Fettleber erniedrigt vor Diabetes schützendens Protein
Deutschlandweit schätzt man die Zahl der an Diabetes Erkrankten auf rund 7,5 Millionen. Weltweit steigt die Zahl der Diabetes Erkrankten stetig. Das bedeutet, dass etwa jeder 10. Bundesbürger bereits erkrankt ist. Über 90 Prozent der Erkrankten leiden an einem Typ 2 Diabetes. Dabei sind zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr mehr Männer als Frauen betroffen, ab dem 60. Lebensjahr kehrt sich das Verhältnis um.
Das Risiko kann sich bei Frauen durch einen hohen (bis zu 60 Prozent), bei Männern hingegen durch einen niedrigen (bis zu 42 Prozent) Testosteronspiegel erhöhen. Ein hoher Östrogenspiegel dagegen ist sowohl für Männer als auch für Frauen mit einem erhöhten Risiko für Typ 2 Diabetes behaftet. Eine noch wichtigere Rolle bei der Risikoeinschätzung spielt allerdings bei Männern als auch bei Frauen die Bioverfügbarkeit dieser Hormone, die durch das Protein Sex-Hormone-Binding Globulin (SHBG) reguliert wird.
Wissenschaftler am Tübinger Universitätsklinikum konnten jetzt in einer Studie unter Leitung von Prof. Hans-Ulrich Häring, Prof. Andreas Fritsche und Privatdozent Dr. Norbert Stefan nachweisen, dass vor allem eine Fettleber den Wert dieses, vor Diabetes schützenden Proteins (SHBG) erniedrigt. Norbert Stefan, Wissenschaftler und Heisenberg Stipendiat an der Medizinischen Uniklinik Tübingen: „Falls sich unsere Erkenntnisse in weiteren Studien bestätigen, hätte der behandelnde Arzt damit eine Möglichkeit mittels der Bestimmung von SHBG im Blut das Diabetesrisiko und das Vorliegen einer Fettleber besser abzuschätzen. Parallel könnten die Ergebnisse einen neuen Ansatzpunkt für die Entwicklung von Medikamenten zur Prävention dieser Volkskrankheit sein.“
In einer kürzlich erschienenen Arbeit im renommierten New England Journal of Medicine berichteten Wissenschaftler der Harvard Medical School in den USA, dass hohe Blutspiegel von SHBG stark und kausal am Schutz vor Diabetes beteiligt sind.
Norbert Stefan, Fritz Schick und Hans-Ulrich Häring vom Universitätsklinikum Tübingen konnten nun zeigen, dass vor allem eine zunehmende Verfettung der Leber am Abfall der SHBG Spiegel beim Menschen beteiligt ist. Bedeutsam dabei ist auch, dass unter Reduktion des Fettgehalts in der Leber während einer Lebensstil-Intervention, die SHBG Spiegel wieder anstiegen. Diese Erkenntnisse wurden am 31.12.2009 im New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Untersucht wurde, welche Ereignisse, die an der Entstehung des Typ 2 Diabetes beteiligt sind, wie z.B. Zunahme der Gesamtkörperfettmasse oder der Fettmasse im Bauch, die Verringerung der Blutspiegel von SHBG beim Menschen verursachen.
Seit 2003 wird in der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen, in enger Zusammenarbeit mit der Sektion für Experimentelle Radiologie, bei Menschen mit einem erhöhten Risiko für Diabetes der Nutzen der Umstellung auf gesunde Ernährung und die Steigerung der körperlichen Aktivität auf den Stoffwechsel wissenschaftlich untersucht. Ziel ist dabei, weitere Erkenntnisse zur Prävention des Diabetes und seiner Folgeerkrankungen zu bekommen.
Quelle: Universitätsklinikum Tübingen