EHEC-Infektionen: Bei dem Ausbruchsstamm handelt es sich um einen Hybrid-Klon
Prof. Karch analysiert Münsteraner Ergebnisse der Genomsequenzierung des aktuellen EHEC-Ausbruchsstamms
Bisherige Untersuchungen bestätigt: HUSEC041 (O104:H4) ist ein Hybrid-Klon / Datenabgleich mit dem Referenzstamm aus 2001 hat begonnen
Die Genomsequenzierung des aktuellen Ausbruchsstamms des EHEC-Erregers HUSEC041 (O104:H4) liegt seit heute morgen (06.45 Uhr, 02. Juni) den Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Münster (UKM) vor. Prof. Dr. Dr. h.c. Helge Karch, Direktor des Instituts für Hygiene am UKM: Unsere bisherigen Untersuchungen wurden damit untermauert: Es handelt sich bei dem Ausbruchsstamm um einen Hybrid-Klon, der Virulenzeigenschaften unterschiedlicher Erreger vereint. Meldungen, wonach es sich bei dem aktuellen Erreger um einen völlig neuen Typ handele, seien nicht zutreffend, betont Karch: HUSEC041 (O104:H4) ist der bestätigte Ausbruchsstamm. Wir haben die in Münster erhobenen Ergebnisse der H-Antigen kodierenden Gene (flicH4) und des Sequenztyps ST 678 bereits am 26. Mai 2011 gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen vom RKI und anderen Wissenschaftlern veröffentlicht (www.eurosurveillance.org). Mittlerweile haben wir unsere Ergebnisse an mehr als 60 HUS-Patientenisolaten bestätigt. Stämme, die zu HUSEC041 gehören sind nicht neu, sondern auch schon früher aufgetreten. Allerdings sind sie extrem selten und zwar weltweit.
Anhand einer ersten Datenanalyse wurde heute in Münster erneut nachgewiesen, dass es sich bei den neuen Eigenschaften des Ausbruchserregers um Charakteristika handelt, die sowohl in enteroaggregativen E. coli (EAEC) als auch in enterohämorrhagischen E. coli (EHEC) und in extraintestinalen E. coli auftreten. Diese Eigenschaften sind aber bereits im Referenzstamm aus 2001 enthalten. Der aktuelle Ausbruchsstamm zeigt das gleiche Verhalten (sogenannte aggregative Adhärenz) bei der Anheftung an die Zellen der Darmwand wie sein Vorgänger aus 2001. Zudem zeigt er die gleichen Rezeptorbindungseigenschaften. Das hat unser Stammvergleich gezeigt , so Karch. Hinzugekommen ist ein erweitertes Antibiotikaresistenzspektrum. Ausserdem zeigt er eine etwas stärkere zellschädigende Wirkung auf Nierenzellen. Im Vergleich zu anderen HUSEC-Typen ist diese Toxizität allerdings nicht aussergewöhnlich hoch , erklärt Karch.
Quelle: UKM