Mangel an Blutplättchen. Im Jahr 2010 wurden dem Robert Koch-Institut zwei Todesfälle übermittelt. €üDie das HUS verursachenden EHEC-Bakterien werden direkt oder indirekt vom Tier auf den Menschen übertragen. Als Reservoir gelten Wiederkäuer, vor allem Rinder, Schafe, Ziegen. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt fäkal-oral, wobei die Erregeraufnahme über den Kontakt mit Tierkot, über kontaminierte Lebensmittel oder Wasser erfolgt, aber auch durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch (Schmierinfektion). €üEs gibt bisher keine Hinweise darauf, dass rohes Fleisch oder Rohmilch, die in Zusammenhang mit EHEC häufig als Überträger-Lebensmittel identifiziert werden, die Ursache des aktuellen Ausbruchs darstellen.
Quelle: RKI