Spürbare Besucherfrequenzverluste und Umsatzrückgänge durch Umweltzonen
Studie des Handelsverband BAG belegt: Spürbare Besucherfrequenzverluste und Umsatzrückgänge im innerstädtischen Einzelhandel durch Umweltzonen
Berlin, 21.01.2009
Der Handelsverband BAG hat durch das Institut für Handelsforschung an der Universität zu Köln (IfH) eine Studie zu den ökonomischen Wirkungen der Umweltzonen auf den Einzelhandel in Innenstädten durchführen lassen. In den Städten Köln, Hannover und Stuttgart, die über unterschiedlich abgegrenzte Umweltzonen verfügen, wurden anhand von Passantenbefragungen Verhaltensänderungen der Verbraucher und die sich daraus ergebenden Folgewirkungen auf Besucherfrequenzen und Umsatzentwicklungen untersucht.
Hauptgeschäftsführer Rolf Pangels: Bisher wurde das Thema in erster Linie aus ökologischer Sicht betrachtet. Doch auch die ökonomischen Auswirkungen der Einrichtung von Umweltzonen auf den innerstädtischen Einzelhandel sind, wie wir jetzt feststellen konnten, nicht zu unterschätzen. Die Innenstädte werden nach den Erkenntnissen unserer Studie von rund 5 Prozent der Besucher aufgrund der Einführung der Umweltzone weniger häufig aufgesucht. Diejenigen, die nicht in der Umweltzone wohnen, kommen zu 7 Prozent weniger häufig in die Innenstadt. Kunden gehen folglich insbesondere im Umland verloren und besonders dann, wenn die Umweltzone eng abgegrenzt ist. Der Zonentypus scheint somit Einfluss auf das Kundenverhalten insgesamt und insbesondere die Besuchshäufigkeit der Innenstadt zu haben. Aufschlussreich dürfte auch eine von uns aufgestellte Rechnung sein: Im Durchschnitt der Ergebnisse der aktuellen BAG/HDE-Kundenverkehrsuntersuchung 2008 zählen wir rund 20.000 Kunden pro Tag in einer Innenstadt. Der durchschnittliche Kaufbetrag pro Kunde liegt am häufigsten zwischen 30 und 60 Euro. Kommen pro Tag etwa fünf Prozent weniger Kunden in eine Innenstadt, bedeutet dies in absoluten Zahlen einen Verlust von etwa 1.000 Besuchern. Umgelegt auf deren Einkaufsvolumen macht der Einzelhandel vor Ort einen Umsatzverlust in einer Spanne von durchschnittlich 30.000 bis 60.000 Euro pro Tag. Vor dem Hintergrund der aktuell äusserst angespannten konjunkturellen Lage sowie den generell engen Umsatzmargen im Einzelhandel wiegen solche Verluste mehr als schwer. Der innerstädtische Einzelhandel verliert ein weiteres Stück seiner wirtschaftlichen Basis.
Die Studie weise zudem nach, dass ein Wechsel des Hauptverkehrsmittels bei 5 Prozent aller Befragten erfolge. Die meisten stiegen vom Pkw auf den ÖPNV um. Der Anteil derjenigen, die mit der Einführung der Umweltzone das Verkehrsmittel wechseln, sei bei einer eng begrenzten Umweltzone höher als bei weiter ausgedehnten Zonen. Als alternative Einkaufsstandorte würden vor allem Geschäfte am Wohnort aufgesucht sowie andere Stadt- oder Ortszentren oder Einkaufszentren ausserhalb der Umweltzone. Geschäfte auf der Grünen Wiese spielten als Alternativstandorte kaum eine Rolle.
Pangels: Die Innenstädte müssen für alle Verkehrsteilnehmer grundsätzlich erreichbar sein bzw. bleiben. Die abnehmende Erreichbarkeit innerstädtischer Einkaufsstandorte für Pkw und die demgegenüber autogerecht ausgebauten Standorte an der Peripherie bewirken einen weiter zunehmenden Wettbewerbsnachteil für den Einzelhandel in den Innenstädten. Die Einrichtung von Umweltzonen und die damit verbundene Einschränkung der Erreichbarkeit bergen die Gefahr erheblicher negativer Beeinträchtigungen für den innerstädtischen Einzelhandel und sind daher zu überdenken. Zudem sind sie aus umweltpolitischer Sicht mehr als zweifelhaft.
Quelle: bag.de