Die Schweinegrippe und die Weltwirtschaft
Die Schweinegrippe und die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft
Von Karl-Heinz Klug
Die Weltwirtschaft steckt in ihrer tiefsten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Eine Pandemie würde sie noch weiter schwächen. Mit der Anzahl der am Infuenza A/H1N1 Virus Verstorbenen, die aktuell bei 115 liegt, wächst die Sorge vor den wirtschaftlichen Folgen der Seuche.
Die Auswirkungen anderer Seuchen sind noch gut in Erinnerung. Die in 2002 erstmals in Chinas Provinz Guangdong ausgebrochene Lungenkrankheit SARS (Schweres Akutes Respiratorische Syndrom), hatte schon beträchtliche Auswirkungen auf die Wirtschaft. Die SARS-Epidemie soll nach Schätzungen der Weltwirtschaft ein Wachstum von ca. 1,4% gekostet haben. Der Erreger von SARS war ein bis zum Ausbruch der Epidemie unbekanntes Coronavirus. Weltweit gab es 8422 Infizierte und 916 Todesfälle, mit Schwerpunkt in Asien.
Die grossen Einkaufzentren und Märkte wurden gemieden, da man die Ansteckung in der Menschenmenge fürchtete. In Restaurants waren aus dem gleichen Grund problemlos freie Plätze zu bekommen. Da erinnert man sich sofort an die Massnahmen Mexikos gegen die aktuelle Schweinegrippe. Das ohnehin wirtschaftlich geschwächte Mexiko investiert nun 90 Millionen Dollar für eine Werbekampagne um Touristen ins Land zu locken. Unter anderem sollen internationale Stars eingeladen werden. Zusätzlich bietet Mexiko als makaberes Extra, laut El Universal Touristen als weiteren Anreiz eine kostenlose medizinische Versorgung an. Gleichzeitig werden weitere, an der Schweinegrippe Verstorbene aus Mexiko gemeldet.
Im Jahre 2005 hatte die Ausbreitung der Vogelgrippe in der Finanzszene für Unruhe gesorgt. Damals hatte ein Team australischer Ökonomen ein Modell für die finanziellen Auswirkung einer Vogelgrippe-Pandemie erstellt. Selbst eine relativ mässige Grippewelle wurde Millionen Menschenleben und Hunderte Milliarden Dollar kosten. Die Weltbank ging gar von weltweit 71 Millionen Grippetoten und einem volkswirtschaftlichen Schaden von 3000 Milliarden Dollar aus. Dabei wurde geschätzt, dass mindestens 60 Prozent der Kosten durch die Vorbeugung entstehen würden. Das Bruttoinlandsprodukt würde laut den Befürchtungen im Schnitt um fünf Prozent fallen.
Die Schweinegrippe hätte zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können. Zu Beginn des Ausbruchs der Seuche brachen die Kurse einiger Fluggesellschaften stark ein. Die Aktien der Lufthansa zum Beispiel, brachen am Vormittag des 27 April zeitweise um bis zu zwölf Prozent ein. Die Aktien von Air Berlin vorloren 4,50 Prozent und die TUI fiel gar um 6,85 Prozent. Die Aktien der British Airways sank um 8 Prozent. Die Aktien des Pharmakonzerns Merck zählten zu den wenigen Gewinnern an diesem Tag. Sie stiegen an der Indexspitze um 2,98 Prozent auf 68,34 Euro.
Da ist es kein Wunder, dass einige Staaten die WHO drängen mit der Ausrufung der Pandemie-Warnstufe 6 noch zu warten, beziehungsweise eine grössere Flexibilität bei der Ausrufung der höchsten Pandemie-Warnstufe 6 fordern. Nach den eigenen Regeln der WHO, denen nach bei einer Übertragung einer Seuche innerhalb der Bevölkerung in zwei WHO Regionen die Pandemie-Warnstufe 6 ausgerufen werden muss, sind diese Bedingungen schon erfüllt. Unter Druck wird nun überlegt, ob man die Regeln für eine Pandemie nicht neu definieren soll.
Als Hauptgrund wird angegeben, das es bei Ausrufung der Stufe 6 zu einer Panik kommen könnte. Ein gewisses Potential ist tatsächlich vorhanden. Als im Düsseldorfer Stadtteil Eller Schweinegrippe Infektionen bei einer Familie mit 2 Kindern gemeldet wurde, hat man die Kindertagesstätte, welche die Kinder besuchten, geschlossen. 36 Kinder, die im direkten Kontakt mit den Erkrankten waren, sollten zuhause bleiben und „nach Möglichkeit in dieser Zeit nicht an Gemeinschaftsveranstaltungen, beispielsweise im Sportverein oder der Musikschule teilnehmen, um der Gefahr der Ansteckung weiterer Kinder im Sinne äusserster Vorsorge wirksam vorzubeugen €.
Für die rund 50 Kinder, die streikbedingt nicht in der Kita waren und sich deshalb nicht haben anstecken können, hatte das Jugendamt ein Ersatzquartier im Bürgerhaus Eller auf der Jägerstrasse eingerichtet. Die Betreuung sollte dort ab dem 25.05.2009 stattfinden. Die besorgten Eltern haben am ersten Tag gerade mal ein Kind zur Ersatztagesstätte geschickt.
Gewinnen können derzeit nur die Pharmakonzerne und Impfstoffhersteller.
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