Milchpreisdiskussion: Warum Milch und Butter teurer werden
(aid) 08.08.2007 – Milch und Butter sind teurer geworden. Das spüren die Verbraucher seit 31. Juli im eigenen Geldbeutel und lesen über die Gründe dafür täglich in der Zeitung. Die Butter – jahrelang für durchschnittlich 77 Cent pro 250 Gramm zu haben – kostet nun 1,19 Euro. Der Milchpreis ist ebenfalls kräftig gestiegen. Pasteurisierte Konsummilch mit 3,5 Prozent Fett war im Mai noch für 58 Cent zu haben, im Juli für 66 Cent pro Liter. Die Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP) in Bonn weist darauf hin, dass die Preise trotz der kräftigen Steigerungen noch immer unter dem Preisniveau von Anfang bis Mitte der 80er Jahre liegen. Gründe für die Preissteigerungen bei Butter seien zum einen geräumte Interventionslager und eine kleinere Butterproduktion. Ausserdem enthalte die Milch auch weniger Fett. Aufgrund gestiegener Futtermittelpreise werde weniger Kraftfutter verfüttert. Zur Wende am Milchmarkt ist es laut ZMP auch deswegen gekommen, weil die Nachfrage nach Milch und Milchprodukten in den vergangenen Jahren stärker gestiegen ist als die Erzeugung. Solange es noch Lagerbestände gab, konnten die Preise stabil gehalten werden. Dies hat sich nun geändert. Die Preisentwicklung wirkt sich auch auf die Auszahlungspreise der Molkereien an die Landwirte aus. Diese hatten noch im Frühjahr für höhere Preise demonstriert, weil die Milch teilweise unter Einstandspreis verkauft wurde. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sollen Landwirte nun knapp sechs Prozent mehr pro Liter Milch erhalten. Angesichts der Marktlage rechnet die ZMP mit einem weiteren Anstieg der Auszahlungspreise innerhalb der nächsten Monate. Dass von höheren Preisen auch die Landwirte profitieren, bezweifelt der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter noch. Für die Milchbauern bestehe noch lange kein Grund zur Freude. Die Preiserhöhungen um bis zu 5 Cent pro Liter, die Handel, Molkereien und Erzeuger im Frühjahr ausgehandelt hätten, seien bisher noch nicht bei den Landwirten angekommen. Ausserdem hätten sich die Produktionskosten in 2007 bereits um 3 Cent pro Liter Milch erhöht. Der Milchpreis habe sich zudem jahrelang auf dem Niveau der 70er Jahre bewegt, während die Produktionskosten gestiegen waren. Der zunehmende Preisdruck bei gleichzeitigem Anstieg der Produktionskosten habe u. a. dazu geführt, dass immer mehr Milcherzeuger aus der Milchproduktion ausgestiegen seien, weil kostendeckendes Wirtschaften nicht möglich war. Daher werde seit einiger Zeit in Europa weniger Milch erzeugt, mit der Folge dass Lagerbestände abgebaut und bei gleichzeitig gestiegener Nachfrage auf dem Weltmarkt nun Milchknappheit herrsche. Der Verband fordert ebenso wie der Deutsche Bauernverband, dass die neuen Preiserhöhungen vor allem an die Milchviehhalter weitergereicht würden, damit diese rentabel Milch erzeugen können und die hohen Qualitätsstandards in der Milchproduktion gerecht entlohnt werden. Dieser Forderung schloss sich auch Gerd Billen, der neue Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) an.
aid, Renate Kessen
Quelle: aid