Gemeinsam gegen Grippe: Deutsche Influenzaforscher treffen sich
Was sind die Ursachen für die Gefährlichkeit von H5N1-Influenzaviren im Menschen? Was bedingt die hohe Ansteckungsfähigkeit der neuen H1N1-Viren? Welche Influenzaviren zirkulieren bei Wildvögeln in Deutschland ? In Berlin diskutieren vom 22. bis 24. November 2009 mehr als 100 Influenzaforscher aus zwei nationalen Influenzaforschungsverbünden aktuelle Forschungsergebnisse.
Die beiden Verbünde – das Forschungssofortprogramm Influenza (FSI) und das FluResearchNet (FRN) – gehen auf eine Forschungsvereinbarung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Zoonosen zurück. Zoonosen sind Erkrankungen, die von Tieren auf Menschen übertragbar sind, dazu gehört auch die Influenza. Die Forschungsvereinbarung war 2006 vom Bundesministerium für Gesundheit, vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung beschlossen worden (siehe auch Pressemitteilung der drei Ministerien vom 22.03.2006). Mitveranstalter der Tagung ist die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen, die mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Frühjahr 2009 ihre Arbeit aufgenommen hat. Sie soll die Forschungsaktivitäten zu Zoonosen zusammenführen.
Ein Schwerpunkt der Forschungsverbünde und der Tagung liegt auf der Interdisziplinarität. So tauschen sich zum Beispiel Kliniker mit Virologen, Epidemiologen und Impfstoffexperten aus. Die Arbeiten in den Forschungsnetzwerken haben wichtige Beiträge zur Vorbereitung auf eine Pandemie geleistet, die im April 2009 mit dem neuen H1N1-Virus ( Schweinegrippe ) dann auch aufgetreten ist. So konnte das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für Influenza am Robert Koch-Institut innerhalb weniger Tage nach Bekanntwerden des H1N1-Ausbruchs einen spezifischen Test für das neue Virus etablieren und anderen Laboratorien zur Verfügung stellen. Die im Rahmen des FSI-Programm im RKI durchgeführten Forschungsarbeiten trugen auch wesentlich dazu bei, dass Studien zur Untersuchung der Übertragbarkeit des neuen Virus sehr rasch begonnen werden konnten.
Das am FSI-Programm beteiligte Friedrich-Loeffler-Institut wurde durch das Förderprogramm zum Beispiel in die Lage versetzt, erstmals ein detailliertes Bild der Verbreitung der verschiedenen Vogelinfluenzaviren in Deutschland zu zeichnen. Die Forscher diskutieren bei der Tagung auch die Möglichkeiten und Schwierigkeiten, einen breit wirksamen Grippe-Impfstoff zu entwickeln, der auch gegen Virenstämme aus dem Tierreich schützen könnte. Das Paul-Ehrlich-Institut, Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, koordiniert mehrere FSI-Teilprojekte auf dem Gebiet.
Das universitäre FluResearchNet (FRN) wird von der Universität Münster koordiniert. Dort wurde zum Beispiel eine neue Strategie entwickelt, um die explosionsartige Vermehrung von Grippeviren zu blockieren, indem ihnen die Unterstützung der Wirtszelle entzogen wird. Im Unterschied zu gegenwärtig zugelassenen Virostatika scheinen sich die Viren gegen dieses Vorgehen kaum durch genetische Mutationen wehren zu können, und daher wird eine Resistenzbildung als sehr unwahrscheinlich angesehen.
Quelle: RKI