Der Klimawandel betrifft uns alle
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel zum Al-Gore-Film „Eine unbequeme Wahrheit“
Zum morgigen Start des Al-Gore-Films „Eine unbequeme Wahrheit“ („An Inconvenient Truth“) in den deutschen Kinos erklärt Bundesumweltminister Sigmar Gabriel:
„In diesem Dokumentarfilm stellt der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore die Gefahren des Klimawandels und die Dringlichkeit des Handelns in allgemein verständlicher Weise dar. Der Film ist deshalb besser geeignet als viele wissenschaftliche Artikel und Fachkonferenzen, das Problem gezielt denjenigen Menschen zu erklären, die keine Vorkenntnisse haben und die sich vielleicht noch nie mit diesem Thema befasst haben. Es ist wichtig, dass jeder Einzelne von uns begreift, vor welcher Herausforderung wir stehen und wie wir sie meistern können. Denn die Folgen des Klimawandels treffen uns alle, deshalb müssen wir alle gemeinsam handeln. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Die nächsten 10 bis 15 Jahre entscheiden darüber, ob wir die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels noch verhindern können oder sie unseren Kindern und Enkeln einfach zumuten.
Dabei ist mir eine Botschaft besonders wichtig: Klimawandel ist keine Katastrophe, der wir ohnmächtig gegenüberstehen. Wir können nicht nur etwas tun, wir werden sogar enorm davon profitieren, wenn wir unsere Gesellschaft zukunftsfest und damit klimaverträglicher gestalten.
Zunächst einmal: Aktiver Klimaschutz erhöht unsere Lebensqualität: Weniger Abgase bedeuten weniger Smog, und isolierte Gebäude schaffen ein angenehmeres Raumklima als ständige Heizungsluft. Es bringt nicht nur ökologische Verbesserungen, sondern auch ökonomische Vorteile, sich für einen starken Klimaschutz zu engagieren.
Die Knappheit von Energie und Rohstoffen und die anhaltende Umweltverschmutzung in ökonomisch schnell wachsenden Ländern wie China schaffen einen immensen Markt insbesondere für ressourcen- und energieeffiziente Produkte und Verfahren. Mit anderen Worten: Aktiver Klimaschutz stärkt unsere Wirtschaftskraft, schafft Arbeitsplätze und bietet Unternehmen enorme zusätzliche Exportchancen. Wer auf klimafreundliche Energietechnologien, den effizienten Einsatz von Energie und auf erneuerbare Energien setzt, hat die Nase vorn.
Energieverbrauch und Klimawandel stehen in direktem Zusammenhang. Deshalb werden wir diese Themen zu einem Schwerpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft und G8-Präsidentschaft im nächsten Jahr machen. Wir, die Industrieländer, deren verschwenderischer Umgang mit Ressourcen und Energie für den grßten Teil der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, müssen zuerst zeigen, dass wirtschaftliches Wachstum mit weniger Energie- und Ressourcenverbrauch möglich ist. Dann folgen auch andere Länder wie China.
Das wichtigste Thema der Klimaverhandlungen der nächsten Zeit ist, wie das Kyoto-Protokoll über das Jahr 2012 hinaus fortentwickelt werden soll. Bisher haben sich nur die grossen Industrieländer verpflichtet, ihre Treibhausgas-Emissionen zu mindern. Das ist auch folgerichtig. Die Frage wird aber nicht nur sein, welche neuen Ziele sich die Industriestaaten setzen, die noch viel ehrgeiziger werden müssen. Die Frage wird auch sein, welche Rolle die Schwellenländer, also die Staaten, die dabei sind, die Schwelle vom Entwicklungsland zum Industrieland zu überschreiten, übernehmen können, Länder wie China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika. Für Schwellen- und Entwicklungsländer ist ein differenziertes System von Verpflichtungen gefragt. Wenn wir einen lückenlosen Übergang nach 2012 erreichen wollen, brauchen wir bis 2009 eine Einigung auf ein internationales Abkommen, das auf dem Kyoto-Protokoll aufbaut.
Deutschland wird weiterhin seine führende Rolle im Klimaschutz wahrnehmen. Wir schlagen vor, dass sich die EU verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen bis 2020 um 30 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Unter dieser Voraussetzung wird Deutschland eine darüber hinausgehende Minderung seiner Emissionen anstreben.“
Quelle: BMU