Wir brauchen eine ehrgeizige Klimapolitik
Bundesumweltminister zum neuen IPCC-Bericht
Der Zwischenstaatliche Ausschuss zu globalen Klimaänderungen (IPCC) hat heute in Brüssel einen neuen Bericht vorgestellt. Dazu erklärt Bundesumweltminister Sigmar Gabriel:
Die internationale Klimaforschung kann heute mit hoher Zuverlässigkeit Folgen der vom Menschen verursachten Klimaänderungen in allen Regionen der Welt feststellen. Das ist ein erheblicher Fortschritt gegenüber dem letzten Sachstandsbericht. Der Bericht macht deutlich: Je stärker sich das Klima ändert, desto schwerwiegender sind die Folgen für Mensch und Umwelt. Sie sind aber weniger folgenschwer, je früher und entschiedener Massnahmen zur Minderung der Treibhausgasemissionen ergriffen werden. Trotz der Versuche der Delegationen aus Saudi-Arabien, China, den USA und Russland, den Bericht in einigen Passagen abzuschwächen, ist es gelungen, die substanziellen Aussagen zu den dramatischen Folgen der Klimaänderungen zu erhalten.
Der neue Bericht bestätigt, dass eine ehrgeizige Klimaschutzpolitik notwendig ist. Die Bundesregierung nutzt die derzeitigen EU- und G8-Präsidentschaften dazu, die führende Rolle der EU weiter zu entwickeln. In diesem Jahr müssen wir entscheidende Weichen für ein multilaterales Klimaschutzregime für die Zeit nach 2012 stellen, um eine globale Erwärmung um mehr als 2 Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten zu verhindern. Entscheidende Signale zur Fortentwicklung der Klimarahmenkonvention und des Kyoto-Protokolls hat der Europäische Rat am 9. März gesetzt: Die EU wird bis 2020, bezogen auf das Jahr 1990, die Emissionen der Treibhausgase um 30 Prozent reduzieren unter der Voraussetzung, dass andere Industrieländer vergleichbare Anstrengungen unternehmen und auch Schwellenländer einen Beitrag leisten, der ihren Möglichkeiten entspricht. Unabhängig vom Verlauf der internationalen Verhandlungen und unabhängig von Verpflichtungen anderer Länder will die EU die Treibhausgase bis 2020 um mindestens 20 Prozent vermindern. Europa hat hierzu Klimaschutz und Energiepolitik in einem integrierten Konzept zusammengeführt. Auch auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm wird Klimaschutz zum Top-Thema.
Der neue IPCC-Bericht stellt auch die Notwendigkeit von Anpassungsmassnahmen heraus, da der Klimawandel bereits jetzt, auch bei uns, Realität ist und aufgrund von immer mehr extremen Ereignissen wie Hitzewellen und Starkniederschlägen zu zunehmenden Schäden führt. In Europa ist mit erheblichen Folgen für viele ökonomische Sektoren sowie für die menschliche Gesundheit und die Ökosysteme zu rechnen. Allerdings kann sich selbst ein Land wie die Niederlande im Extremfall eines Abbruchs des Westantarktischen Eisschildes nicht schützen. Anpassung kann Anstrengungen zum Klimaschutz nicht ersetzen.
Hintergrund:
Der IPCC stellt in seinen Berichten im Auftrag der Vereinten Nationen die aktuellen wissenschaftlichen Grundlagen der Klimaänderungen im Konsens der internationalen Forschung fest. Der jetzt verabschiedete Bericht zu den Folgen der Klimaänderungen und zu Anpassung ist der zweite von drei Teilbänden des vierten IPCC-Sachstandsberichtes. An dem Bericht wirkten Hunderte von Wissenschaftlern aus 65 Staaten mit, darunter etwa 20 Forscher aus Deutschland. Zu den Folgen eines ungebremsten Klimawandels, die der Bericht aufzeigt, gehören:
- Hunderte von Millionen von Menschen würden zusätzlich unter Wassermangel leiden.
- Millionen Menschen würden gesundheitlich von der globalen Erwärmung betroffen sein insbesondere in Regionen mit geringer Anpassungsfähigkeit.
- Es werden mehr Todesfälle, Krankheiten und Verletzungen durch Hitzewellen, Überschwemmungen, Stürme, Brände und Dürren erwartet.
- 20-30% der weltweiten Arten würden wahrscheinlich bei einer globalen Erwärmung von 2-3 C über vorindustriellen Werten vom Aussterben bedroht sein.
- In einigen Regionen würden Auswirkungen besonders spürbar sein, z. B. in der Arktis, in Afrika dort vor allem im südlichen Teil , auf kleinen Inseln und in ausgedehnten und stark bevölkerten asiatischen Mündungsgebieten.
Der dritte Teilband beschäftigt sich mit den Handlungsoptionen zur Minderung von Treibhausgasemissionen. Seine Veröffentlichung ist für den 4. Mai 2007 geplant.
Quelle: BMU