Überschwemmungen in Pakistan: Flutkatastrophe aus klimatologischer Sicht
Offenbach, 12. August 2010 – Die aussergewöhnliche Flutkatastrophe in Pakistan im Sommer 2010 ist die Folge einer Klimaanomalie über dem südlichen Pazifik. Das La Niña €™ genannte Ereignis verstärkte den Monsun im Juli deutlich. So drang der regenreiche Wind ungewöhnlich weit nordwestwärts nach Pakistan vor. Die Folgen waren dramatisch: An mehreren Tagen wurden grossflächig an vielen Wetterstationen in Pakistan Niederschläge von bis zu 280 Litern pro Quadratmeter (l/m2) gemessen. Das entspricht ungefähr der mittleren Menge, die in Deutschland in einem ganzen Sommer fällt. Im ganzen Juli 2010 fielen in Pakistan zum Teil mehr als 550 l/m2 – drei bis zehn Mal soviel wie in einem typischen Juli dort. In Peschawar gab es mit mehr als 400 l/m2 Niederschlag einen Rekord seit Beginn der Messungen vor fast 150 Jahren. Seit 1862 hatten Juliwerte dort sechsmal über 150 l/m2 und zweimal über 200 l/m2 gelegen. Der bisherige Rekordwert war mit 240 l/m2 1956 aufgetreten. Das ergaben Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die auf Daten des Pakistan Meteorological Department und des vom DWD betriebenen Weltzentrums für Niederschlagsklimatologie basieren.
Diese für Pakistan aussergewöhnliche Wettersituation setzte sich Anfang August fort. Bis zum 11. August fielen in Peschawar weitere 120 l/m2. Die Niederschlagssummen in Pakistan überstiegen seit Julibeginn bis Mitte August zum Teil über 600 l/m2. Solche Wassermassen konnten die Flussläufe nicht fassen. Es kam zu den Überflutungen.
Der Monsun mit seinen für Europäer gewaltigen Regenmengen ist in Indien und Pakistan nichts Ungewöhnliches. Er stellt sich jeden Sommer ein. Ein beständiger südwestlicher Wind führt feuchtwarme Ozeanluftmassen heran, die extreme Niederschläge bringen. Ursachen sind die unterschiedliche Erwärmung von Meer und Landmassen sowie die jahreszeitliche Verlagerung der äquatorialen Tiefdruckrinne. Der Monsun regnet sich am Rand des Himalayas ab. Die Regenmengen sind dabei oft enorm. In der Monsunzeit von Mai bis August liegen die mittleren Monatsmengen zum Teil beim 2 bis 5-fachen der Jahressummen, die in Deutschland im Flachland gemessen werden. Trotzdem wird der Regen dort nach monatelanger Trockenheit als Segen für die Land- und Wasserwirtschaft empfunden. Folgenreiche Überschwemmungen finden meist nicht statt. Auf ihrem Weg entlang des Himalayarands verlieren die Monsunregenfälle an Stärke und erreichen üblicherweise im Juli/August abgeschwächt Pakistan.
Quelle: DWD