Droht die nächste Viruswelle?
Der Winter scheint gut überstanden, der befürchtete schwere Verlauf der Schweinegrippe-Pandemie blieb aus. Doch jetzt ist schon die nächste Viruswelle da: Durchfall und Erbrechen, häufig begleitet von Fieber und Schüttelfrost betreffen derzeit immer mehr Menschen in Deutschland.
„Diese Symptome sind typisch für das Norovirus“, so Prof. Dr. Fickenscher, Virologe der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Experte des Exzellenzclusters Entzündungsforschung in Schleswig-Holstein. „Wir stellen einen starken Anstieg von Erkrankungen mit dem Norovirus fest, die Zahl der aktuell gemeldeten Fälle liegt über den Durchschnittswerten der letzten fünf Jahre.“
Noroviren sind hoch ansteckend
Das Norovirus wird von Mensch zu Mensch durch die Ausscheidungen eines bereits erkrankten Menschen übertragen. Der Erreger ist stabil und überlebt auch einige Tage auf Handtüchern, Geschirr, Spielzeug, Lebensmitteln oder Türklinken. Deswegen ist die Ansteckungsgefahr in gemeinschaftlich genutzten Einrichtungen wie Büros, Krankenhäusern oder Kindergärten besonders hoch. „Hat man das Norovirus gefangen, erkrankt man an einer Magen-Darm-Entzündung. Wer betroffen ist, leidet unter Krämpfen, Durchfall, Erbrechen, auch unter Schüttelfrost, Glieder- oder Kopfschmerzen.“, erläutert Prof. Fickenscher. „Gegen diese Symptome gibt es keine Medizin, sie klingen meistens nach zwei bis drei Tagen von selber wieder ab und, wenn sich der Erkrankte danach vollständig auskuriert, wird das Norovirus auch ohne Folgen überwunden. Der Körper sollte ausreichend mit Flüssigkeit wie Wasser und Tee versorgt werden, je nach Schweregrad der Symptome auch mit Elektrolytlösungen. Das Norovirus ist zwar heftig in der Wirkung, aber vergleichsweise harmlos und schnell überwunden.“ Allerdings können Noroviren bei Patienten mit Immunsuppression, z.B. in der Tumor- oder Rheumatherapie besonders schwer und länger andauernd erkranken.
Vorbeugen hilft
Wer sich gar nicht erst anstecken will oder selber betroffen ist und andere keinem erhöhten Ansteckungsrisiko aussetzen möchte, sollte auf eine verstärkte persönliche Hygiene achten. „Gründliches Händewaschen ist das einfachste Mittel, um sich zu schützen.“, so Prof. Dr. Fickenscher, und weiter: „Das Norovirus zeigt sich unbeeindruckt von vielen Desinfektionsmitteln, so dass besonders stark viruswirksame Mittel benötigt werden. Die Kleidung und Bettwäsche von Erkrankten sollte bei mindestens 60 Grad gewaschen und wenn möglich gekocht werden. Handtücher, Geschirr, Spielzeug sollten nicht gemeinsam von Erkrankten und Nicht-Erkrankten benutzt werden.“
Vom 20. bis 30. April 2010 findet in Berlin eine Ausstellung sowie Vorträge von Experten des Exzellenzclusters zu unterschiedlichen Aspekten des Phänomens Entzündung statt.
Quelle: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel