Fische in der Sackgasse
WWF: Flüsse, Seen und Feuchtgebiete erleben rapiden Artenschwund
Zum Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai:
Frankfurt 21.05.2007 – Nach Berechnungen des WWF ist der so genannte Living Planet Index aller Arten, die in und an Süsswasser-Ökosystemen leben, seit 1970 um 28 Prozent zurückgegangen. Rechnet man die Vogelwelt heraus, hat der dramatische Abwärtstrend sogar bereits die Hälfte aller Arten erfasst (Säugetiere, Amphibien, Reptilien und Fische). Wie die Skukuza Freshwater Group, ein Zusammenschluss führender Umweltorganisationen (darunter auch der WWF), heute bestätigte, schreitet der weltweite Artenschwund in keinem anderen Lebensraum so rasch voran wie in Flüssen, Seen und Feuchtgebieten. Einen der Hauptgründe für diese Misere sieht die Expertengruppe darin, dass bei der Ausweisung von Nationalparken und Schutzgebieten speziell auf die Süsswasserarten ausgerichtete Kriterien nur unzureichend berücksichtigt werden. Zum Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai weist der WWF darauf hin, dass bereits rund ein Fünftel aller Süsswasser-Fischarten und sogar mehr als ein Drittel aller Schildkrötenarten vom Aussterben bedroht sind. Dies belegen Untersuchungen in ausgewählten Ländern, die für die Erstellung der internationalen Roten Liste der bedrohten Arten vorgenommen wurden.
Der Lebensraum Süsswasser wird bei vielen Naturschutzprogrammen immer noch zu sehr vernachlässigt, obwohl es sich hierbei um äusserst sensible Ökosysteme mit ihren eigenen Gesetzmässigkeiten handelt , kritisiert WWF-Süsswasserexperte Martin Geiger. Im Gegensatz zu anderen Gebieten veränderten sich beispielsweise die Lebensbedingungen an Flüssen oder in Feuchtgebieten aufgrund ihrer natürlichen Dynamik – zum Beispiel durch Erosion oder durch saisonale Überflutungen – sehr viel drastischer. Werde diese Dynamik gestört oder gestoppt, verlieren die hier heimischen Arten ihre vielfältigen Lebensräume und begeben sich auf den Rückzug. Wird ein Fluss zum Beispiel durch einen Staudamm unterbrochen, haben wandernde Fischarten keine Chance mehr. Sie stecken in einer Sackgasse und kommen nicht mehr zu ihren Laichgründen – im Extremfall stirbt eine Population aus, wenn sie keine geeignete Nische mehr findet , erläutert der WWF-Experte.
Die Artenvielfalt des Süsswassers sei vor allem durch fünf vom Menschen verursachte Faktoren bedroht, erläutert Geiger: Wasserentnahme, Verschmutzung, Infrastrukturmassnahmen wie Dämme, Ausbeutung der natürlichen Ressourcen wie zum Beispiel Überfischung und das Einbringen fremder Arten, die heimische Tiere und Pflanzen verdrängen. Verstärkt wird der zunehmende Schwund an Artenvielfalt durch den Klimawandel, der für höhere durchschnittliche Wassertemperaturen sorgt und der dazu führt, dass der Druck auf die natürliche Ressource Wasser noch weiter steigt.
Quelle: WWF