Neue Äpfel braucht das Land: Mit Smart Breeding auf der Suche nach dem optimalen Apfel
Wer in früheren Jahren neue Apfelsorten züchten wollte, brauchte vor allem viel Geduld. Ob die Bemühungen um neue Apfelsorten und Geschmacksvarianten oder besonders saftige Äpfel von Erfolg gekrönt gewesen waren, sah man erst, wenn der neu gezogene Baum auch wirklich Früchte trug: Also erst nach vielen Jahren. Apfelzüchter und Wissenschaftler sind jetzt angetreten, das zu ändern. Mit modernsten molekulargenetischen Methoden wollen sie dafür sorgen, dass der Züchter schon am Sämling erkennt, was für Früchtchen er sich möglicherweise heranzieht und so eine zielgerichtete Vorauswahl treffen kann.
Dabei helfen ihm molekulare Marker für Resistenzen gegen häufige Krankheiten, aber auch für Fruchteigenschaften wie Zucker- und Säuregehalt, Knackigkeit, Aroma oder Farbe. Sind die betreffenden Marker im Erbgut der Sämlinge nachweisbar, ist mit grosser Wahrscheinlichkeit auch die Anlage für die gewünschte Eigenschaft vorhanden und der entsprechende Sämling kommt in die engere Auswahl für eine neue Obstsorte. Bei dieser Methode, dem so genannten Smart Breeding, wird das Erbgut der Pflanzen nur untersucht, aber nicht verändert.
Die weitere Selektion erfolgt dann wie gehabt anhand der ausgewählten Pflanzen. An der Suche nach geeigneten Markern für den Apfel beteiligen sich 20 Forschergruppen aus Europa, zwei aus Südafrika sowie je eine aus Israel, Neuseeland und China und fünf Apfel-Züchtungsfirmen. Die Schweizerische Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswill koordiniert dabei die Umsetzung der wissenschaftlichen Resultate in die praktische Apfelzüchtung und damit in real existierende Äpfel. Die EU fördert das auf viereinhalb Jahre ausgelegte Projekt „Fruit Breedomics“ mit sechs Millionen Euro. Langfristig ist das eine lohnende Investition: Neben dem Apfel wird auch noch der Pfirsich untersucht. Die gewonnenen Erkenntnisse sind auch auf die Züchtung anderer Obstsorten anwendbar.
Dr. Margit Ritzka, www.aid.de