Berchtesgaden: Galileo erstmals im Feldversuch getestet
Berchtesgaden (Deutschland), 14.12.2006 Berchtesgaden, im äussersten südlichen Zipfel Bayerns gelegen, ist um eine Attraktion reicher. Auf vier Berggipfeln rund um den Marktort wurden Signalgeber des geplanten neuen Satellitennavigationssystems Galileo installiert; sie simulieren Satellitensignale zum Test von Endgeräten, mit deren Hilfe später Autofahrer und andere Nutzer des Systems ihren genauen Standort auf den Meter genau bestimmen können. Die neue Galileo Test- und Entwicklungsumgebung (GATE) der Firma IfEN GmbH wurde am gestrigen Donnerstag um 14:30 Uhr in Betrieb genommen. Erstmals wurden damit Galileo-Signale im freien Feldversuch empfangen. Die Signale kamen von den um Berchtesgaden aufragenden Berggipfeln des Grünstein, dem Hirschkaser, dem Kehlsteinhaus und dem Stöhrhaus. Das Signal wurde von einem Empfangsgerät im Nationalparkhaus aufgefangen und das Ergebnis in Form der genauen Antennenposition den staunenden Besuchern präsentiert. Der Berchtesgadener Marktbürgermeister Rudolf Schaupp freute sich, dass das neue System ab dem kommenden Frühjahr für einen satellitengestützten City-Guide genutzt werden kann.
Ab Anfang Mai 2007 soll für andere Anwender der Testbetrieb der Anlage in Berchtesgaden anlaufen. Beispielsweise sollen dann Busse in Berchtesgaden satellitengesteuert mit Hilfe von Galileo-Daten gesteuert werden können. Mit der offiziellen Inbetriebnahme des neuen Satellitennavigationssystems Galileo wird nicht vor 2010 gerechnet. Bis dahin sollen noch 30 Satelliten ins All geschossen werden. Bis es so weit ist, können Endgerätehersteller ihre Empfangsanlagen im Berchtesgadener Land testen.
GALILEO wird gemeinsam von der Europäischen Union und der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) vorangetrieben. Es steht in Konkurrenz zum etablierten GPS-System der USA, soll aber mit den technischen Spezifikationen der Datenströme des GPS-Systems kompatibel sein. Die Satelliten senden extrem genaue Zeitsignale, aus denen Bodenstationen anhand der Entfernungs- und Umlaufdaten der Satelliten hochgenaue Ortsbestimmungen errechnen können, wenn gleichzeitig vier Satelliten im Empfangsbereich liegen. Nutzer dieser Daten sind neben dem Verkehrswesen, staatliche Strafverfolgungsbehörden wie Zoll und Polizei sowie das Bauwesen.
Bis es soweit ist, müssen jedoch noch einige bürokratische Hürden genommen werden. Am Dienstag ist erneut ein Versuch der EU-Mitgliedsstaaten gescheitert, sich auf einen künftigen irdischen Standort der Galileo-Hauptverwaltung zu einigen. Elf Staaten hatten sich beworben. Tschechien, das sich ebenfalls als Standort beworben hatte, vermutet geheime Absprachen zwischen den alten EU-Mitgliedern, die verhindern wollen, dass eines der neu in die EU aufgenommenen Mitgliedsländer den Zuschlag erhält.